2tens Graphische Künste. - Wie der Mensch das letzte Werk der bildenden Natur war, daß er alle in Steinen, Pflanzen und Tieren zerstreuten Sinne und Kräfte in sich vereinige und so ...

2. Graphische Künste

Wie der Mensch das letzte Werk der bildenden Natur war, daß er alle in Steinen, Pflanzen und Tieren zerstreuten Sinne und Kräfte in sich vereinige und so über alles Erschaffene herrsche; daß die räumliche Natur allgegenwärtig, die gebundene freibeweglich werde, und die ganze Natur dort sei, wo sich ein Mensch befindet – so wurde von den Menschen die Buchdruckerkunst, die späteste unter den Künsten, erfunden, damit sie alle verteilten Bildungen der andern versammle und für sich allein darstelle. Darum gebührt ihr, wie überall, so auch hier der erste Platz. Sie ist die Erblichkeit aller hinterlassenen Güter und die wahre Unsterblichkeit des menschlichen Geistes. Sie ist die treue Leibwache der Völker und die aufrichtige Ratgeberin der Fürsten. Sie ist die Posaune des Weltgerichts, welche verborgene Frevel und Tugenden bekannt macht und die Schlechten wie die Guten vorladet, Rechenschaft zu geben oder ihren Lohn zu empfangen.


Vergleicht man alle Künste je nach den schnellen oder langsamen Fortschritten, die sie seit ihrer Entstehung gemacht, so findet man, daß diejenigen am langsamsten fortgeschritten, die ein notwendiges Bedürfnis des Lebens erfüllten. So die Landwirtschaft und die Arzneikunst. Es erklärt sich dieses leicht. Jede Kunst, die einem unentbehrlichen und täglichen Bedürfnis abhilft, läßt dem, der sie ausübt, nicht die Zeit, auf ihre Vervollkommnung zu denken, und sie gibt ihm auch nicht den Drang dazu; denn ein notwendiges Bedürfnis schweigt, so bald es für den Augenblick befriedigt ist. Diejenigen Künste nur, welche die Menschen zu ihrer Lust erfunden, geben ihnen Muße und Trieb, auf deren Ausbildung zu denken, weil hier keine tägliche Anwendung zerstreut und keine augenblickliche Befriedigung das Nachdenken einschläfert; denn jede Lust ist unersättlich. Auch die Buchdruckerkunst hat seit ihrer Erfindung keine bedeutende Fortschritte gemacht, und wenn wir neulich erfuhren, daß ein Engländer ein Druckklavier erfunden, das mit der Schnelle des Gedankens das Gedachte sogleich abdruckt, so hat das erst den Wunsch in uns erregt, was die Buchdruckerkunst noch werden möchte. Bis jetzt war sie nur eine Staatskunst, das will sagen, eine solche, die nur in einer geselligen Vereinigung der Menschen ausgeübt werden konnte, weil sie eine Verbindung mannigfacher Kräfte erforderte. Sie muß aber eine persönliche Kunst werden, eine, die jeder Mensch ohne fremde Hilfe, wie das Schreiben mit der Hand ausüben kann, und dann erst, und wenn der Jugend wie das Schreiben so auch das Drucken in den Schulen gelehrt würde, wäre diese Kunst eine königliche zu nennen, weil sie aus jedem Bürger einen König machte, der seine Gedanken ausschickte, daß sie in seinem Namen regieren mögen nach Würde und Kraft und Recht.

Die französische Typographie ist anerkannt der deutschen weit vorgeschritten. Diese ihre Überlegenheit erklärt sich, so viel das Technische der Kunst betrifft, leicht dadurch, daß sie, wie kein Handwerk und keine Kunst in Frankreich, nicht am Gängelbande der alten Zunftweiber geführt wird, wie es im ägyptischen Deutschland geschieht, wo das Vorurteil, das man nicht länger bei Leben erhalten konnte, nach seinem Absterben wenigstens einbalsamiert wird, damit es noch seine tausend Jahre räumlich fortbestehe und den Lebenden den Platz wegnehme. Das schwächere Wachstum der deutschen Buchdruckerkunst hat aber auch noch eine andere Ursache, die als eine sittlich gesellige von größerer Bedeutung ist. Es hängt nämlich mit der deutschen Volksbildung zusammen. Die wissenschaftliche Bildung der deutschen Gelehrten ist unstreitig größer und gründlicher als die der französischen. Wahrscheinlich ist mir auch, daß in Deutschland die wissenschaftliche Bildung verbreiteter ist als in Frankreich und daß sie tiefer zu den unteren Volksklassen hinabsteigt; doch kann wenigstens ich darüber nicht entscheiden, da ich die französischen Provinzen nicht kenne. Eines aber ist das Gewisseste: daß die gebildeten Klassen in Frankreich, diejenigen nämlich, die in der Mitte zwischen Gelehrten und Volk stehen, die Beamten, Fabrikanten, Kaufleute, höhere Handwerker, gebildeter als in Deutschland sind. Sie lesen mehr, sammeln sich mehr Bücher, und dieses muß auf Buchhandel und Buchdruckerkunst natürlich einen vorteilhaften Einfluß haben. Buchhändler und Buchdrucker müssen suchen dem Geschmacke reicher Leute zu schmeicheln und sich daher bemühen, ihr Gewerbe und ihre Kunst zu vervollkommnen. Es fehlt mir gegenwärtig an Leipziger Bücherverzeichnissen, sonst würde ich vergleichen, wie sich die (Bände-)Zahl der jährlich in Frankreich erscheinenden Bücher zu der in Deutschland erscheinenden verhalte. Das Journal de la librairie, welches jede Woche in Paris herauskommt und worin in fortlaufenden Nummern alle in Frankreich erschienenen Werke verzeichnet stehen, ging den 15. November gegenwärtigen Jahres bis zur Nummer 4990. Rechnet man hierzu die noch fehlende Zeit bis zur Vollendung des Jahres und bringt man in Berechnung, daß von allen in Paris erscheinenden, aus mehreren Bänden bestehenden Werken wenigstens zwei Teile zugleich herauskommen, die aber unter einer Nummer stehen; weiß man, daß im vorigen Jahre für drei und ein halbe Million Franken Bücher aus Paris ausgeführt worden, und rechnet man hierzu, was in Paris selbst verbraucht worden und was in den Provinzen gedruckt wird – so hat man einen Maßstab, die französische Literatur nach ihrem arithmetischen Umfange mit der deutschen zu vergleichen. Aber die Zahl der kostspieligen Werke, deren Absatz für die Bildung der reichen Volksklassen ein gutes Zeugnis ablegt, ist in Frankreich ungleich größer als in Deutschland. Gaus Reisebeschreibung von Nubien, welche in der Cottaschen Buchhandlung erscheint, ist, so viel mir bekannt, das einzige Werk bezeichneter Art, das seit einigen Jahren in Deutschland herausgegeben worden. Solche Werke aber erscheinen in Frankreich jede Woche. In einem und dem nämlichen gerade vor mir liegenden Prospektus des Buchhändlers Masson in Paris sind folgende fünf Werke angekündigt: 1) Eine „voyage pittoresque en Autriche“. 3 Bände in Folio, mit 163 Kupfern. Die gewöhnliche Ausgabe kommt auf 360 Fr., die bessere auf 900 Fr. 2) „Collection des vases grecs de Mr. le Comte de Lamberg“. 1 Band in Folio. Die ordinäre Ausgabe 540, die feine 900 Fr. 3) Ein Buffon in 127 Bänden mit 1150 Kupfern. Gewöhnliche Ausgabe 444, die beste 1905 Fr. 4) „Les monuments de la France“. 4 Bände in Folio. Ordinäre Ausgabe 720, feinere 2000 Fr. 5) Die Biographie universelle, die nach ihrer Vollendung wenigstens aus 50 Bänden bestehen wird, kostet in der besten Auflage der Band 48 Fr., so daß das ganze Buch auf 2400 Fr. zu stehen kommen wird. Von diesem nämlichen Werke hat der Verleger ein einziges Exemplar auf feinem Pergament (peau velin) abziehen lassen, wovon der Band 600 Fr. kostet, das ganze Werk also 30000 Fr. kosten wird. Nimmt man nun auch an, daß der Verleger an dieser Summe drei Vierteile rein gewönne, so bliebe die Summe seiner Auslagen doch immer noch bedeutend genug, daß sich nicht denken ließe, er hätte diesen Aufwand gewagt, wenn er nicht große Hoffnung hätte, das Exemplar an einen Käufer zu bringen. Hierbei ist freilich auch zu bedenken, daß, wahrend die deutschen Buchhändler bloß auf ihr Vermögen und ihren persönlichen Kredit beschränkt sind, die französischen zu jeder kostspieligen Unternehmung Aktionärs und Kapitalien genug finden. Dieses ist aber weniger eine Ursache als eine Wirkung des größern Flors des Buchhandels, denn da ein Kapitalist in Paris schon im gewöhnlichen Geldhandel 8 bis 10 Prozent ganz sicher aus seinen Kapitalien zieht, so muß der Gewinn in literarischen Unternehmungen bei gleicher Sicherheit noch größer sein, wenn man seine Kapitalien daran setzt.

Den Kunstwerken der Typographie war im Louvre ein großer Saal eingeräumt. Daß sich hier die Didots vorteilhaft auszeichneten, läßt sich denken. Dieser ganzen Familie ist Kunstgenie erblich angeboren. Die Mutter des Firmin Didot, eine Dame von 82 Jahren, hat Wachsblumen, den natürlichen auf das täuschendste nachgeahmt, zur Ausstellung gebracht. Firmin Didot ist zugleich Papierfabrikant, Schriftgießer, Drucker und Schriftsteller. Er brauchte seine Tätigkeit nur noch bis zum negativen Pole der Literatur auszustrecken, nämlich bis zur Zensur, um nach einer Sündflut, er ganz allein, die literarische Welt wieder bevölkern zu können. Erst vor einigen Wochen hat er eine von ihm selbst gedichtete und gedruckte Tragödie auf das Theater Français gebracht. Auf dem Titelblatt einer Übersetzung von Virgils Hirtengedichte, die vor einigen Jahren erschien, sind die Worte zu lesen: „Les Bucoliques de Virgile, traduites en vers français, par Firmin Didot. Gravé, fondu et imprimé par le traducteur.“ Die Mitglieder der Familie Didot leben in Handwerksfeindschaft untereinander und führen in öffentlichen Druckschriften einen sehr häßlichen Neidkrieg. Heinrich und Julius Didot machen sich die Erfindung einer neuen Art kleiner Buchstaben wechselseitig streitig. Ein schöner Wetteifer, wer am meisten dazu beigetragen, die Menschen blind zu machen! Es ist mit solchem kleinen Drucke, in Deutschland wie in Frankreich, etwas sehr Trostloses, und die Polizei, die sich doch sonst um alles bekümmert, sollte eines ihrer hundert Augen auf diesen Gegenstand richten. Wenn in deutschen eleganten Blättern comme il faut die Korrespondenzartikel klein gedruckt wer den, so ist hierbei nichts anders zu bedauern, als daß sie nicht noch kleiner gedruckt sind, damit es gar nicht möglich sei, sie zu lesen und darüber die Zeit zu verderben. Der deutschen Lesewelt, welcher zu Gefallen sich jene eleganten Zeitungen auf das fadeste parfümieren, muß man es gerade heraussagen, daß es ihrem Geschmacke zu keiner Ehre gereicht, wenn sie den deutschen Komödianten eine so lange und breite Aufmerksamkeit schenkt. Ein armer Schelm von Schauspieler, der nicht begabt oder nicht beliebt ist, muß auf seinen Kunstreisen durch jene hundert Blätter Spießruten laufen, und ganz zerfleischt kehrt er zu seiner Mutterbühne zurück. Beliebte Schauspieler aber ziehen, von Königsberg bis nach Wien, alle Tage unter Papier-Triumphbögen ihre Heldenbahn, und es wird erzählt, wie sie hier den Peter, dort den Hans gespielt und wie oft und wie stark sie beklatscht worden. Solche Klatschberichte mögen immerfort klein gedruckt werden. Aber bei gemeinnützigen Werken, wie das Konversationslexikon, sollte man kleinen Druck nicht verstatten, und würden die Bücher viermal teurer; denn es ist, national-ökonomisch betrachtet, immer noch besser, ein Volk ist geistig als körperlich blind. Man sollte typometrische Zensoren anstellen, die alles, was sie nicht verstehen, nämlich nicht lesen könnten, ausstreichen müßten.

Unter den Prachtwerken, welche Didot ausgestellt, bemerkt man auch Titelblatt und Vorrede des Boisseréschen Werkes über den Kölner Dom, das im Verlage der Cottaschen Buchhandlung erscheint und sich ganz herrlich ausnimmt. Es ist in deutscher Sprache und mit deutschen Buchstaben gedruckt, und mit einem ganz eigenen Gefühle muß man sich bei diesem Anblicke gestehen, daß in Frankreich schöner Deutsch gedruckt wird als in Deutschland selbst. Von den mancherlei typographischen Kuriositäten, die zu sehen waren, will ich nur eines Testaments Ludwig XVI. gedenken, das, auf einen sehr großen Bogen und unter Glas und Rahmen zur Wandverzierung eingerichtet, mit „caractères funèbres“ gedruckt war. Worin die typographische Traurigkeit eigentlich liegt, läßt sich nicht beschreiben; es ist aber wahr, der Druck hat einen wahren Leichengeruch. Unter den Schriftgießern zeichnete sich Mole der jüngere aus. Außer den Schriften der modernen Sprachen und des Griechischen, die man sich nicht schöner denken kann, hat er auch arabische und persische Schriftproben geliefert, die er unter Anleitung des Orientalisten Langles verfertigte. Die Buchstaben sind so bestimmt, reinlich und heiter, daß sie das Verwirrende, mit welchem die Schrift einer fremden Sprache uns gewöhnlich erscheint, ganz verlieren und man sich sehr verwundert, daß man diese so deutliche Schrift dennoch nicht lesen könne. Didot hat die Modelle aller zur Papierfabrikation nötigen Maschinen ausgestellt, worunter auch die Maschine zur Verfertigung des Papieres von unendlicher Länge sich befand. Ich habe aber nicht gehört, daß die letztere hier schon im Gange wäre. Auch der vortrefflichen Landkarten, worunter auch auf Seide abgedruckte, ist zu gedenken. Die von Didot mit beweglichen Typen kenne ich nur aus andrer Beschreibung; ich habe sie übersehen. Sie werden sehr gelobt, und es soll ihnen, um an Brauchbarkeit den gestochenen Karten gleichzukommen, nur noch etwas an der Illumination fehlen.

Hier schließt sich die Lithographie an, deren Werke sich in Paris mit unglaublicher Schnelligkeit vermehren. Das Neueste davon, was zur Ausstellung kam, ist großenteils schon im Stuttgarter Kunstblatte angezeigt und beurteilt worden. Lithographische Abdrücke in Ölfarben werden wohl in Deutschland auch schon bekannt sein. Honoré in Paris hat ein Verfahren entdeckt, die Lithographie zu Abdrücken auf Porzellan anzuwenden, und es wurde ihm darüber ein Erfindungspatent erteilt. Alle mögliche technische Materialien zur Lithographie waren in großer Menge zu sehen: Pressen, Muster von lithographischen Steinen aus allen Gegenden Frankreichs. Senefelder zeigte seine bekannte tragbare Presse und sein Steinpapier. Dieses Erfinders der Lithographie wurde in den französischen Berichten über die Industrieausstellung kaum gedacht. Er erhielt nur ein Winkellob, das in einem Postskriptum nachhinkt, und auch dieses nur, um, wie jene Berichterstatter selbst sagen, „ihre Unparteilichkeit zu zeigen“. Das ist eine schöne Gerechtigkeit, die sich zum Verdienste anrechnet, nicht alles Unrecht getan zu haben, was ihr freigestanden.

Ein kalligraphisches Werk fand großen Beifall, nämlich eine auf einem Imperialfoliobogen geschriebene französische Charte. Die Schrift gleicht dem schönsten Drucke, ist aber auch nicht schöner, so daß sie vom Drucke schwer zu unterscheiden ist. Der Verfertiger hat 101 Tag, täglich vier Stunden, auf das Werk verwendet, und er bemerkt: der ganze Hof habe diese Charte (nämlich die kalligraphische) mit Wohlgefallen betrachtet.

Auch die Papierfabrikanten hatten ihre Fabrikate zur Schau gebracht. So viel mich meine eigene Erfahrung gelehrt, ist das Papier, welches man gewöhnlich zu Briefen und zum konzipieren braucht, in Paris nicht besser und nicht wohlfeiler als in Deutschland. Das zum Drucke bestimmte Papier aber (Druckpapier darf es nicht genannt werden, weil solches, das man in Deutschland so nennt, hier nur an den Volksbüchern von den niedrigsten Preisen gesehen wird) ist anerkannt in Deutschland geringer und teurer als in Frankreich. Man möchte wohl wissen, woher das kömmt. An dem rohen Materiale zum Papiere fehlt es in Deutschland gewiß nicht1; welche andere Verhältnisse sind es also, die dort auf diesen wichtigen Zweig der Industrie nachteilig einwirken? Die deutschen Fabriken sind nicht einmal imstande, den nötigen Bedarf zu liefern, und obzwar aus Frankreich und der Schweiz viel Papier eingeführt wird, hört man dennoch oft die deutschen Buchhändler klagen, daß sie beim Drucke ihrer Werke oft durch Mangel an Papier aufgehalten würden. Sollte dort wohl der starke Kanzleiverbrauch am Papiermangel schuld sein? Dieses ist wohl möglich, ja es ist wahrscheinlich, wenn man bedenkt, daß ein verwickelter Kriminalprozeß, der in Frankreich innerhalb drei Monate geendigt wird, in Deutschland erst nach drei Jahren zur Entscheidung kömmt und daß dort Papier und Zeit, Schreiben und Leben synonyme Wörter sind ... Unter den übrigen ausgestellten Schreibmaterialien bemerkte man eine Sammlung Siegellacke von allen möglichen Farben, weißes sogar. Diese Produkte müssen wohl ihren Wert haben und Aufmunterung verdienen, da deren Fabrikant bei der vorletzten Ausstellung die Ehrenmedaille bekommen hat. Dann sah man durchsichtiges Siegellack, das zur Versiegelung von Flüssigkeiten, die man gegen Verfälschung sichern will, empfohlen wurde, durchsichtige Oblaten, und Oblaten „à camées“'. Nämlich auf länglichtrunden Oblaten aller Farben sind weiße erhabene Figuren kameenartig angebracht. Diese werden nicht unter, sondern auf dem Papier geklebt. Eine schöne Erfindung! Bei der großen Mannigfaltigkeit von antiken Kameen, die zu Abgüssen benutzt werden können, wird sich für gemütliche Briefe immer eine entsprechende Figur finden, das Herz des Empfängers auf den Inhalt vorzubereiten. Für 30 Sous kauft man eine Schachtel solcher Oblaten, die vom Sonntage bis zum Sonnabende der Liebe und überhaupt für alle schönen Verhältnisse des Lebens ausreichen.

Endlich ist hier der Buchbinderarbeiten mit dem größten Lobe zu gedenken. Was man nur fordern kann, Bequemlichkeit, Dauerhaftigkeit, Geschmack und gelegentlich auch Pracht des Einbandes findet sich vereinigt. Thouvenin, der ausgezeichnetste Buchbinder in Paris, hat in dieser letzten, wie in der vorigen Exposition eine Medaille erhalten. Die Preise des Einbandes steigen von 30 Sous bis zu 20 Franken. Es würde viel dazu beitragen, die schwache Neigung für Bücher, die man in Deutschland unter manchen Menschenklassen findet, zu verstärken, wenn die Buchbinderei, die sich dort in einem sehr schlechten Zustande befindet, verbessert würde. Es wäre aber sehr leicht, eine solche Vervollkommnung herbeizuführen, indem man die deutschen Buchbindergesellen veranlasse, ihr Handwerk in Paris auszulernen. Ein hier wohnender deutscher Buchhändler hat mir erzählt, daß er einen der letzten Teile des Konversationslexikons, dessen frühere Teile er gebunden aus Deutschland mitgebracht, hier gleichförmig habe wollen binden lassen, aber nur mit der größten Mühe einen deutschen Winkelbuchbinder ausfindig gemacht habe, der es verstanden, jene schlechten Muster treu nachzuahmen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Schilderungen aus Paris.