Jacqueline

während er sprach, öffnete sich die Tür, und ein Mädchen, eher über als unter fünfzehn Jahren, trat herein mit einem Präsentierteller, mit Damast verdeckt, worauf eine kleine Schale stand mit jenen getrockneten Pflaumen, die den Ruf der Stadt Tours stets erhöht haben, und einem Becher von sehr kunstreicher Arbeit, durch welche die Goldschmiede der Stadt von alter Zeit her berühmt waren, weil sie so viel Feinheit und Geschick darin darlegten, dass sie sich dadurch vor den andern Städten Frankreichs auszeichneten und selbst die Geschicklichkeit der Hauptstadt übertrafen. Der Anblick dieser jungen Person zog Durwards Aufmerksamkeit auf sich.

Er machte alsbald die Entdeckung, dass eine Fülle langer schwarzer Locken, die nach der Mädchensitte seiner eigenen Heimat ohne alle Verzierung waren, außer einem leicht gewobenen Kranz von Eichenlaub, einen Schleier um ein Gesicht bildeten, welches in seinen regelmäßigen Zügen, dunkeln Augen und sinnendem Ausdruck dem der Melpomene glich, obwohl ein schwaches Rot auf den Wangen und ein feiner Zug an Lipp' und Auge anzudeuten schien, dass Heiterkeit einem so ausdrucksvollen Gesichte nicht fremd war, wenn schon sie nicht sein gewöhnlicher Ausdruck sein mochte. Quentin glaubte selbst zu erkennen, dass wohl drückende Umstände die Ursache sein möchten, warum ein so junges und holdes Gesicht ernster war, als es bei jugendlicher Schönheit gewöhnlich, und da die romantische Einbildungskraft der Jugend schnell damit ist, Schlüsse aus geringen Vordersätzen zu ziehen, so glaubte er aus dem, was folgt, folgern zu können, dass das Schicksal dieser schönen Erscheinung in Schweigen und Geheimnis gehüllt sei.


Quentin Durward
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Walter Scotts Mädchen und Frauen