Das Schöpfrad, von Rückert

Das Schöpfrad hört' ich ächzen über'n Fluss,
Wie einen, der sich tief im Herzen kränket,
Indeß, beströmt von wiederholtem Guss,
Die Wiesen freudig lachten, die es tränket.
Was für ein Kummer nur es drücken muss?
Doch irr' ich nicht, so hör' ich, was es denket:
Die Fülle teil' ich aus und Überfluss,
In Arbeit rastlos Tag und Nacht geschwenket;
Die Müh' ist mein, und andern der Genuss,
Und Niemand dankt mir, was ich ihm geschenket.
Ich schenk' es ja auch nicht, es schenkt der Fluss,
Was nur durch meinen Dienst wird fortgelenket;
Mich selber aber lenkt nach Rat und Schluss
Der Herr der Wiese, der mich hebt und senket.

Rückert.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Lust, Lob und Trost der edlen Landwirtschaft. Teil 1