Hofharmonie.

Sie spielte zur gewöhnlichen Zeit, diesmahl, des unfreundlichen Wetters wegen, im Logirhause und bezauberte, wie immer durch ihre bekannte Virtuosität, welche die Badefreuden geistiger Art um ein großes erhöht, und deren Genuß so ganz umsonst zu haben ist. Ich sah in meinem Leben der Brunnen- und Badeanstalten Deutschlands so manche, und selbst in Ländern, wo Tonkunst zur Tagesordnung gehört und musikalische Genie’s sogar in leinenem Kittel keine ungewöhnliche Erscheinungen sind, aber nie und nirgends fand ich solche Musiker, wovon jeder für sich als Virtuose auftreten und sein Talent mit Ehren geltend machen kann, wohl aber an vielen Orten bloße Musikmacher, die man, ohne ihrer Ehre zu nahe zu treten, ganz füglich unter die cidevant reichsgesetzliche Kategorie der vagirenden Musikanten bringen darf. Darum wer in Doberan verweilt und nicht ganz brouillirt mit Göttin Polyhymnia ist, wie jener, dem das Geheul seines Jagdhundes mehr behagte, als einer Mara Nachtigallenkehle und eines Lully Zaubertöne, seiner Geige orpheuisch entlockt, der bringe sich doch ja nicht um die Wonne, die Hofharmonie zu hören.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Sonntags - Leben in Doberan.