Wald- und Feldkulte. Erster Teil. Der Baumkultus der Germanen und ihrer Nachbarstämme.

Mythologische Untersuchungen
Autor: Wilhelm Mannhardt (1831-1880) deutscher Volkskundler, Mythologe und Bibliothekar, Erscheinungsjahr: 1875

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Agrarkulte, Überlieferungen, Sagen, Märchen, Ackergebräuche, Waldgeister, Kobolde, Baumgeister, Dämonen, Vegetation, Wildleute, Berggeister, Feldgeister, Stürme, Kinderraub, Feldgeister, Opfer, Wein, Heilkundige, Hausgeister, Zwerge, Witterung, Meerfrauen, Wirbelwind, Pflanzenwelt, Jäger, Wildleute, Windgeister, Zauberspruch, Baumwelt, Baumseele, Jahreszeit, Unwetter, Wald, Feld,
Das vorliegende Buch, welchem demnächst ein zweiter Band „griechische und römische Agrarkulte aus nordeuropäischen Überlieferungen erläutert“ folgen wird, beginnt die Veröffentlichung einer Reihe von Vorarbeiten, die sich dem Verfasser als erforderlich ergeben hatten, um zur Klarheit und Sicherheit über das Fachwerk zu gelangen, in welches die einzelnen Stücke der von ihm unternommenen „Sammlung der Ackergebräuche“ einzuordnen seien. Es ist hier der Versuch gemacht worden, die wichtigsten Sagen, Frühlings- und Sommergebräuche, welche zu den Erntegebräuchen in unverkennbarer Analogie stehen, einzig und allein aus sich selbst heraus einer methodischen Untersuchung auf ihren Inhalt und dessen Bedeutung zu unterwerfen, soweit es der Hauptsache nach auf Grund des in der Literatur vorhandenen Materiales schon jetzt geschehen konnte. Doch sind an vielen Orten bisher ungedruckte Überlieferungen eingestreut.

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Inhaltsverzeichnis
    Grundanschauung. Aus der Beobachtung des Wachstums schloss der Urmensch auf Wesensgleichheit zwischen sich und der Pflanze; er maß ihr eine der seinigen ähnliche Seele bei. Auf dieser Grundvorstellung beruht der Baumkultus nordeuropäischer Völker S. 1 – 4.
  1. Erstes Kapitel. Die Baumseele.
    1. § 01. Gleichsetzung des Menschen und der Pflanze. Verschiedene Formen dieses Glaubens.
    2. § 02. Mensch und Baum, Gleichnis im Hávamál.
    3. § 03. Anthropogonischer Mythus von Askr und Embla.
    4. § 04. Der Baum als Person behandelt.
    5. § 05. Die Holundermutter, die Eschenfrau und ihre Sippe. Verehrung des Baumgeistes, dem das Vermögen zu schaden beigemessen wird, durch Opfer und Gebet.
    6. § 06. Niederlitauische Baumgeister. Verbot des Baumschälens; zwischen Stamm und Rinde sitzende Geister schaden den Haustieren.
    7. § 07. Baum, Menschenleib und Krankheitsdämonen. Die unter der Borke weilenden Insekten mit den wurmgestaltigen Krankheitsgeistern (Elben, bösen Dingern, Holdichen) identifiziert,*) führen zu dem Volksglauben, dass der Baum Krankheiten entsenden, oder entfernen (zurückrufen) könne S. 12 —16. Hieraus entspringende sympathetische Kuren, um den Krankheitsgeist in den Baum oder Wald zurückzubannen 8. 16 — 22. Sprossform, Verpflöckung der Maus in den Baum S. 23. Hierbei ist der Baum selbst mit dem Menschenleibe in Parallelismus gedacht S. 25.
    8. § 08. Strafe für Baumschäler nach dem Grundsatz Auge um Auge, Zahn um Zahn setzt den Glauben an Persönlichkeit des Baumes voraus S. 26. Vgl. 8. 603. Historische Zeugnisse für die Ausübung des Brauchs als religiöse Handlung S. 28 —31.
    9. § 09. Miteinanderwuchs des Baumes und des Menschenleibes. Kranke mit Leibesschäden verknüpfen ihr Leben auf mystische Weise mit einem Baume, indem sie durch einen Spalt desselben kriechen S. 32.
    10. § 10. Verletzte Bäume bluten. Die Beseelung des Baumes gedeiht bis zur Annahme menschlicher Körperlichkeit unter der Rinde. Die magische Wechselwirkung mit dem Menschen spricht sich in dem Glauben aus, dass der Baumschädiger sich selbst die gleiche Wunde beibringe, wie dem Baume S. 34 —38.
    11. § 11. Freibäume, die nicht gehauen werden durften, von einem Geiste beseelt S. 38.
    12. § 12. Baum zeitweilige Hülle einer abgeschiedenen Seele. Die Vorstellung von der Baumseele kleidet sich auch in die Gestalt, dass Bäume aus dem Leichnam Toter hervorsprießen, oder dass die Seelen Verstorbener im Baume verkörpert sind, oder im Baume Wohnung haben und zeitweilig außerhalb desselben im Winde umfahren S. 39 — 44
    13. § 13. Baum, Aufenthalt des Hausgeistes, Abart der zuletzt genannten Vorstellung 8. 44.
    14. § 14. Baum, Schutzgeist oder Sitz des Schutzgeistes. Der ideale Doppelgänger, der Genius einer Menschenseele oder der Seele eines ganzen Geschlechtes mit der Seele eines bestimmten Baumes identifiziert S. 44.
      1. § 14a.Baum = Lebensbaum. Brautleute sehen das Abbild ihrer Person, ihres Lebens in einem grünen Baume; ein solcher wird ihnen aufs oder vors Haus gesetzt S. 45— 48.
        § 14b. Fortreisende verknüpfen ihr Leben mit einem Baume S. 48 — 49.
        § 14c. Schicksals- und Geburtsbaum von Einzelnen und Familien S. 49 — 51.
        § 14d. Vårdträd, der vom Schutzgeist bewohnte Schicksalsbaum hinter dem Hofe in Schweden, Dänemark, den Alpen S. 51 —54.
    15. § 15. Der Weltbaum Yggdrasill aus dem Vårdträd entstanden S. 54 — 58
    16. § 16. Erläuternde Begegnisse aus dem täglichen Leben S 58 — 59.
    17. § 17. Boträ. Der Baum am Hause, beziehungsweise dessen Wurzel statt des einen Schutzgeistes von vielen Hauskobolden, Elfen, Hollen u. s. w. bewohnt. Der altpreußische Puschkaitis S. 59—60. Baumzweige nachts des Elfenkönigs Soldaten. [Das Göttergeschoss, êsa gescot in der Baum und Mensch gleichstellenden Sagenfamilie vom Axthieb der wilden Jäger, Hexen u. 5. w. S. 66—67.] Estnische Sage vom Baumelf als Beherrscher der Baumgeister S. 68. Baumelfen als Diebe S. 68. Die Baumnymphe tritt, mit ihrem Leben an den Baum geknüpft, aus demselben zeitweise heraus und lebt mit Menschen in Ehegemeinschaft S. 69.
    18. § 18. Chronologische Zeugnisse 8. 70 — 71.
  2. Zweites Kapitel. Die Waldgeister und ihre Sippe.
In größerem Umfange ist dies bei Gelegenheit des Erntemai geschehen; die rheinländischen Sitten und die zu Kuhns Aufzeichnungen hinzugekommenen westfälischen verdanke ich schriftlichen Mitteilungen, so auch alle übrigen, dagegen sind die S. 203 ff. verzeichneten französischen einer größeren Sammlung entnommen, welche mir im Jahre 1870 persönlich aus der Unterhaltung mit Kriegsgefangenen zu schöpfen vergönnt war. Den mannigfachen neuen Stoff, welchen ich in dem Abschnitte über die schwedischen Waldgeister verwenden konnte, schulde ich dem gütigen und liebreichen Entgegenkommen der Herren D. D. Hildebrand (Vater und Sohn) in Stockholm, Propst E. Rietz in Tygelsjö bei Malmö (inzwischen verstorben), und Baron Djurklou auf Sörby bei Örebro, welche bei meinem ersten Aufenthalt in Schweden im Herbste 1867 mir die im Besitze des Reichsantiquariums, des Schonischen Altertumsvereins und ihrer selbst befindlichen handschriftlichen Aufzeichnungen von Volksüberlieferungen mit außerordentlicher Liberalität zugänglich machten und deren Benutzung erleichterten. Meinem verehrten Freunde Professor H. Weiß, Kustos des Kupferstichkabinetts in Berlin, bin ich für den Nachweis mehrerer der auf S. 339 — 340 erwähnten Kunstwerke, den Vorständen und Beamten der königlichen und Universitätsbibliothek zu Berlin für freundlichen, unermüdlichen Beistand verpflichtet. Vor allem aber fühle ich mich gedrungen, dem hohen Unterrichtsministerium meinen ehrerbietigsten Dank für die fortgesetzte hochgeneigte Förderung und Unterstützung meiner Bestrebungen auszusprechen. Eine eingehendere Erörterung über die Grundsätze, das Rüstzeug und die Methode, sowie über die allgemeinen Ergebnisse meiner Arbeit wird den zweiten Band einleiten, der durch treffende Belege die Wahrheit der aufgestellten Sätze zu bestärken Gelegenheit gibt. Im Übrigen bilden die in diesem Bande vereinigten Untersuchungen ein abgeschlossenes Ganzes für sich. Mögen sie sich Freunde erwerben und als ein nicht unbrauchbarer Beitrag zur Lösung der großen Aufgaben erfunden werden, welche der Kulturgeschichte heutzutage im Zusammenwirken der Wissenschaften zugefallen sind. Danzig, den 13. Oktober 1874.

Küstenwald in Mecklenburg

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Waldbach am Niederrhein

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Bergwald im Allgäu

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Verschneite Fichten im Riesengebirge

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Das Fällen einer Douglasie in Nord Amerika

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Douglasie 151 Fuß Länge, 20 cbm Brettware

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Fällung einer Baumriesen (Sequuosia) an der Kalifornischen Küste

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Holzsammler in deutschen Wäldern

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Douglasien 65-75 jährig

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Am Scharmützelsee

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Waldverwüstung durch die Nonnenraupe

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