Betrachtung der Ernte, von Brockes
Geliebte Menschen, sehet! sehet!
Wie jetzt der Segen abgemähet,
In schweren Garben aufgehöhet,
Hier in so süßer Ordnung stehet!
Es seh' ihn, wer da sehen kann,
Mit Lust, doch nicht ohn' Ehrfurcht an.
Erwägt, was ihr für Menschen wäret,
Würd' euch nicht von des Himmels Gunst,
In der beliebten Landbau-Kunst,
Was uns so nötig, nicht bescheret!
Erwäget, was dazu gehöret,
Eh' das, was hier jetzt aufgehäuft,
Gesä't, gewachsen, sich vermehret.
Und endlich auch nunmehr gereift!
Ich spreche nicht vom Pflügen, Eggen,
Vom Düngen, Säen und vom Mäh'n,
Als Dingen, die von uns gescheh'n;
Ich spreche von des Himmels Segen,
Vom Sonnenschein, vom Tau, vom Regen.
Erwäge doch der Zeiten Länge,
Die zu dem allem nötig war!
Es sind ja fast drei viertel Jahr.
Erwäget der Minuten Menge,
Die Gott euch wollen günstig gönnen,
Und die euch alle schaden können!
Wie viele Monat', mehr noch Wochen,
Wie mancher Tag, wie manche Nacht,
Sind früh und spät herein gebrochen,
Die immer Segen mitgebracht!
Was uns der Himmel wollen gönnen,
Die Hoffnung von dem ganzen Jahr,
Hätt' uns mit vielerlei Gefahr
Ein' einz'ge Stunde rauben können.
So aber hat uns Gott beschützet,
(Ach, würd' es doch mit Ernst bedacht!)
Es hat zum Schaden nicht geblitzet,
Fast gar kein Donnerstrahl gekracht.
Es hat kein wilder Sturm geschnaubet,
Kein Hagelschau'r des Feldes Pracht,
Und, in ihr, unsern Schatz geraubet.
Ach, würd' es doch mit Ernst bedacht!
Es tränkte Kräuter, Klee und Gras,
Dem glatt - und fetten Vieh zur Weide,
Ein sanft - und nicht zu oftes Nass,
Die Sonne reifte das Getreide.
Es ist nunmehr so weit gediehen
Mit dem, was Gott uns hat beschert,
Dass, was der Schöpfer uns verliehen,
Man nunmehr in die Scheune fährt.
Es können große Leiterwagen,
Womit die Lader sich bemüh'n,
Das raschelnde Gewicht kaum tragen,
Die Pferde kaum die Bürde zieh'n.
Seht, wie für diesen großen Segen
Die Türen fast zu niedrig sein.
Wie, alles ordentlich zu legen,
Die großen Scheuren fast zu klein.
Ach, lass es uns zu Nutz ersprießen.
Was man jetzt in die Scheuren führt!
Herr! lass es uns mit Dank genießen,
Der dir allein dafür gebührt!
Ach, lass uns deiner oft gedenken
Und dir, o großes All! allein
Ein Opfer unsrer Lippen schenken.
Das dir gefällig möge sein!
Brockes.
Wie jetzt der Segen abgemähet,
In schweren Garben aufgehöhet,
Hier in so süßer Ordnung stehet!
Es seh' ihn, wer da sehen kann,
Mit Lust, doch nicht ohn' Ehrfurcht an.
Erwägt, was ihr für Menschen wäret,
Würd' euch nicht von des Himmels Gunst,
In der beliebten Landbau-Kunst,
Was uns so nötig, nicht bescheret!
Erwäget, was dazu gehöret,
Eh' das, was hier jetzt aufgehäuft,
Gesä't, gewachsen, sich vermehret.
Und endlich auch nunmehr gereift!
Ich spreche nicht vom Pflügen, Eggen,
Vom Düngen, Säen und vom Mäh'n,
Als Dingen, die von uns gescheh'n;
Ich spreche von des Himmels Segen,
Vom Sonnenschein, vom Tau, vom Regen.
Erwäge doch der Zeiten Länge,
Die zu dem allem nötig war!
Es sind ja fast drei viertel Jahr.
Erwäget der Minuten Menge,
Die Gott euch wollen günstig gönnen,
Und die euch alle schaden können!
Wie viele Monat', mehr noch Wochen,
Wie mancher Tag, wie manche Nacht,
Sind früh und spät herein gebrochen,
Die immer Segen mitgebracht!
Was uns der Himmel wollen gönnen,
Die Hoffnung von dem ganzen Jahr,
Hätt' uns mit vielerlei Gefahr
Ein' einz'ge Stunde rauben können.
So aber hat uns Gott beschützet,
(Ach, würd' es doch mit Ernst bedacht!)
Es hat zum Schaden nicht geblitzet,
Fast gar kein Donnerstrahl gekracht.
Es hat kein wilder Sturm geschnaubet,
Kein Hagelschau'r des Feldes Pracht,
Und, in ihr, unsern Schatz geraubet.
Ach, würd' es doch mit Ernst bedacht!
Es tränkte Kräuter, Klee und Gras,
Dem glatt - und fetten Vieh zur Weide,
Ein sanft - und nicht zu oftes Nass,
Die Sonne reifte das Getreide.
Es ist nunmehr so weit gediehen
Mit dem, was Gott uns hat beschert,
Dass, was der Schöpfer uns verliehen,
Man nunmehr in die Scheune fährt.
Es können große Leiterwagen,
Womit die Lader sich bemüh'n,
Das raschelnde Gewicht kaum tragen,
Die Pferde kaum die Bürde zieh'n.
Seht, wie für diesen großen Segen
Die Türen fast zu niedrig sein.
Wie, alles ordentlich zu legen,
Die großen Scheuren fast zu klein.
Ach, lass es uns zu Nutz ersprießen.
Was man jetzt in die Scheuren führt!
Herr! lass es uns mit Dank genießen,
Der dir allein dafür gebührt!
Ach, lass uns deiner oft gedenken
Und dir, o großes All! allein
Ein Opfer unsrer Lippen schenken.
Das dir gefällig möge sein!
Brockes.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1