Flora Mac-Ivor

Als Waverley Miss Mac-Jvors gegenwärtige Wohnung erreichte, wurde er sogleich vorgelassen. In einem großen Zimmer mit dunkler Tapete saß Flora neben einem vergitterten Fenster und nähte an einem Kleide von weißem Flanell. Ihr schönes Gesicht war gänzlich verschwunden; sie war bedeutend abgemagert, und ihr Gesicht und ihre Hände, so weiß wie der feinste Marmor, gewährten einen auffallenden Kontrast zu ihrer schwarzen Kleidung und ihrem rabenschwarzen Haar. Trotz dieser Beweise des Kummers aber hatte ihr Anzug nichts Vernachlässigtes oder Geschmackloses, selbst ihr Haar, obgleich ohne allen Schmuck, war mit ihrer gewöhnlichen Sorgfalt geordnet. Die ersten Worte, welche sie sprach, waren. „Habt Ihr ihn gesehen?“

„Ach nein,“ antwortete Waverley, „man hat mir den Zutritt verweigert.“


***

Flora hörte bald nicht mehr auf Waverley, und beschäftigte sich wieder mit ihrer Näharbeit.

„Erinnert Ihr Euch wohl noch,“ sagte sie dann, indem sie mit geisterartigem Lächeln ausblickte, ,,Dass Ihr mich einst damit beschäftigt fandet, Fergus Ausstattung zu nähen? Jetzt säume ich sein Brautgewand. Unsere Freunde hier,“ fuhr sie mit unterdrückter Aufregung fort, ,,wollen in ihrer Kapelle den blutigen Reliquien des letzten Vich Jan Vohr geweihte Erde geben. Aber sie werden nicht alle beisammen sein; nein - sein Kopf! - Ich werde nicht einmal den letzten elenden Trost haben, die kalten Lippen meines teuren, teuren Fergus küssen zu können.“

Die unglückliche Flora schluchzte hier einigemal laut auf, und wurde dann auf ihrem Stuhle ohnmächtig.

Waverley
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Walter Scotts Mädchen und Frauen