Jüdisches und Heidnisches im Christlichen Kult

Jesus hat keine neue Religion bringen wollen und schon deshalb auch keinen neuen Kult gebracht. Als unter seinem Namen trotzdem eine neue Religion wurde, da schuf sie sich einen neuen Kult; erst in ihm vollendete sie sich. Sie schuf ihn sich aus dem alten Kult, dem jüdischen und dem heidnischen*).

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Schon in apostolischer Zeit hat dieser Prozess begonnen und sind vor allem jüdische Kultelemente von den neuen Gemeinden übernommen worden. Der jüdische Festkalender ist, wenn nicht sofort, so doch bald akzeptiert worden. Fast am deutlichsten zeigt sich das in der Übernahme der jüdischen Woche. Schürer hat das Material dafür kürzlich zusammengestellt und den Sachverhalt schärfer als es bisher geschehen war erfasst.

*) Auf die Beziehungen des christlichen zu dem jüdischen Kult ist man eher aufmerksam geworden als auf die zu dem heidnischen. Kein Wunder bei der dogmatischen Sachlage. Schon Campegi Vitringa ist ihnen sorgfältig und weitschauend nachgegangen: De synagoga vetere libri tres: quibus tum de nominibus, structura, origine, praefectis, ministris, et sacris synagogarum, agitur; tum praecipue, formam regiminis et ministerii earum in ecclesiam christianam translatam esse, demonstratur: cum prolegomenis. Franequerae 1696.

Bildquelle: Das Kirchenjahr in 156 Gotischen Federzeichnungen. Ulrich von Lilienfeld und die Eichstätter Evangelienpostille. Studien zur Geschichte der Armenbibel und ihrer Fortbildungen. J. E. Weis-Liebersdorf. Strassburg. Heitz & Mündel. 1913