Zweite Fortsetzung

Diese stattliche Anzahl repräsentiert in Wirklichkeit mehr als hundert vierzig Feldbatterien. Unter ihnen befinden sich 366 französische Kanonen- und Haubitzrohre (nach meiner Schätzung meist Acht- und Zwölfpfünder, und Siebenzöllige), auf dem Langenfelde das mit der Kaiserkrone versehene N, in einem Strahlenkranze !

Die übrigen 509 Stücke verteilen sich auf fast alle Staaten Europas, und sind in diesem Verzeichniss nach Kontingenten summarisch aufgeführt. Sofern wir derselben im Folgenden eingehendere Erwähnung machen, sehen wir vom artilleristischen Interesse ab, welches die erheblichen Nuancierungen des damaligen Feldmaterials im Vergleiche zu dem heutigen betrachten lässt; es geschieht vielmehr, um der innigen Beziehung zur Geschichte Rechnung zu tragen.


Im Angesichte dieser Hunderte von Geschützen lässt sich wohl am besten vergegenwärtigen, wie es Napoleon dem Ersten, damals auf dem Gipfel seiner höchsten Macht; gelungen ist, fast alle Völker des europäischen Kontinents zum Riesenkampfe gegen das, — den maßlosen Vergrößerungsplänen des französischen Cäsarentums sich abhold zeigende Russland zu vereinigen. Waren schon die Beziehungen zwischen beiden Mächten seit den Jahren 1807 — 9, in Folge der von Russland gegen England nicht strenge gehaltenen Kontinentalsperre erkaltet, so schien die Vertreibung des Herzogs von Oldenburg aus seinem Besitze unter vielem Andern nur noch eine der mitwirkenden Tatsachen zu sein, den längst scharf gespannten Bogen der diplomatischen Beziehungen zum Bruche zu bringen.

Der Protest Russlands, welchem ein zu gleicher Zeit bei Warschau zusammengezogenes Beobachtungscorps von fünf Divisionen Nachdruck gab, beschleunigte das Hereinbrechen der Katastrophe, welche geradezu unvermeidlich geworden war, sollte überhaupt dem unerträglichen Übergewichte des französischen Kaisertums noch eine Schranke gesetzt werden. Die Namen der Nationalitäten, welche unter dem Drucke der politischen Situation, teils aus wohlbegründeter Besorgnis um ihre Selbsterhaltung, teils auch um ihre in Ohnmacht bereits versunkene Scheinexistenz noch länger fristen zu dürfen, sich an dem Völkerzuge gegen den mächtigen Osten beteiligten, haben sämtlich mehr oder weniger Beiträge zu dem reichen Schmucke der Arsenalfronte geliefert. Was nicht in offener Feldschlacht verloren gegangen, das mag der nach und nach gefallenen Bespannung, auf den Monate währenden Märschen durch Schneefeld und Sumpfboden, durch Wälder und Buschwerk, auf die Rechnung geschrieben werden.

Außer der weitaus beträchtlichsten Anzahl der französischen (wie oben angegeben 366), — finden sich nach einzelnen Kontingenten geordnet 189 österreichische, 123 preußische, 70 italienische, 40 neapolitanische, 34 bayerische, 22 holländische, 12 sächsische, 8 spanische, 5 württembergische, 4 polnische, 1 westfälisches und 1 hannoveranisches Geschütz.

Von diesen aufgeführten souveränen Staaten finden wir im Laufe eines halben Jahrhunderts vier, als in andern untergegangen nur noch der Geschichte angehörend, während der Name eines Reiches „Italien" — fünf Dezennien lang nur mehr der Kollektiv-Name für sechs transalpinische Mittel- und Kleinstaaten — sich zur sechsten europäischen Großmacht aufgeschwungen hat!

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Wanderungen im westlichen Russland