Den 6. Juli

Ich fuhr mit dem Herrn Landbaudirektor Gilly nach Vitcho, einem Dorfe, welches dem Johanniterorden zugehörte, und sehr große Moräste hat, zu deren Verbesserung, durch Abgrabung des saueren Wassers und Überschwemmung mit fließendem Wasser, der König, zufolge eines von dem Baudirektor entworfenen Plans und Anschlags, 9.000 Rthlr. geschenkt hat. Herr Pastor Pohl, ein sehr tätiger Mann, hat die Aufsicht über die Arbeit unternommen. Diese besteht darin, dass man rund um den Morast einen Graben von drei Ellen breit gezogen hat, um die Zuflüsse abzuschneiden, welche zuvor von den Anhöhen hineinliefen, und ihn kalt, tief und sauer machten. Ferner wird ein Überschwemmungs-Kanal, fünf Ellen breit, auf einem oberhalb des Morastes gelegenen See mitten durch den Morast gezogen. Alle drei- bis vierhundert Schritte wird eine Schleuse und ein Damm gemacht, welche quer über den Morast von einer Seite des Landes bis zur andern gehen.

Die Überschwemmungen haben Schwierigkeiten, wenn sie ins Große über Wiesen von der Größe von dreißig oder mehreren Tonnen Landes getrieben werden sollen, und diese Wiesen entweder horizontal liegen, oder doch nur einen unbedeutenden Abfall haben, wenngleich das Wasserbehältnis, woraus das Wasser abgeleitet wird, zwei bis drei Fuß höher sein kann, als die höchste Stelle in der Wiese. Es ist daher kein anderes Mittel, als: Querdämme anzulegen, und diese mit Schleusen zu versehen, welche nach und nach aufgezogen werden, nachdem der oberhalb gelegene Platz unter Wasser gesetzt worden ist.


Überschwemmungen können überhaupt auf zweierlei Art geschehen.

Entweder lässt man das Wasser geradezu in einen Zulaufsgraben laufen, bis es sich gegen den am niedrigsten Ende der Wiese angelegten Querdamm stößt, wodurch sie denn von unten auf, bis sie anfängt, höher zu werden, als der Damm, unter Wasser gesetzt wird; und diese Art muss da gebraucht werden, wo eine Wiese wenig Abfall hat.

Oder man verfährt auch auf die Weise, welche den größten Nutzen gewährt, dass man nämlich an dem obersten Ende der Wiese, dicht vor der Schleuste, einen Quergraben nach der Breite der Wiese macht, und aus diesem wieder kleine Rinnen längst der Wiese leitet. Wenn nun die Schleuse geöffnet wird: so geschieht die Überschwemmung von oben nach unten durch beständig fließendes Wasser. Aber dies geht nur alsdann an, wenn die Wiese einen beträchtlichen Abfall hat: denn sonst lässt sich das Wasser nicht ohne einen großen Graben in eine beträchtliche Weite treiben, sondern es verliert sich, und sinkt in die Erde, besonders wenn diese torfartig ist. Man muss daher gewöhnlich seine Zuflucht zu beiden Arten nehmen.

Von Vitcho fuhr ich nach Ferchland, einem Gute, welches dem Obersten Zastrov zugehört. Hier fand ich wohl bearbeitete und, dem Anschein nach, fettere Felder, als die umher liegenden waren. Dies ist eine Folge davon, dass sein Vieh im Sommer zum Teil auf dem Stall mit Klee gefüttert wird, welches den Dünger verdoppelt. Zu meiner großen Betrübnis war er selbst nicht zu Hause. Alles, was ich von seinen Einrichtungen sah und hörte, zeugte von seinem Fleiß und von seinen Einsichten.

Dicht bei diesem Hofe liegt der große Madui-See, welcher unter der Anleitung des Geheimen Finanzrats Brenkenhoff, und mit dem Geld des Königs, welcher dazu 36.000 Rthlr. geschenkt hat, so weit ausgegraben ist, dass das Wasser nun vier Ellen niedriger steht, als zuvor. Der Umfang des Sees ist dadurch so sehr vermindert worden, dass jetzt über 7.000 Tonnen Land, welche vorher unter Wasser standen, bebaut werden. Ungefähr die Hälfte davon gehört zu dem königlichen Amt Colbatz, wo durch diese Verbesserung 15o Familien, welche 712 Seelen ausmachen, angesetzt worden sind, nachdem den vormaligen Einwohnern, welche vieles und schlechtes Ackerland hatten, zuvor so viele Wiesen gegeben waren, als erfordert wurden, um ihr Vieh mit ihrem Ackerbaue in ein gehöriges Verhältnis zu setzen. Nach zuverlässigen Berechnungen hat der König, durch die erhöhten Einkünfte vom Amte, 7 1/3 Prozent von dem auf diese Verbesserung verwandten Hauptstuhle. Er würde ungefähr das Doppelte haben, wenn er von den angrenzenden Gutsbesitzern eine Abgabe für das Land verlangt hätte, welches sie dadurch gewonnen haben; und dies wäre doch gar nicht unbillig gewesen, da sie zu den Unkosten gar nichts beigetragen hatten. Ferchland hat ungefähr 50 Tonnen Land gewonnen, und es hätte noch mehr gewinnen können; aber man fürchtete, das die colbatzischen Wiesen zu trocken werden mögten, und überdies ist das Erdreich, welches noch gewonnen werden könnte, nur schlechter Sand.

Von Ferchland ging ich nach dem anderen Hof des Obersten, nämlich nach Kitzo, wo die Stallfütterung in ihrer ganzen Vollkommenheit durch einen aus Schlesien dazu verschriebenen Verwalter eingeführt worden ist. 60 Kühe werden die vier Sommermonate hindurch im Stall mit Klee gefüttert, welcher täglich gemäht wird. Die Kühe, welche täglich, bloß um sich zu bewegen, und um desto mehr Lust zum Fressen zu bekommen, ein paar Stunden ausgetrieben werden, erhalten fünf- bis siebenmal Futter. Sobald der Klee im Frühjahr so hoch ist, dass er gemäht werden kann, wird er, vermischt mit Stroh, zu Häckerling, einen Finger lang, geschnitten. Wenn es weiterhin kommt, so gibt man ihn dem Viehe, mit Gras vermischt. Wenn er aber ganz aufhört, welches spätestens gegen Michaelistag geschieht, so bekommen sie warmes Futter. Um deswillen sind am Ende des Stalles zwei Kessel eingemauert, worin das Wasser warm gemacht wird, und drei große Tröge, wie Brauerkufen, deren jeder so viel enthält, als zu einem Futter für den ganzen Stall erfordert wird. Dieses besteht aus weißen Rüben, oder Kohlrabi, oder weißem Kohl, oder Kartoffeln, welche mit einem dazu zugerichteten Eisen, nebst dem Kraute der Kartoffeln, oder mit Kohlblättern und etwas Häckerling, in Stücke zerhackt wird. Alles dieses wird mit dem warmen Wasser zu einem dicken Brei zusammengerührt, und wenn es lauwarm ist, dem Viehe gegeben. Der Stall desselben ist so gebaut, dass das Vieh mit den Köpfen gegeneinander steht, und aus der Krippe frisst: so dass sie nichts von dem Futter verstreuen, oder unter die Füße bringen können. Zum Mähen des Klees, zum Schneiden des Häckerlings, und zum Stoßen und Zubereiten des Winterfutters, wie auch zum Füttern der Kühe werden zwei Kerls und fünf Mädchens gehalten. Die letztern spinnen zugleich des Morgens von vier bis sieben, und des Abends von acht bis zehn Uhr. Die Kühe waren nur in einem mittelmäßigen Zustande, ungefähr wie gute Bauernkühe, aber, nicht so, wie sie in wohl eingerichteten Meiereien sein sollten. So viele Kunst und Fleiß man auch auf die Unterhaltung der Kühe wandte: so schlecht war dagegen die Art, wie man mit der Milch umging: denn diese wurde auf die nämliche Weise behandelt, wie ich von Breitenwerder bei der Geheimenrätin von Brenkenhoff erzählt habe.

Die Veranlassung zu dieser Anlage gab dies, dass der gegenwärtige Besitzer das Erdreich größtenteils so sandig und schlecht fand, dass die Weide nur allein für Schafe dienlich war. Natürliche Wiesen fehlen ganz. Das Vieh auf jütländische Art fett zu machen, hält man in Pommern für nachteilig, oder wenigstens für einen sehr unsicheren Vorteil. Der Besitzer säte daher in seinem Garten Luzerne, und suchte auf dem Felde die besten Stellen aus, welche er mit rotem Klee zum Sommerfutter besäen ließ. Zum Unterhalt des Viehes im Winter aber sah ich ungefähr acht Tonnen gutes Land, worin Kartoffeln, weiße Rüben, Kohlrabi und weißer Kohl gesät waren.

Dass die Stallfütterung auf Kitzo vorteilhaft ist, sieht man leicht ein: denn sonst würden daselbst keine Kühe gehalten werden können, weil im Sommer Gras, und im Winter Heu und Gerstenfutter fehlt. So wenig Milch auch die Kühe geben, und so schlecht auch diese Milch behandelt wird: so ist der Ertrag doch immer größer, als die Unkosten, und gibt größeren Vorteil, als was das Land, welches zu Klee, Wurzeln und Kohl angewandt wird, sonst einbringen könnte.

Bei dem Ackerbaue ist der Vorteil wegen der Menge des Düngers, und zwar des außerordentlich fetten Düngers, welcher besonders in den Sommermonaten gewonnen wird, augenscheinlich. Er hat auch bereits auf den Feldern von Kitzo und Ferchland eine fast unglaubliche Veränderung hervorgebracht, ja selbst das natürliche Gras sehr verbessert.

Ob man auch an dem Ort, wo die Weide gut ist, und wo man aus den Holländereien von ein bis zweihundert Kühen jährlich von jeder Kuh eine Vierteltonne Butter, außer dem Fleische und dem Käse, verkaufen kann, bei der Stallfütterung der Kühe seine Rechnung finden würde: das bleibt mir, was auch die Herren Verteidiger der Stallfütterung sagen können, insofern man die Einkünfte von den Holländereien betrachtet, noch immer sehr zweifelhaft. Ich wünschte, dass ein reicher Mann, welcher einen Verlust tragen kann, die Probe machen möge: denn Versuche im Kleinen können hier nicht entscheiden, da wiederholte Erfahrungen bewiesen haben, dass zwanzig Kühe an zehn verschiedenen Orten nie so großen Vorteil geben, als zweihundert auf einer Stelle. Zwar hat der Staatsminister Herzberg zu Britz, einem Gute, welches ihm zugehört, und eine Meile von Berlin liegt, einen glücklichen Versuch mit der Stallfütterung gemacht, welcher in der ökonomischen Welt vieles Aufsehen gemacht hat, und noch macht. Er lässt nämlich daselbst im Sommer 70 Kühe auf dem Stalle, größtenteils mit Esparcette, und im Winter auf dieselbe Weise, wie es zu Kitzo geschieht, füttern; und er hat, nach seiner eigenen Versicherung, welche bei einem so hochachtungswürdigen Manne nichts weniger als verdächtig ist, von jeder Kuh, nach Abzug aller Unkosten, ein reines Einkommen von vierzig Reichstaler. Aber hier wird weder Butter noch Käse gemacht: sondern die Milch wird in Berlin maßweise, zum Teil wie Wein, verkauft; die Milchwagen nehmen von den Brauern und Branntweinbrennern Hefen und Trebern für die Kühe mit zurück, welche zwar viele, aber nur dünne, Milch geben, woraus vermutlich, wenn sie gebuttert würde, nur wenig Butter kommen würde. Vielleicht hat auch der Klee dieselbe Eigenschaft.

Wiederholte Erfahrungen im Großen können daher allein Gewissheit geben und bestimmen, ob die Stallfütterung im Sommer ebenso vorteilhaft ist, wenn man die Milch, um sie zu Gelde zu machen, erst abrahmen und buttern muss, als wenn man sie sogleich verkaufen kann, wenn sie gemolken ist. Der Versuch muss auch einige Jahre fortgesetzt werden, um bestimmen zu können, ob nicht, wenn auch an der Holländerei verloren würde, der Vorteil, welcher aus dem vermehrten Dünger und Ackerbau entsteht, diesen Verlust überstiege, und folglich doch im Ganzen Vorteil bliebe. Man könnte z. B. auf Britz nur den sechsten Teil des Feldes düngen, und nun düngt man den vierten Teil: vorher trug nur 2/3 des Feldes Korn, nun aber werden 3/4 besäht, und die Aussaat gibt nun vielfältiger, als damals.

Warmes Futter zum Unterhalte im Winter gibt unleugbar mehr Milch, als Stroh und Heu. Muss man aber nicht, solange die Erfahrung nicht das Gegenteil erwiesen hat, mit Wahrscheinlichkeit befürchten, dass die Kühe, wenn den Winter hindurch alle ihre Nahrungssäfte aufgelöst und abgemolken werden, nicht diejenige Fettigkeit sammeln können, womit sie sonst bei wohl eingerichteten Meiereien ins Gras getrieben werden, und welche hernach, wenn sie durch das feuchte Gras ausgelöst wird, nicht bloß viele, sondern auch fette Milch gibt:

In der, aller Wahrscheinlichkeit nach, von einem einsichtsvollen Landmanne im Dänischen geschriebenen Anweisung, wie die künstlichen Futterkräuter in Jütland gebaut werden müssen, wird behauptet, dass die Milch der Kühe, welche auf Klee geweidet werden, fetter sei, als die Milch der Kühe, welche auf gewöhnlichem Grase geweidet worden; aber es wird daselbst nicht gesagt, ob die Milch der Kühe, welche mit gemähtem Klee im Stalle gefüttert werden, ebenso fett ist, als die Milch der Kühe, welche auf Klee geweidet werden, und des Nachts unter freiem Himmel liegen. Und dies wäre doch wohl wertlos, dass man es untersuchte. Schade ist es auch, dass der Verfasser nicht bestimmt hat, wie viel Butter von den angeführten 25 Kühen gemacht worden ist: denn dadurch bleibt der Nutzen oder Schaden von dieser Behandlungsart immer unbestimmt. Ich kann daher, indem ich neue Erfahrungen erwarte, nicht anders als glauben, dass der Nutzen der Stallfütterung bei schon gut eingerichteten großen Meiereien zweifelhaft, im Kleinen aber, z. B. für Bauern, und in den strengen Gegenden, wo man sonst keine Kühe halten kann, höchst vorteilhaft sei, sobald man nur ein kleines Stück Land von gutem Erdreich zu Klee, Wurzeln und Kohl, im Gleichen Holz oder Torf genug, um das Winterfutter zu wärmen, besitzt. Denn wenn man nicht, sobald der Klee aufhört, mit diesem anfangen kann, sondern wenn die Kühe, nachdem sie bis in die Mitte des Augusts im Stalle volles Futter gehabt haben, bis zum ersten November, welches die gewöhnliche Zeit zum Eintreiben des Viehes in den Stall ist, auf dem Felde im übeln Wetter und langen Rächten nur wenig Futter, aber desto mehr Kälte erhalten sollen: so glaube ich, dass sie, weil sie es besser gewohnt sind, bei weitem nicht so viele Milch geben werden, als diejenigen, welche den ganzen Sommer hindurch auf dem Felde gewesen sind, und dass folglich im September und Oktober dasjenige wieder verloren gehen wird, was im Junius und Julius gewonnen sein könnte.

Es war mir sehr leid, dass sowohl der Oberst als der Verwalter diesen Tag verreiset waren: denn diese hätten vermutlich viele Zweifel auflösen können, welche mir nun gegründet zu sein scheinen.

Man sprengte auf dem Felde Steine auf die Art, welche vormals bei unsern Voreltern, zu der Zeit, da unsere Kirchen gebaut wurden, üblich war, welche aber nun größtenteils unbekannt ist. Man macht nämlich oben auf dem Steine, nach, dem derselbe losgegraben ist, Feuer, bis er glühend wird, und schlägt hernach mit einem Hammer auf denselben, worauf er nach seinen Adern ebenso zerspringt, als wenn er mit Pulver gesprengt wird. Es gibt gewisse Arten von Steinen, welche, wenn man, statt eines Hammers, mit einem nassen Stricke darauf schlägt, nach der Linie zerspringen, in welcher man geschlagen hat, und zwar so eben und glatt, als wenn sie gehauen wären.