Seebad.

Bald nach neun Uhr trafen wir dort ein. Das Gewühl unterweges der vorausfahrenden, vorbeieilenden und nachfolgenden Wagen, worunter nur wenige Equipagen im eigenlichen Sinne des Worts waren, stolzirende Reiter mit ihren bunten Jokey’s und Fußwanderer, demüthig einhergehend, wie das verkannte stille Verdienst, belustigen ungemein und machten mit der offenbaren See und der Menge schon entladener Wagen ein imponirendes Ganzes. Schade, daß die kalte Witterung kein Verweilen in der freien Luft verstattete und die Gestade des Meeres und das nahe gelegene Hölzchen nicht mit Lustwandlern garnirte. Der Schwarm im Hause war fast zu groß für die Menschenzahl, die es fassen konnte. Man befand sich eingepfercht im engen dunsterfüllten Raume und unter über das böse Wetter schmollenden Physiognomien durchaus nicht gemüthlich, labte sich an einem Gläschen Hoppelpoppel, der nichts weniger als Hitzeableiter ist, aber doch mancher feurigen Dame lieblich einging, und verzehrte einige Schnittchen Schinken, die selbst nach Hufelands Macrobiotik nicht diätetischer hätten eingerichtet seyn können, um wohl zu bekommen. Die Musik, dem Badehause gegenüber, verhallte ungehört und der papierne Präsentirteller in den Händen des ambulirenden Virtuosen schien ziemlich leer zu bleiben und sein Unmuth darüber, so wie die Madonnengesichter mancher Badegäste luden nicht zum „Freuet euch des Lebens!“ ein. Ziemlich durchnäßt kamen wir vom Bade zurück. Wir hätten dies verhüten können, wenn wir von unserm Wohnorte aus gleich dahin gefahren wären, welches wir Jedem rathen wollen, der diese Excursion macht, damit er das Vergnügen genießt, alle Badebesucher ankommen zu sehen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Sonntags - Leben in Doberan.