Über Gustav Adolphs Tod in der Schlacht bei Lützen.

Bis auf den heutigen Tag herrscht in unserer Geschichte des siebzehnten Jahrhunderts ein gewisses Dunkel über die Todesart des Rettungsengels Deutschlands, des gottergebenen Schwedenkönigs in der Schacht bei Lützen.

Schiller beschreibt dieselbe zwar mit allen Umständen in seiner Geschichte des 30jährigen Krieges; doch ist diesem sonst so großen, unsterblichen Mann auch der Vorwurf gemacht worden, dass er als Historiker nicht immer getreu erzahlt, die oft dunklen Stellen dichterisch ausgemahlt hat. Man konnte in diesem Punkt auch nicht so leicht Gewissheit erhalten, da Gustav Adolph unter Feindes Händen seinen Heldengeist aufgegeben haben soll; mithin es an unparteiischen Zeugen über seinen Tod fehlte. Gegen den Herzog Albert von Sachsen-Lauenburg und den Kardinal Richelieu hat sich zwar der Verdacht erhoben, dass dieser der Anstifter, jener der Mörder des großen Königs gewesen; allein es waren offenbar nur Vermutungen, die durch das Bekenntnis gänzlich schwinden, welches sein wirklicher Mörder reuig ablegte. Die wenig bekannte Urkunde hierüber befindet sich im schwedischen Reichs-Archiv; ist ein Schreiben des Probstes der Stadt Wexio auf Gothland, mit Namen Andreas Goeding, vom 27sten Januar 1725 datiert, und an den damaligen Sekretär des Reichsarchivs gerichtet, welches wörtlich also lautet in der Übersetzung.


„Als ich im Jahre 1687 in Sachsen war, entdeckte ich durch einen glücklichen Zufall die Umstände von dem traurigen Ende Gustav Adolphs. Dieser große Fürst war nur in Begleitung eines einzigen Dieners den Feind zu beobachten geritten. Ein dicker Nebel verhinderte ihn, ein Detaschement kaiserlicher Truppen zu bemerken, welche auf ihn Feuer gaben; ihn verwundeten, aber nicht töteten. Der Diener, welcher den König begleitete, brachte ihn durch einen Pistolenschuss vollends ums Leben, und bemächtigte sich der Brille, welche der König wegen Kurzsichtigkeit stets gebrauchte. Ich kaufte diese vom Dechanten von Nauenburg. Während meines Aufenthalts daselbst, nahete sich der hochbetagte Königsmörder seinem Ende. Die Gewissensbisse über seine abscheuliche Tat peinigten ihn im Tode. Er ließ den Dechanten zu sich bitten, und beichtete das Verbrechen. Ich habe diese Nachricht aus dessem Munde, auch von ihm die Brille gekauft, und sie dem schwedischen Archiv überliefert.“
Th.