Abschnitt 4

Ueber
die Verdienste des Großherzogs
Friedrich Franz I.
um
die vaterländische Geschichte und
Alterthumskunde


Diese Neigung offenbarte sich schon sehr früh. So wie Sein Hofmeister v. Usedom schon im Herbste 1767 aus Lausanne berichtete, daß der Prinz, damals 11 Jahre alt, die meklenburgische Geschichte von Anfang an mit Vergnügen getrieben habe, berichtete er zugleich:


„Die Heraldik ist allemal, insofern sie es mit dem Blason zu thun hat, Ihr liebstes Studium gewesen.“

Im Frühling 1770 ward zu Genf noch wöchentlich 2 Stunden Heraldik getrieben.

„Es ist auf Begehren des D. Prinzen und um Ihnen die Sache desto angenehmer zu machen, mit Ihrem eigenen Wapen der Anfang gemacht worden. Zuletzt haben wir dem D. Prinzen das Vergnügen gestattet, die Theile des Wapens, die Sie in der Stunde vorgehabt, in dem Wapen-Calender mit Farben auszumalen, und dieses ist Ihnen so angenehm, daß wir hoffen dürfen, hievon Ihre Lust zu diesem Studio so lange unterhalten zu sehen, bis kräftigere und schätzbarere Triebfedern die Stelle desselben vertreten werden.“

Zur genealogischen Ausbildung wurden dabei Hübners genealogische Tabellen studirt.

Hiedurch entwickelte sich auch die Liebe zur zeichnenden Kunst, für welche er sein ganzes Leben lang eifrig und viel Schönes sammelte. Usedom sagt zu gleicher Zeit:

„Der D. Prinz sind ein großer Liebhaber von Kupferstichen.“ Diese Jugendbelustigung des Wappenmalens trieb Friedrich Franz während Seines ganzen Lebens täglich als letzte und leichteste wissenschaftliche Erholung, da er nie untätig sein konnte. Gegen 40 Jahre lang hat Er diese erheiternde und unterrichtende Beschäftigung mit Liebe getrieben.

Zuerst ward 1770 in Genf zum Ausmalen „der durchlauchtigen Welt Wappenbuch“ benutzt,

dessen erster Band grade im J. 1770 erschienen war. Dieser erste von Friedrich Franz colorirte Jahrgang ist verloren gegangen; der zweite Band vom J. 1771 mit den Grafenwappen ist aber fast vollständig in 183 Wappen colorirt noch in der großherzoglichen Bibliothek vorhanden und ohne Zweifel noch in Genf colorirt, da die Pinselführung noch nicht so sicher erscheint, wie später. Im Herbste 1771 kehrte Friedrich Franz aus Genf zurück; daher sind die letzten 11 Wappen dieses Jahrganges noch nicht illuminirt. Der Jahrgang 1772 enthält nur einige Ausmalungen, der Jahrgang 1774 gar keine. Im J. 1774 machte nämlich Friedrich Franz Reisen in Deutschland. Bald setzte Er aber diese Beschäftigung fort, da sich in der großherzoglichen Bibliothek ein zweites Exemplar dieses Wappenbuches findet, welches ganz und sauber colorirt ist.

Späterhin seit 1791 malte Er das ganze große Wappenwerk von Tyroff, so wie es erschien, aus, und schenkte dieses Exemplar am 12. Nov. 1808 der Universitäts-Bibliothek zu Rostock, wo es als theures Andenken aufbewahrt wird. So hat Er nach und nach 8 Foliobände und 12 Octavbände dieses Werkes nach Rostock geschickt und in den 9ten Band des baierschen Wappenbuches eigenhändig geschrieben:

„Diesen neunten Band habe ich in meinem 71 Jahr illuminirt. Ludwigslust im Januar 1827.

[Vorlegung]

F. F. Gh. z. M.