Minna Troil

Von ihrer Mutter hatte Minna die hohe Gestalt und die dunklen Augen, die rabenschwarzen Locken und die feingezeichneten Augenbraunen geerbt, welches alles darauf hindeutete, dass sie, wenigstens auf einer Seite, mit dem Blute von Thule nicht verwandt sei. Ihre Wange,

O, nennt sie weiß, nicht blass,


war so leise und zart mit Rosenrot gefärbt, dass Manche meinten, die Lilie herrsche in ihrer Gesichtsfarbe etwas zu sehr vor. In dieser Oberherrschaft der blasseren Blume lag aber nichts krankhaftes oder Schmachtendes, es war die wahre natürliche Farbe der Gesundheit und sie stimmte ganz besonders zu Gesichtszügen, welche dazu gemacht schienen, einen nachdenkenden, hochgesinnten Geist zu verkünden. Wenn Minna Troil von Missgeschick oder Ungerechtigkeit erzählen hörte, stieg das Blut ihr in die Wangen, und zeigte deutlich, wie warm ihr Herz schlug, des gewöhnlichen Ernstes, der Besonnenheit und Zurückgezogenheit ungeachtet, welche ihr ganzes Wesen und Betragen aussprach.

Brenda blickte Minna an, die in ihrem rohen Sessel von dunklem Gestein saß, und deren zart geformte Gestalt und Glieder den stärksten Gegensatz zu den rohen und unregelmäßigen Winkeln desselben bildeten. Ihr Gesicht und ihre Lippen waren weiß, wie Kreide, ihre Augen nach oben gerichtet, und aus ihnen sprach ein Gemisch von Ergebung und aufgeregter Schwärmerei, welche in ihrer Krankheit und ihrem Charakter lagen.

Der Pirat
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Walter Scotts Mädchen und Frauen