Baron von Maltzan, schon seit Jahren an der Nordküste von Afrika und in Arabien heimisch, ein poetisches Gemüth, was seinen Reisebeschreibungen allerdings einen eigenen Reiz verleiht, ...

Baron von Maltzan, schon seit Jahren an der Nordküste von Afrika und in Arabien heimisch, ein poetisches Gemüth, was seinen Reisebeschreibungen allerdings einen eigenen Reiz verleiht, andererseits aber auch eben der poetischen Auffassung wegen Abbruch thut, hat der Wissenschaft einen grossen Dienst gethan durch Veröffentlichung seines Werkes über Sardinien. Offenbar einer der besten Kenner der phönicischen Sprache und Alterthümer, hat Niemand in Deutschland so sehr auf den Reichthum, den Sardinien in dieser Hinsicht birgt, aufmerksam gemacht, wie Maltzan.

Zu gleichem Zwecke hielt er sich in Tunis auf; bot doch die Stätte des alten Carthago eine wahre Fundgrube für unseren gelehrten Phönicier. Zudem hatte er entdeckt, dass der Sohn des Chasnadar ein ganzes Museum phönicischer Alterthümer besässe mit kostbaren Inschriften. Nach vielen Schwierigkeiten gelang es Hrn. von Maltzan, Einsicht dieses Museums zu bekommen, aber alle seine Bemühungen, Photographieen der interessanten und wichtigen Inschriften machen zu dürfen, sind bis jetzt gescheitert.


Die Bevölkerung von Tunis machte indess einen ebenso peinlichen Eindruck, wie die der algerischen Provinz, man sah, dass Cholera und Hungertyphus hier gewüthet hatten. Dazu die grösste Insolvenz der Regierung, alle Beamten von oben bis unten, das ganze Heer und die Marine hatten seit zwei Jahren keinen Lohn erhalten. Diese Thatsachen sprechen laut genug, wie es um den tunisischen Staat bestellt ist. Möge die Finanzcommission, zusammengesetzt aus Norddeutschland, England, Frankreich und Italien, von der man jetzt Rettung und baldiges Eintreffen erwartet, nicht lange auf sich warten lassen.

Der Rückweg nach Goletta und die Einschiffung ging auf dieselbe Weise von Statten, nur dass wir diesmal an Bord eines Dampfers kamen, der gerade doppelten Tonnengehalt hatte, wie die Germania, welche so eben die erste deutsche Nordpolfahrt zurückgelegt hat.

Man kann sich denken, wie wir an Bord dieser Nussschaale herumgeworfen wurden, aber wir hatten einen englischen Capitän, der Rio-Janeiro, Canton, Danzig, Stettin und andere Häfen gesehen hatte, also ein alter Seelöwe war; und trotz eines Sturmes, welcher auf dem Mittelmeere gar nicht spasshaft ist, kamen wir gut über.

Aber wie sah es oft in der engen Cajüte aus! Der alte Capitain hatte nämlich das Steckenpferd, sich eine ganze Menagerie an Bord zu halten, diese bestand aus seiner Frau, vielen Hunden, Katzen, Hühnern, Vögeln, Enten und anderen Vier- und Zweifüsslern. Das Sonderbarste war, dass alle Thiere einen Namen hatten—da war ein Neufundländer Nelson, eine schlaue Katze, die Napoleon hiess, andere Thiere Wellington, Blücher, Malborough etc.; bitter beklagte indess der alte Capitän, dass Bismarck desertirt sei.

Ich konnte Bismarck das nun gar nicht verdenken, denn wenn bei einem besonders starken Wellenschlage alle diese Thiere mit Bänken und Schüsseln in der Cajüte umhertanzten, gehörten mehr als starke Nerven dazu, um es auszuhalten. Abends 8 Uhr am 28. November warfen wir Anker im Hafen von La Valetta, und waren einige Augenblicke später wieder auf europäischem Grund und Boden.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Von Tripolis nach Alexandrien - 1. Band