Militärapparat

Wir schufen uns eine militärische Leitung, die aus je einem französischen, polnischen und österreichischen Kameraden bestand; zuerst war es der österreichische Kommunist Heinz Dürmayer, später als er selbst Lagerältester wurde, Rudolf Frömmel (österreichischer Kommunist). Die Aufgaben bestanden darin, alle Vorbereitungen für einen eventuellen bewaffneten Widerstand gegen eine mögliche Gesamtvernichtung des Lagers zu treffen.

Die Wehrfähigen aus allen Gruppen wurden besonders zusammengefasst und ihnen eine Reihe von Aufgaben gestellt, an deren Erfüllung sie arbeiteten. Sie haben zum Beispiel — soweit sie in Metallbetrieben waren — Zangen mit isoliertem Handgriff gestohlen, die wir brauchten, um — wenn notwendig — den elektrischen Draht durchkneifen zu können. Unter dem Dach der Desinfektion hatten wir etwa zehn solcher Zangen in Bereitschaft. Schusswaffen wurden entweder von draußen oder von korrupten SS-Leuten organisiert. Im Stammlager hatten wir leider nur vereinzelt Schusswaffen. Unsere tapferen Frauen organisierten aus der Pulverkammer der Union-Werkhalle Sprengstoff, der, in Brot versteckt, ins Lager geschmuggelt wurde. Auch diesen hatten wir unter dem Dach der Desinfektion versteckt.


Hinzu kam, dass ein Flugzeug einmal zwanzig Kilogramm Sprengstoff außerhalb des Lagers mit Fallschirm abwarf. Dieser wurde uns über Partisanenverbindungen zur Verfügung gestellt und in kleinen Mengen nach und nach ins Lager gebracht.

Als wir mit Anschlägen gegen die Gesamtbelegschaft des Lagers rechneten, hielten wir uns oft in Alarmbereitschaft, wobei die Leitung sich in der Desinfektions-Wäscherei aufhielt. Im Block 15, von dem aus man den Lagereingang übersehen konnte, saßen Beobachter, und mit Hilfe des Handwagens der Wäscherei (die Wäscherei arbeitete in Tag- und Nachtschicht), der zu den Trockenböden, die im ganzen Lager verstreut lagen, regelmäßig gefahren wurde, stellten wir die Verbindung her.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Widerstand in Auschwitz