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Insbesondere waren es zwei sehr bedeutende Legate patriotischer Rostocker, des Herrn Martin Köster und des Herrn Kaufmann Matthias Meyer, sowie die in Folge jener Anregung in hiesiger Stadt veranstalteten reichen Sammlungen, welche Rat und Bürgerschaft zu dem Beschlusse, ein neues Stadttheater zu erbauen, führten. Die Maßnahmen zur Ausführung dieses Beschlusses wurden einer aus drei rätlichen und drei bürgerschaftlichen Mitgliedern bestehenden Deputation übertragen, welche sodann, unter Beirat des Herrn Stadt-baudirektors Studemund, den Bau geleitet hat. Die technische Oberleitung des ganzen Baues wurde dem Herrn Architekten Heinrich Seeling aus Berlin übertragen, dessen Plan unter drei zum Wettbewerb eingeforderten Bauplänen durch die Sachverständigen, den Herrn Geh. Oberbaurat Daniel in Schwerin und den Herrn Stadtbaudirektor Studemund hierselbst, als das zweckmäßigste und in jeder Beziehung beste anerkannt und in Folge dessen auch von Rat und Bürgerschaft angenommen war. Den Zettel der Festvorstellung vom 5. Oktober, die nur für die Eingeladenen bestimmt war, bringen wir auf Seite 123. Am 6. Oktober fand bei ausverkauftem Hause die öffentliche Einweihung mit „Lohengrin“ statt. Nachdem die Festouvertüre verrauscht war, trat Direktor Richard Hagen (vgl. d. Abth. 6. April) vor die festlich gestimmte Versammlung und hielt eine mit jubelndem Beifall aufgenommene Ansprache, aus der wir Folgendes nach begrüßender Einleitung) hervorheben:

„So wäre denn ein langgehegter Wunsch in Erfüllung gegangen, Rostock besitzt ein neues Stadttheater, eine edle Heimstätte der Kunst, eine Zierde der Stadt. Ich schätze mich glücklich daß ich, ein Rostocker Kind, dazu berufen worden bin, diesen herrlichen Tempel der Kunst einzuweihen, wohlbewusst der Verantwortung, die ich mit Leitung der Rostocker Bühne übernommen habe. - - - Als in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die dramatische Kunst in Deutschland noch sehr darniederlag, da war es Mecklenburgs Fürst, der kunstliebende Herzog Christian Ludwig, der das Theater zu einer wahren Kunststätte erhob. Hier in unserem Vaterland erstand unter Schönemann eine Schaubühne, wie vorher Deutschland noch keine gehabt, in Schwerin und in dem kleinen Theater, das Herzog Christian Ludwig im Palais zu Rostock einrichten ließ, erstand der dramatischen Kunst ein deutsches Mustertheater. Und wie das vergangene Jahrhundert, so hat auch das gegenwärtige manchen tüchtigen Mann an der Spitze der hiesigen Bühne gesehen, ich nenne nur die Namen Bethmann, Behr, Deutschinger. Ich bin nun berufen, die Erbschaft anzutreten, die mir die genannten, in der Theaterwelt rühmlichst bekannten Männer hinterlassen haben. Ich nehme die ernsten Pflichten auf, und mein Erstes sei, allen Denen, die diesen Kunsttempel errichtet haben oder errichten halfen, Namens der Kunst den herz-lichsten Dank abzustatten. Mein Zweites sei, das Versprechen ab-zugeben, daß ich unser Theater in echt künstlerischem Sinne führen will. Um dieses mein Versprechen erfüllen zu können, bedarf ich vor allen Dingen Ihres Wohlwollens und Ihres Vertrauens. Ich stelle die Bühne in den Dienst reiner und edler Kunst, ich werde allezeit bestrebt sein, Gutes gut vorbereitet vorzuführen und Sie mit den besten Produkten der dramatischen Literatur bekannt zu machen, ohne dem Humor die Türe zu verschließen; ich bin bereit, gerechten Wünschen des Publikums möglichst Rechnung zu tragen, dafür bitte ich Sie unsern Leistungen wohlwollend entgegenzutreten und überzeugt zu sein, daß es unsere redliche Absicht ist, das Beste zu erstreben. Und so lassen Sie mich denn hoffen, daß sich zwischen Publikum und Bühne eine recht sympathische und wohlwollende Wechselwirkung heranbildet, damit wir in ruhigem Streben Gutes schaffen können zum Heile unserer Kunst, zum Ruhme unserer Vaterstadt und zur Freude des Publikums und der Darsteller. Mit diesem Wunsche eröffne ich denn die Spielzeit; möge sie nach allen Richtungen hin eine gedeihliche werden.“

 

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