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 Museum im Steintor AnklamGanz stilgerecht befindet sich in Anklam im einzigen noch aus dem 13. Jahrhundert erhaltenen Stadttor das Museum im Steintor. Offensichtlich hat man in Anklam seit langer Zeit besonders geschichtsbewusst einige wertvolle Dinge gut aufgehoben von den bis ins Mittelalter zurückreichenden Zeugnissen der Hansezeit, über viele Zeiten von Krieg und Zerstörung bis hin zur besonders leidvollen letzten Kriegs- und Nachkriegsgeschichte. In einem gut strukturierten modernen Museum mit wertvollen und z.T. selten gesehenen Ausstellungsstücken wird der Besuch zum spannenden Erlebnis.

Von der alten Hansestadt …

Die erste urkundliche Erwähnung des noch sehr kleinen Städtchens Anklam datiert in das Jahr 1264, aber schon 1283 trat die Stadt dem Hansebund bei und gehörte damit als nur wenig kleinere Schwester in die Reihe der Städte Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald. Anschaulich, mit Modellen und übersichtlich-kurzen Darstellungen sowie mit vielen Belegen und Objekten aus der jeweiligen Zeit wird die Geschichte der Stadt nachgezeichnet von ihrer Blüte bis zum anschließenden Niedergang im Dreißigjährigen Krieg und in den Auseinandersetzungen der Schwedenzeit. Erst 1815 gehörte Anklam vollkommen zu Preußen. Ein ganz besonderes Dokument für diese unsicheren Zeiten sind die beiden Silberschätze (siehe unten), die offensichtlich jeweils in Kriegszeiten verborgen wurden


… bis in die Nachkriegszeit


Auch die jüngere Geschichte ist im Steintor als Leidenszeit dokumentiert. Sie reichte von der Nazizeit über den Krieg mit seiner nahezu vollkommenen Zerstörung bis in die Nachkriegszeit – die für Anklam ja praktisch erst vorgestern zu Ende ging. Auch aus dieser Zeit sind manche Dokumente ausgestellt, die einen Blick in diese dunkle Zeit erlauben.
Für Otto Lilienthal, den Flugpionier und großen Sohn der Stadt Anklam wurde im Ort ein eigenes Museum geschaffen, über das demnächst an dieser Stelle zu berichten sein wird.


Sammlung der Bügeleisen


Ein kleiner Raum des Museums ist in den Vitrinen rundherum angefüllt mit einer besonderen Sammlung von Bügeleisen aller Alter und Typen. Man glaubt gar nicht, mit welchen eisernen Ungetümen man (bzw. frau) sich wohl früher oft beim Bügeln plagen musste! Und einige alte Bilder mit „schönen“ Sinnsprüchen runden das Ganze ab. In diesem Raum wird man schmunzelnd so manches interessante Detail entdecken.


Verschüttet – vergessen - entdeckt

Bei meinem Besuch (August 2009) wurden gerade die Anklamer Silberschätze im Rahmen einer Sonderausstellung mit dem Titel: „Verschüttet – vergessen – entdeckt“ gezeigt. Ein älterer Fund (gefunden 1936) besteht aus einigen Schmuckstücken und 324 Silbermünzen. Vor allem aber ein sehr großer Silberschatz (gefunden 1995) enthielt einige Silbergegenstände und die unglaubliche Zahl von fast 3000 verschiedenen Silbermünzen. Über die jüngsten Münzen konnte nachgewiesen werden, dass der Schatz in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges um 1627 versteckt wurde. Die Funde selber, ihre Bedeutung, ihr Wert, die Fundumstände und alles, was im Umfeld dazu gehört, ist in der Ausstellung übersichtlich, anschaulich und gut verständlich dokumentiert. Diese Funde muss man einfach gesehen haben. Man kann dem Museum nur wünschen, dass zumindest ein Teil der Sonderschau auch in den regelmäßigen Bestand übernommen werden kann.


Nikolaikirche AnklamNikolaikirche

Irgendwie gehört auch die leidlich wiederhergestellte Ruine der Nikolaikirche mit zum Museum im Steintor – jedenfalls wird der Besuch beider auf der gleichen Eintrittskarte bezahlt und abgeknipst. Diese Kirche fristete nach der Zerstörung im letzten Krieg bis zum Jahre 2000 ein Dasein als baumbewachsene Ruine. Wenigstens wurde sie nicht abgerissen, da offensichtlich sogar dafür die Mittel fehlten. Der karge Veranstaltungsraum mit einem provisorischen Flachdach rettet die Reste gerade einmal vor einem weiteren Verfall. Man sollte nicht versäumen, sich diese „Kirche“ anzusehen, denn dann begreift man einen guten Teil der heutigen Probleme von Anklam.

 

Insgesamt gesehen ...

... ist Anklam schon wegen des Museums im Steintor allemal einen Besuch wert. Die sehr sehenswerte und gut strukturierte Sammlung ist in den meisten Bereichen knapp aber hinreichend ausführlich erläutert. An einigen Stellen ist die Erläuterung jedoch ein wenig zu knapp ausgefallen. So erfährt man z.B. genau gar nichts von einem sehr schönen Atlas mit der aufgeschlagenen Portolan-Seekarte der Ostsee von Johannes van Keulen (1654-1715). Manche erläuternde Texte wurden leider so gerahmt, dass sehr spiegelnde Glasflächen dadurch entstanden sind. Aber das sind alles zusammen kleine Einzelheiten, die den sehr guten Gesamteindruck kaum beeinflussen. Der Eintrittspreis für einen Erwachsenen ist mit 3,50 Euro durchaus angemessen.


Steintor-Museum im Internet

Eine der besten Museumsseiten, die ich bisher im Internet überhaupt gesehen habe. Ansprechend und informativ, kein überflüssiger Schnickschnack, und doch wirklich alle notwendige Information (Anreise, Öffnungszeiten, Eintrittspreise, Sonderausstellungen usw.) leicht zugänglich. Die Seite enthält gut strukturiert auch Information darüber, was ggf. in den Archiven des Museums und in seiner Bibliothek für spezieller interessierte Besucher noch an weiteren Schätzen vorhanden ist.

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