Abschnitt 5

Ueber
die Verdienste des Großherzogs
Friedrich Franz I.
um
die vaterländische Geschichte und
Alterthumskunde


Seine letzte heraldische Arbeit ist die Ausmalung des ersten Heftes des österreichischen Wappenbuches, in welches eigenhändig geschrieben ist:


„Illuminirt Anno 1829.“

F. F. Gh. z. M.

Außerdem malte Er noch das seit 1812 erschienene französische Wappenbuch von Henry Simon in zwei Exemplaren und anderes aus.

Diese in früher Jugend begonnene heraldische Erholungsbeschäftigung lenkte früh Seinen Sinn auf die Münzkunde. Sein Vater, der Prinz Ludwig, hatte eine große Neigung zur vaterländischen Münzkunde und brachte mit unendlichen Mühen und Opfern eine seltene Sammlung vaterländischer Münzen zusammen, welche Er durch ein eigenes Testament vom 29 Mai 1778, Seinem Todesjahre, dem „herzoglichen Regierhause als einen seltenen Schatz zu einem fürstlichen Hausstück und fürstlichen Fideicommiß“ vermachte und sie dringend Seinem Sohne Friedrich Franz empfahl.

Der Prinz Ludwig hatte, nach Seinen eigenen Worten, „nach vieljähriger, mühsamer Erkundigung und durch beträchtliche Kosten endlich den Zweck erreicht, zum Eigenthum und Besitz einer ansehnlichen Parthei goldener und silberner Medaillen und Münzen, welche Er aus sehr vielen Privatschränken, Auctionen, Taschen und Winkeln zusammengekauft hatte, zu gelangen, womit Er ein nach guter Ordnung eingerichtetes Münz-Cabinet anlegte. Dieses meklenburgische Münz-Cabinet, welches „Ihm oft Gelegenheit zu mancher guten Betrachtung gegeben und dabei zum unschuldigen wahren Vergnügen gereicht“ hatte, vermachte der Prinz „mit patriotischem Wunsch und starkem, ernstlichen Willen“ dem fürstlichen Hause zu einem Hausstück und Fideicommiß.

Friedrich Franz, eifrig bemüht, Seines Vaters Willen zu erfüllen, befolgte nicht nur das Testament, sondern kaufte dazu noch die meklenburgische Münzsammlung des rostocker Stadt-Secretairs Niemann, die vollständigste im ganzen Lande, und andere Sammlungen und gab die ganze Sammlung im J. 1780 dem Archivar Evers ins Archiv, wo sie noch aufbewahrt wird. Die zahlreichen Doubletten bildeten die Grundlage der Sammlung der Universität Rostock, welche im J. 1830 dazu die Sammlung antiker Münzen des Prinzen Ludwig erhalten hat. Sogleich nach der Annahme betrieb Friedrich Franz die wissenschaftliche Bearbeitung dieses seltenen Schatzes und im J. 1798 erschien von Evers in zwei Bänden dessen „Meklenburgische Münzverfassung“, ein noch jetzt höchst achtungswerthes Werk, welches dem Herzoge Friedrich Franz gewidmet ist.

Zu gleicher Zeit fing aber Friedrich Franz an, Selbst Münzen aller Art zu sammeln und zu studiren und legte Sich in Ludwigslust eine allgemeine Münzsammlung an. Einen lebhaften Anstoß hiezu gab der große Fund von Doberan, welcher im Herbste 1805 bei der Erforschung der Klosterfundamente über 4000 Münzen ans Licht brachte, welche während der Reformation an der Stelle der Klosterschatzkammer vergraben waren; sehr vielen Besuchern von Doberan, wird der große Denkstein nahe bei der Kirche bekannt sein, welchen Friedrich Franz auf die Fundstelle liegen ließ. Diese Sammlung, welche 1839 nach Schwerin versetzt und geordnet ward, hat mit 4056 Münzen die Grundlage zu der allgemeinen Münzsammlung in Schwerin gebildet.

Die wackern Forscher und Sammler, welche Friedrich Franz aus der Regierung Seines Oheims überkommen hatte, waren in der ersten Hälfte Seiner Regierung gestorben, mit Ausnahme des Geschichtschreibers Rudloff, welcher bis in das Jahr 1822 lebte. Sie hatten oft und große Anstrengungen gemacht, die Bearbeitung aller vaterländischen Wissenschaften anzugreifen.