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Johannes KeplerWer reisen will,
Der schweig fein still,
Geh steten Schritt,
Nehm nicht viel mit,
Tret an am frühen Morgen,
Und lasse heim die Sorgen.

Philander von Sittewald. 1650

 

Rostock (Hotel de Russie, Hotel Sonne, Hotel du Nord neben d. Post, Z. 20, M. 20, F. 8 Conditorei von Heinz am Markt; Droschke 6 S.), die bedeutendste mecklenburgische Stadt, mit 25.105 Einw., an der Warnow, in der äußern Erscheinung Lübeck ähnlich, mit ansehnlichem überseeischem Handel, welcher durch 278 eigene Schiffe, die größte Handelsflotte in der Ostsee, gefördert wird. An der 1419 gestifteten Universität (100 Stud.) war einst der Astronom Kepler Lehrer, von Wallenstein, als Herzog von Mecklenburg 1629 während seines kurzen Regiments, hierher berufen.

In der großen saubern im 13. Jahrhundert erbauten Marienkirche, der Lübecker (S. 49) ähnlich, zahlreiche Grabdenkmäler, namentlich der Familie von Meerheimb. An einem Pfeiler eine Tafel zum Gedächtnis der 1812 im Feldzug gegen Russland gebliebenen 1.500 Mecklenburger, mit Angabe der Namen der Offiziere. Eine Steinplatte bezeichnet die Stelle, wo die Leiche des aus seinem Vaterland verbannten Hugo Grotius, der hier auf der Durchreise als schwedischer Gesandter am französischen Hof 1645 starb, beigesetzt war, bis sie später nach Delft in Holland gebracht wurde.

 Der Turm der Petrikirche ist 420 Fuß hoch, der Seefahrer erblickt ihn, wenn er noch 4 bis 5 Meilen von der Küste entfernt ist.

 Den Blücherplatz ziert das eherne Standbild des Feldmarschalls Blücher (zu Rostock am 16. Dezember 1742 in der Altbettelmönchstraße geboren), von Schadow entworfen, mit der Goetheschen Inschrift: „In Harren und Krieg, in Sturz und Sieg, bewusst und groß, so riss er uns vom Feinde los“, bei seinen Lebzeiten (1819) von Mecklenburgern errichtet. Die allegorischen Reliefs deuten auf Blüchers Fall bei Ligny und des Feindes Vertreibung bei Waterloo.

 Die Warnow ist bei Rostock 8 bis 10 Fuß tief, sie bildet hier einen lebhaften Hafen, in welchem stets eine Anzahl Seeschiffe vor Anker liegen. Ein Spaziergang am Hafen, weiter an der Stadtmauer entlang über die Wälle der ehemaligen Festung, die heute noch von Gräben umgeben sind, ist belohnend und nimmt etwa 45 Min. in Anspruch. An der südlichen Stadtmauer ragt ein Turm hervor, den 1618 Tycho de Brahe als Sternwarte aufführen lies, jetzt als Lazarett dienend, an der abweichenden Bauart leicht zu erkennen.

 Warnemünde an der Ostsee, der Hafen von Rostock, in den an 700 Schiffe jährlich ein- und auslaufen, liegt 2 Meilen nördlich von Rostock. Dampfboot 2mal täglich. Die Seebäder zu Warnemünde zählen im Juli und August an 4.000 Badegäste.

Aus: Deutschland nebst Teilen der angrenzenden Länder als Strassburg, Luxemburg, Kopenhagen, Krakau, Lemberg ... Handbuch für Reisende. Karl Baedeker. Zweiter Teil. Mittel- und Nord-Deutschland. 1862. S. 55 

 

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