Arbeit der Redaktion

Der Kamerad Heller musste sein Material bei seinem Kommando zusammenstellen und hatte daher als wichtigste Sorge das Hineinbringen ins Lager, er benutzte dazu Zahnpasta-Tuben, in die die auf dünnem Papier geschriebenen Artikel sich gut unterbringen ließen. Eine ähnliche Methode wurde auch von Haas angewandt. Die fertigen Reden, Artikel usw. kamen danach zu mir und wurden von mir meistens in der Nachtschicht in der kleinen Werkstatt der Wäscherei durchgesehen, die von mir gegen Überraschungen gesichert war. Am Eingang zur Wäscherei stand ein Pförtner, der neben sich unter dem Regal einen Klingelknopf hatte. Auf Druck ging neben einer Glocke, die inmitten der Wäscherei lag, in der kleinen Werkstatt ein Summer, so dass bei Gefahr die Warnung immer rechtzeitig erfolgte.

Von mir aus kam das Material zu Cyrankiewicz, der es weitertransportierte. Wir haben ab Mitte 1944 mindestens zweimal in der Woche etwas abgeschickt. Nun ging die Tragödie von Auschwitz durch die Welt. Ich glaube, es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass der größte Teil der Auschwitzpropaganda, die um diese Zeit in der Welt verbreitet wurde, von uns im Lager selbst geschrieben worden ist.


Wir haben in diesen Tagen so manches Mal die Absichten der politischen Abteilung durchkreuzt, indem wir ihre Pläne der Öffentlichkeit übergaben.

Gleichzeitig schickten wir gute Dokumente, die wir in die Hände bekamen, nach Krakau, um mit diesen das ganze Ungeheuerliche der Massenvernichtung dokumentarisch beweisen zu können.

Ein tapferer Kamerad fotografierte unter Lebensgefahr die Inneneinrichtung der Gaskammern und Krematorien; auch diese Bilder schickten wir nach Krakau.

Diese Propaganda in der Weltöffentlichkeit führten wir bis zum letzten Tage unseres Auschwitzer Aufenthaltes durch.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Widerstand in Auschwitz