Deutschlands Bergwerke und der Einfluss deutscher Eroberungen und Sitten auf slavische Länder

1. Zu der Bereicherung mehrerer Gegenden Deutschlands im Mittelalter hat ohne Zweifel der reiche Ertrag der zahlreichen Bergwerke wesentlich beigetragen, welcher in der Zeit vor der Entstehung des hanseatischen Bundes und wahrend des Bestehens desselben gewonnen worden ist. Der Zeitgenosse Kaiser Ottos des Großen im 10ten Jahrhunderte, Bischof Dithmar von Merseburg, sagt von den goslarschen Silberminen:

zur Zeit Ottos sei durch die Entdeckung derselben das goldene Zeitalter eingetreten.


Ähnliche Nachrichten sind über den großen Reichtum der böhmischen, sächsischen und anderer deutschen Bergwerke im Mittelalter vorhanden. — Der Ertrag des alten deutschen Bergbaues mochte um so ergiebiger sein, weil das Silber häufig noch an der Oberfläche des Bodens, nach bergmännischer Sprache „zu Tage aus“, gefunden wurde und noch kein kostbarer Bau in die Tiefe den größten Teil des Gewinnes verzehrte. Dahin deuten die alten Sagen, dass reiche Bergwerke durch den Silberglanz, den man nach dem Scharren eines Pferdes im Gestein bemerkte, oder durch glänzende Erzstücke, welche Fuhrleute im Fahrgeleise gefunden, entdeckt worden seien. Der große Gewinn an edlen Metallen lieferte Deutschland ein überall geschätztes Tauschmittel mit dem Auslande und musste diesen sehr erleichtern.

2. Die Umwandlung der slavischen Länder zwischen der Elbe und Oder in deutsche Fürstentümer, die Unterwerfung des Landes Preußen, die Eroberung Lieflands, wo Bremer Kaufleute schon im 12ten Jahrhunderte eine Kolonie gründeten, und die Erwerbung Estlands durch die Schwertritter und den deutschen Orden, nebst der Begründung zahlreicher deutscher Kolonien in den letztgedachten Ländern, breiteten die deutsche Herrschaft weit an den Küsten der Ostsee hin aus. Sie erleichterte den Handel der deutschen Kaufleute in diesen Gegenden und eröffnete ihm einen leichten Weg nach Polen und Russland.