Sundine. Neu-Vorpommersches Unterhaltungsblatt 1827-1
Zeitschrift für Unterhaltung und Geistesverkehr.
Autor: Suckow, Friedrich von, Pseud. Thorwald (1789-1854) Redakteur, Verleger, Dichter und Erzähler, Erscheinungsjahr: 1827
Themenbereiche
Mecklenburg-Vorpommern Thematisch Gemischtes Aphorismen & Miszellen Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Enthaltene Themen: Zeitschrift, Unterhaltung, Geistesverkehr, Nachrichten, Mecklenburg-Vorpommern, Rügen, Usedom,
Über den Titel dieser Zeitschrift.
Der Name tut nichts zur Sache, sagt man wohl; aber doch hebt der Titel den Mann und — das Buch. Für Schriften besonders ist das Aushängeschild wichtiger, als man denken sollte, und es ist oft leichter, ein Buch zu machen, als einen passenden und gefallenden Titel dafür zu schöpfen. Daher waren auch die Meinungen verschieden, wie diese Blätter benannt werden könnten oder sollten. Doch schien es am einfachsten und auch der Billigkeit gemäß, ein Unternehmen, das durch örtliche Wünsche veranlasst wird, nach der Stadt zu benennen, wo es entsprang, von wo es ausgehen soll und wo es seinen Stützpunkt hoffen darf, bis es Zeit gewinnt, sich auch in der Entfernung zu gründen.
Der Name tut nichts zur Sache, sagt man wohl; aber doch hebt der Titel den Mann und — das Buch. Für Schriften besonders ist das Aushängeschild wichtiger, als man denken sollte, und es ist oft leichter, ein Buch zu machen, als einen passenden und gefallenden Titel dafür zu schöpfen. Daher waren auch die Meinungen verschieden, wie diese Blätter benannt werden könnten oder sollten. Doch schien es am einfachsten und auch der Billigkeit gemäß, ein Unternehmen, das durch örtliche Wünsche veranlasst wird, nach der Stadt zu benennen, wo es entsprang, von wo es ausgehen soll und wo es seinen Stützpunkt hoffen darf, bis es Zeit gewinnt, sich auch in der Entfernung zu gründen.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist die Ewigkeit?
- Anfrage
- Demütigung des menschlichen Geistes
- Vater Rhein
- Andre Zeiten andre Sitten
- Altdeutsche Sprüche
- Biblisches Rätsel
- Über Gustav Adolphs Tod in der Schlacht bei Lützen.
- Gerechtigkeit Wallensteins gegen seinen Lehrer
- Die Heldenprobe bei den Indianern
- Etwas Näheres über die Sage von der weißen Frau
- Die Innen
- Die Geister im Geiser
- Kriegs-Bilder. Napoleon, Februar 1809
- Quodlibet (lat. „wie es beliebt“)
- Arabische Sprüche
- Die Greifswalder Oie, das kleine Wundereiland
- Weibliche Erziehung in Nordamerika
- Über das Volksmährchen vom wilden Jäger
- Sonntagsschule in Nordamerika
- Kinderwärterin gesteht Giftmorde
- Die St. Marienkirche in Stralsund
Menschenhilfe und Gotteshilfe
Ein König saß in seinem hohen Saale und hielt glänzende Tafel. An dem Tore des Schlosshofes, den man vom Saale übersehen konnte, standen zwei blinde Bettler und hofften ein Almosen. Der Eine erhob seine Stimme und rief: Wem der König helfen wollte, dem wäre geholfen! Der Andere aber sagte: Wem der liebe Gott helfen will, dem wird geholfen!—Und so riefen sie lange Zeit gegen einander.
Der König hatte alles gehört und befahl zwei Brote zu bringen und das Eine davon auszuhöhlen. Dann füllte er den Zwischenraum mir Goldstücken aus und ließ dies mit Geld gefütterte Brot demjenigen reichen, der sein Vertrauen auf den König stellte, das gewöhnliche Brot aber dem, der sich allein auf Gott verließ.
Als nun die beiden Blinden ihre Gabe erhalten hatten, gingen sie zusammen und befragten sich untereinander. Der Eine sagte: Ich habe ein schönes leichtes Brot bekommen; der liebe Gott hat mir auf einen ganzen Tag geholfen. Da dachte der Andre bei sich: mein Brot fühlt sich so schwer an, als wenn es Erbsenbrot oder nicht ausgebacken wäre, und ich habe immer sagen hören, man soll das Brot nach der Leichtigkeit und den Käse nach der Schwere kaufen; daher sagte er hinterlistig: Lieber, lass uns tauschen. Es geschah, und sie gingen zu Hause.
Am folgenden Tage kam der eine Blinde wieder und rief von neuem: Ach, wenn mir der König doch helfen wollte, so wäre mir geholfen! Der andre aber blieb zu Hause, denn er hatte genug.
Der König wunderte sich seinen Günstling noch unbefriedigt zu sehen, ging selbst zu ihm hinab und fragte, ob er nicht die Goldstücke in seinem Brote gefunden? Als er nun den Tausch erfuhr, rief er: Der andere Blinde hatte Recht; dir aber ist es bestimmt, dass du nichts haben sollst; darum bleib in Armut.
Ein König saß in seinem hohen Saale und hielt glänzende Tafel. An dem Tore des Schlosshofes, den man vom Saale übersehen konnte, standen zwei blinde Bettler und hofften ein Almosen. Der Eine erhob seine Stimme und rief: Wem der König helfen wollte, dem wäre geholfen! Der Andere aber sagte: Wem der liebe Gott helfen will, dem wird geholfen!—Und so riefen sie lange Zeit gegen einander.
Der König hatte alles gehört und befahl zwei Brote zu bringen und das Eine davon auszuhöhlen. Dann füllte er den Zwischenraum mir Goldstücken aus und ließ dies mit Geld gefütterte Brot demjenigen reichen, der sein Vertrauen auf den König stellte, das gewöhnliche Brot aber dem, der sich allein auf Gott verließ.
Als nun die beiden Blinden ihre Gabe erhalten hatten, gingen sie zusammen und befragten sich untereinander. Der Eine sagte: Ich habe ein schönes leichtes Brot bekommen; der liebe Gott hat mir auf einen ganzen Tag geholfen. Da dachte der Andre bei sich: mein Brot fühlt sich so schwer an, als wenn es Erbsenbrot oder nicht ausgebacken wäre, und ich habe immer sagen hören, man soll das Brot nach der Leichtigkeit und den Käse nach der Schwere kaufen; daher sagte er hinterlistig: Lieber, lass uns tauschen. Es geschah, und sie gingen zu Hause.
Am folgenden Tage kam der eine Blinde wieder und rief von neuem: Ach, wenn mir der König doch helfen wollte, so wäre mir geholfen! Der andre aber blieb zu Hause, denn er hatte genug.
Der König wunderte sich seinen Günstling noch unbefriedigt zu sehen, ging selbst zu ihm hinab und fragte, ob er nicht die Goldstücke in seinem Brote gefunden? Als er nun den Tausch erfuhr, rief er: Der andere Blinde hatte Recht; dir aber ist es bestimmt, dass du nichts haben sollst; darum bleib in Armut.