Father Ignatius: Die nationale Renaissance der Juden.

(Mönch zu St. Anthony Abbey-Wales, hervorragendes Mitglied der englischen Gesellschaft.)

Die Zeit ist gekommen nach dem Ratschlusse Gottes wo Jerusalem und seine unter die Völker der Erde zerstreuten Kinder zu neuem Leben erwachen. — Die Lage der Juden, die in Europa leben, drängt uns zur Frage: Sollen die Juden ihr eigenes Heim wieder auf Erden haben oder nicht? Die Bedrückung der Juden in Ägypten war die Triebfeder, welche die Juden zum Verlassen des Landes bewog und sie ihrer hohen Mission zuführte, — der Mission, eine ganze Welt mit dem Geiste Gottes zu erfüllen.


So mag auch jetzt der antisemitische Wahnsinn die Juden aufrütteln aus ihrer Lethargie, er mag zum Mahnrufe werden für die Söhne Israels, dass die Zeit gekommen ist, wo sie alle Kraft daran setzen sollen, um ihr Land, ihr rechtmäßiges Heim und Erbe wiederzuerlangen.

Seit 18 Jahrhunderten ist Juda heimatlos, seit 18 Jahrhunderten wird Juda von Land zu Land mit Hunden gehetzt, ausgesogen und der Vernichtung preisgegeben. Sein Volkstum will man zertrümmern. „Du darfst nicht leben!“ riefen ihm die Völker zu, die in dem Abglanze jenes Lichtes, jener Segnungen dahin wandelten, deren einzige Quelle Israel war. Die Völker brüsteten sich mit den Schätzen, die der Jude ihnen gebracht, und — traten den Juden mit Füssen.

Und Israel beugte seinen Nacken unter das Joch und lernte Bedrückung und Unrecht als rechtmäßiges Erbe ansehen. Doch jetzt beginnt Juda zu erwachen. Die politischen Kämpfe des Tages, der Antisemitismus, obwohl niedrig und unvernünftig, haben dem Juden den Weg gewiesen, auf dem er wieder zur Würde, zur ebenbürtigen Stellung unter den Nationen gelangen kann.

„Schüttle ab den Staub von Dir, Jerusalem!“ Die Juden müssen wieder einmal ein bestimmtes Heim auf Erden haben, ein Land, eine Verfassung, ein gesichertes Zentrum, wohin ihre Heimatlosen und Ausgestoßenen ihre Schritte lenken, wo sie in Ehren ihr Haupt zur Ruhe legen können.

Die größten Antisemiten werden, wenn sie konsequent sind, dem Wunsche der Juden nach dem Heimatlande ihre Achtung nicht versagen können, und wenn die Juden ihr eigenes Land haben, so werden die Staaten Europas aller Schwierigkeiten und Verlegenheiten, die ihnen der Antisemitismus bereitet, enthoben sein.

Wir Engländer verehren die Juden, wir sehen in ihnen die Quelle unserer besten Segnungen auf dem Gebiete der Politik, der Moral und der Religion. Aber selbst die Juden, welche, wie die englischen, in ihrem jetzigen Lande keinen groben Angriffen ausgesetzt sind, dann die reichen Juden, die von der Bedrückung nicht erreicht werden, auch sie werden dadurch in der Achtung der Völker steigen, dass sie sich auf ein eigenes Heimatland, auf eine eigene Regierung, auf eine eigene Staatsverfassung berufen können.

Der Türke ist Herr in Jerusalem, in der Heimat des Lichtes, das sich segnend über die ganze Welt ergoss. Jawohl, der Türke besitzt Palästina, aber er hat es veröden lassen und lässt es veröden. Ruinen und Wüsteneien blicken dich trostlos an und es scheint dir das Traumgebilde eines Märchens zu sein, wenn du vernimmst, dass Palästina einst die Krone aller Länder war — ein Land wo Milch und Honig fließt.

Der Türke vermag nicht die Früchte und Blumen aus dem Boden hervorzulocken, doch was die Türkei für das verwitwete Land, für die kinderlose Erde nicht leisten kann, das haben jetzt die „Chowewe Zion“ zu tun begonnen. Israel ist daran gegangen, zu bebauen, die Mutter der Erde lächelt ihren zurückkehrenden Söhnen froh entgegen. Der aus langer Verbannung heimgekehrte Sohn prüft die Liebe der Mutter und ihre Freude ist groß. Es gedeiht die Orange und die Traube, der Oliven- und Maulbeerbaum, Milch und Honig fließt — so gibt die Mutter ihre Freude zu erkennen.

Warum sollte es nicht möglich sein, dass die Türkei für jüdisches Gold das Land hergibt.

Gottes Fügung scheint es zu sein, dass die Juden über Geldmittel verfügen. „Du wirst vielen Nationen borgen, aber nicht selbst entleihen“, sagte Moses. Und kann nicht jüdisches Geld für Palästina das tun, was britisches Geld für Cypern tat?

„Schüttle ab den Staub von dir Jerusalem!“ Du sollst wieder eine der Nationen werden und die Völker werden erstaunen über deinen Glanz. „In meinem Zorn schlug ich dich, aber in meiner Gnade will ich dir gnädig sein.“ (Jesaias 9.)

Die göttliche Wahrheit ist bereits durch die Juden allen Völkern der Erde bekannt gemacht. Der Name Zion wurde zum Segen und zur Erleuchtung für ungezählte Myriaden. Kein Gottesdienst kann stattfinden in der Pauluskathedrale in London, in der Peterskirche zu Rom, im Stefansdom von Wien, in der Isaakskirche zu Moskau, in Notre-Dame zu Paris, ohne die Literatur Jerusalems, ohne dass die Gesänge Zions in das Rituale hineingeflochten würden. Die Juden sind Gottes auserwähltes Werkzeug; sie haben, wie es ja ihre Propheten vorausgesagt, genug Wunderbares erfüllt unter den Völkern der Erde und sie werden auch in Zukunft die übrigen Weissagungen erfüllen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Zionisten und Christen