Auschwitzer Echo

Des weiteren erschien in Krakau die ebenfalls im Lager geschriebene Zeitung „Auschwitzer Echo". Mit dieser Zeitung wollten wir die Krakauer Bevölkerung über die Schandtaten der SS-Führer und Mannschaften des Konzentrationslagers aufklären.

Die ungeheure Blutschuld der Lagerkommandanten Hoeß, Baer und anderer, der Bluthunde von der politischen Abteilung, Grabener, Schurz, Bogener und Lachmann, denen die Ermordung unzähliger Häftlinge aus allen Nationen — insbesondere aber Polen — nachgewiesen werden konnte, wurde in dieser Zeitung aufgezeigt. Die polnische Widerstandsbewegung sprach ihnen das Todesurteil aus und veröffentlichte es im „Auschwitzer Echo". Außerdem wurde den einzelnen Banditen ihr Todesurteil per Post zugestellt. Diese Maßnahmen riefen eine tiefe Unruhe unter den SS-Führern hervor.


Die Öffentlichkeit außerhalb der Grenzen des deutschen Faschismus war nun mobilisiert. Als die ersten Auschwitzreden gehalten wurden, blieb noch alles ruhig. Später forderte Berlin ein Durchgreifen der politischen Abteilung, denn man war sich auf Grund der ständigen konkreten Angaben darüber im klaren, dass die Organisatoren dieser Propaganda nur im Lager selbst sitzen können.

Der Chef der politischen Abteilung, Schurz, sagte einmal, als abgehört wurde: „Sie haben ja gar keine Ahnung, wie durchorganisiert das Lager ist. Packen wir zu, kriegen wir meist doch nicht die Richtigen; aber die Welt erfährt sofort davon!"

Aus Berlin kamen Untersuchungskommissionen der Gestapo. Auch sie konnten uns nicht fassen, die internationale Lagersolidarität war schon zu groß. In Krakau ließ Herr Frank Flugblätter verbreiten, in denen es hieß: „Die augenblicklich verbreiteten Nachrichten über Auschwitz sind Lügen, in Auschwitz ist alles in Ordnung!"

Zweifellos hat unsere Arbeit mit dazu beigetragen, dass die SS-Banditen unsicher wurden und so manche Vergasung, die geplant war, ausblieb, weil wir sie rechtzeitig ankündigen konnten.

Im Zusammenhang mit der drohenden Sowjetoffensive hörten die großen Vergasungen auf, deren letzte etwa Ende Oktober 1944 stattfand; und von den vier Krematorien mit dazugehörigen Gaskammern wurden drei abmontiert.

In wenigen Tagen waren an der Stätte der größten Menschenvernichtung nur noch harmlose Grünflächen zu sehen. Die abmontierten Krematorien sind nicht etwa der Vernichtung anheimgefallen, sondern wurden in Einzelteile zerlegt, sorgfältig nummeriert, verschickt, und zwar zwei nach Groß-Rosen und eine nach Mauthausen. Man wollte also die Spuren ihrer Tätigkeit in Auschwitz verwischen. Keineswegs hatte man aber die Absicht, mit den Verbrechen ganz aufzuhören; daher wurde nur eine räumliche Veränderung geplant und durchgeführt.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Widerstand in Auschwitz