Abschnitt 1

Blasonierung
des meklenburgischen Wappens.


II. Helme.


Fünf offene, stählerne, roth gefutterte Turnierhelme mit goldenen Visiren, mit goldenen Fürstenkronen bedeckt.

Gesch. Erl. In alten Zeiten hatte jeder Schild und auch
jedes Wappen von mehreren einzelnen Schilden nur
einen Helm. Mit der Annahme des fünfschildigen
Wappens führte man drei Helme, mit der Annahme des
siebenschildigen Wappens fünf Helme ein. Für die
beiden untern Felder sind keine Helme vorhanden. Für
das Fürstenthum Wenden ist nie ein eigener Helm
geführt worden, wahrscheinlich weil man irrthümlich
den Helm für Werle für gleich mit dem Helm für
Meklenburg hielt, obgleich die Fürsten von Werle einen
eigenen Helm mit zwei gekreuzten Pfauenfedern, oder
Pfauenrosen, wie sie noch heute in den Siegeln der
Städte Teterow und Waren zu sehen sind, führten. Zu
dem stargardischen Arme hat man nie einen Helm
gekannt.

1 Helm, in der Mitte: fünf aufrecht stehende, zugespitzte Schirmbretter oder Pfähle, von der Rechten zur Linken: schwarz, roth, golden, blau, silbern gefärbt, hinter welchen der nach rechts hin schauende, liegende, halbe meklenburgische Stierkopf, wie im Felde 1, liegt, und hinter welchem ein fünffacher Pfauenwedel hervorragt, wegen des Herzogthums Meklenburg.

Gesch. Erl. Dieser Helm hat im Laufe der Zeit vielfache
Veränderungen erlitten. Er kommt in seiner wahren,
ursprünglichen Gestalt sicher schon im J. 1300 vor. Auf
den ältesten und mehrern alten Helmsiegeln ist der ganze
Helm seitwärts, rechtshin schauend gekehrt: auf dem
Helme ein Schirm, der ungefähr 9mal gekerbt oder
senkrecht geriefelt erscheint, oder eine Reihe von 8 bis 9
zusammenhangenden Pfählen, hinter denen ein
liegender, links gekehrter Schild mit dem
meklenburgischen Stierkopfe zur Hälfte hervorragt, so
daß man annehmen muß, daß der ganze Schild auf den
Helm hinter die Pfähle gelegt ist, aber nur in der linken
Hälfte zur Anschauung kommt; hinter den Pfählen und
dem Schilde steht auf dem Helme ein weit
ausgebreiteter, wallender Pfauenwedel von 9
Pfauenfedern. Man muß annehmen, daß auf jeder der
beiden langen Seiten des Helmes ein Pfauenwedel
ausgebreitet und vor jedem der beiden Wedel an jeder
Seite des Helmes ein Schild lag, so daß man von jeder
Seite die Vorderseite eines Wedels und den Schild sehen
konnte. Daher giebt es auch alte Helmsiegel, die von
vorne zu sehen sind und zwei Wedel in der schmalen
Vorderansicht, welche also zwei Flügeln gleichen, sehen
lassen, z. B. auf dem Secretsiegel des Herzogs Heinrich
III. vom J. 1384. Dies ist noch eine natürliche
Construction. Nach und nach traten aber wesentliche
Veränderungen ein. Mit der Einführung des
fünfschildigen Wappens und dem Umsichgreifen der
Turnierpracht ward dieser Helm mit den übrigen
vorwärts gekehrt; die schalenförmige Pfahlkrönung des
Helmes, welche zur Aufnahme des Schildes und des
Pfauenwedels bestimmt und früher wohl nicht mit
verschiedenen Farben bemalt war, ward zu einer Reihe
von graden Schirmbrettern oder Pfählen in bestimmter
Zahl, der Pfauenwedel ward schmal und steif, der Schild
blieb ganz weg und endlich ward der ganze Stierkopf
vor dem Pfauenwedel schwebend dargestellt. Der
Pfauenwedel bestand in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh.
und noch lange in den folgenden Zeiten aus zwei Reihen
Pfauenfedern hinter einander, bis endlich eine Reihe
Pfauenfedern Mode ward; die Schirmbretter wurden auf
eine bestimmte Zahl festgesetzt. Die größte Abweichung
bestand aber darin, daß in neuern Zeiten der Stierkopf
nicht mehr auf dem Helme hinter den Schirmbrettern lag
und daher nur zur Hälfte zu sehen war, sondern frei vor
den Pfauenfedern schwebte; dadurch verloren die
Schirmbretter alle Bedeutung, und die ganze Helmzier
ward schmal und steif, um so mehr da sie sich im Raume
durch die nebenstehenden Helme beschränken lassen
mußte. Im Wappen des Herzogs Magnus ist der
Stierkopf, ohne Schild, halb hinter die Schirmbretter
gelegt und dies findet sich noch im 16. und 17,
Jahrhundert, ja vereinzelt noch im 18. Jahrhundert. Die
Zahl der Schirmbretter stellte sich schon früh auf fünf
fest und hiernach richtete sich schon früh die Zahl der
Pfauenfedern; dies ward sicher aus dem fünfschildigen
Wappen hergeleitet: man nahm endlich 5 Schirmbretter
und 5 Pfauenfedern, weil man im Wappen 5 Felder
hatte. So hat sich die Gestaltung des Helmes in den
neuern Zeiten festgesetzt und deshalb ist es rathsam,
dabei zu bleiben.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ueber das mecklenburgische Wappen