Den 7. Juli

Ich besah eine vor Stargardt gelegene Wassermühle, welche der Landbaumeister Gaebler gebaut hatte. Es war ein Panzerwerk, und wie die Mühle eingerichtet, welche vormals in der Festung Mont Royal war, deren Beschreibung man im Belidor, Band 2, Cap. 1, S. 17. findet. Das diese Mühlen hierzulande nicht gemein sind: so wird vielleicht eine kurze Beschreibung derselben meinen Lesern angenehm, und denen nützlich sein, welche bei ihren Wassermühlen entweder Mangel an Wasser haben, oder Schwierigkeiten finden, Wellenbäume von der Länge zu bekommen, wie sie doch zu Mühlen mit zwei, und besonders mit drei Gängen, nötig sind. Hier sind drei Mühlenräder, deren Achsen gleich lang sind. Sie sitzen dicht an dem Hause in einer Linie hintereinander, und werden durch dasselbe Wasser getrieben. Dies ist nicht in größerer Menge vorhanden, als sonst, bei der gemeinen Bauart, zum Treiben zweier Räder erfordert wird. Das zweite Rad ist um so viel größer als das erste, als der ersten Peripherie tiefer, als das Schussbrett, liegt. Das dritte Rad verhält sich zu der Größe des andern, wie das andere zum ersten. Daraus folgt, dass das Wasser bei der Öffnung des Schussbretts in dem nämlichen Winkel, worin es auf das erste Rad fällt, auch, nachdem es dieses in Gang gesetzt hat, auf das zweite und dritte fallen muss. Da diese Bauart erfordert, dass das erste Rad nur klein gemacht werden kann, wenn das dritte nicht unmäßig groß werden soll; der Wasserfall aber, welchen, nach der gemeinen Bauart, jedes Rad für sich bekommt, hier zwischen alle drei verteilt ist, und folglich dessen Kraft vermindert: so müssen die Räder um so viel breiter gemacht werden. Sie sind daher auch bei dieser Mühle doppelt so breit, als bei der, welche vormals hier stand, und die nur zwei Räder hatte. Der Vorteil bei dieser Mühle ist, dass, statt dass die vorige oft Mangel an Wasser hatte, diese nie Mangel, sondern vielmehr Überfluss hat. Um die Räder sowohl im Winter gegen Sturzwasser und Eis in Sicherheit zu setzen, als auch zu bewirken, dass, wenn ein Rad geht, nicht auch die anderen beiden notwendig mitgehen müssen, kann ein Mann durch einen ganz einfachen Mechanismus den Wellenbaum eines jeden Rades so hoch heben, dass das Wasser, welches eins oder zwei treibt, das, oder die andern, welche still stehen sollen, nicht berührt. Der Leser sieht übrigens leicht ein, dass das Mühlenhaus breiter, als bei den gewöhnlichen Mühlen, sein muss, weil bei triefen die Wellenbäume des zweiten und dritten Rades nur einige wenige Zoll von der Peripherie des ersten und des andern sitzen.

Man bot mir an, mir für einen billigen Preis eine solche Mühle zu bauen; ein Anerbieten, welches für Viele annehmlich sein wird. Der Arbeitslohn ist in Pommern geringer, als hier; die Fracht von zugehauenem Zimmerholze wohlfeiler, als von unzugehauenem Holzes und die Arbeit ist, so viel ich nach dem, was ich gesehen habe, urteilen kann, unverbesserlich.


Ich aß zu Mittag bei dem Landrat Oesterling auf Klitzo, eine halbe Meile von Stargardt, in Gesellschaft verschiedener bei der Landschafts-Kasse angestellten Personen, von denen der Kassierer, Namens Nielsen, ein geborener königlich-dänischer Untertan aus Tundern ist. Diese Kasse trägt zu Pommerns Wohl zu wesentlich bei, als dass ich sie hier mit Stillschweigen übergehen könnte. Aus dem, was oben von dem schlechten Zustande Pommerns nach dem Kriege gesagt worden ist, sieht man leicht ein, dass viele Gutsbesitzer in äußerst schlechten Umständen waren: das Geld war selten; der Kredit war verloren; und folglich herrschte ein allgemeines Elend. Die meisten pommerschen Güter sind adelige Lehne, auf welche, wenn sie auch von dem Eigentümer verkauft worden sind, dennoch alle die adeligen Herrn Vetter das Wiedereinlösungsrecht behalten. Die Folge davon ist, dass kein Gut nach seinem wahren Werte verkauft wird; und diese Einrichtung, welche zur Erhaltung der adeligen Familien gemacht worden ist, hat sogar zu ihrem Untergange beigetragen. Die Wucherer mit ihren Handlangern waren die einzigen, welche dadurch emporkamen, dass sie die Gutsbesitzer, welche der Krieg noch übrig gelassen hatte, aussogen und zugrunde richteten. Als nun das Unglück aufs höchste gestiegen zu sein schien, trat der landesväterliche König, wie in Schlesien, zu, und schenkte 200.000 Rthlr. um eine Kasse zu errichten, woraus ein jeder Gutsbesitzer die Hälfte des Werts seines Gutes gegen die erste Hypothek geliehen erhalten sollte. 1) Dieses wird vielleicht jetzt in unserm glücklichen Dänemark nur eine kleine Wohltat scheinen; aber sie war außerordentlich groß in einem Lande, wo das Geld gänzlich mangelte, wo man gesehen hatte, dass Männer, welche auf Gütern von 3 bis 4.000 Rthlr. jährlichen

Einkünften nur 10 bis 12.000 Rthlr. Schulden hatten, von ihren Gläubigern gezwungen worden waren, zu verkaufen, weil sie kein bares Geld schaffen konnten. In diesem Lande, welches einem feindlichen Einfalle bloßgestellt ist, verhält es sich nicht wie in Dänemark, wo man ein Pfand für gut hält, dessen Einkünfte um den vierten Teil größer sind, als die Zinsen des geliehenen Hauptstuhle.

Zu Direktoren dieser Kasse wurden die vornehmen, rechtschaffensten und reichsten Leute des Landes bestellt. Diese bevollmächtigte man, von reichen Leuten in und außerhalb des Landes Anleihen aufzunehmen; der ganze angesessene Adel haftete, einer für alle, und alle für einen, für die Erfüllung der Verbindlichkeiten, welche die Direktoren eingegangen waren; diese hatten wieder ihre gewissen Regeln in Rücksicht auf den Wert und die Schätzung der Pfänder, worauf sie ausliehen, zu befolgen; sie waren dazu berechtigt, wenn ein Schuldner zur Verfallzeit mit den Zinsen ausblieb, sogleich ohne weitere Erlaubnis und Urteil in das Pfand einzutreten; und sie wurden verpflichtet, zweimal im Jahre öffentlich über Einnahme und Ausgabe Rechenschaft abzulegen.

Die Folgen dieser Einrichtung sind folgende gewesen:

1) Dass alle die Gutsbesitzer, welche wirklich ein, wenngleich kleines Vermögen besaßen, ihre Güter erhalten haben, da sie sonst ein Raub der Wucherer geworden wären.

2) Dass aller Handel und Wandel seit der Zeit aufgelebt ist, und die Gutsbesitzer mit Lust und Mut beträchtliche Summen auf die Verbesserung ihrer Güter verwandt haben, seitdem sie versichert waren, dass ihnen der Hauptschuld, solange sie die Zinsen bezahlten, nicht gekündigt würde, wenngleich sie die Erlaubnis hatten, ihre Schulden zu bezahlen, wann und wie sie wollten, sowohl in kleinen als in großen Summen.

3) Dass alle Kapitalisten, welche die Furcht vor den Schikanen ihrer misslichen Schuldner unter der Vormundschaft der Advokaten gefangen gehalten hatte, nun selbst ihre Geldgeschäfte besorgen, und solche der Direktion angeboten haben. Diese hat auch, durch die Sorgfalt und Vorsicht, welche sie vom Anfange an in Ansehung der Annahme der Pfänder bewies, ihren Kredit so sehr vermehrt, dass sie nun mehr Geld, als sie nötig hatte, zu drei Prozent hatte erhalten können.

Durch solche Mittel hat der König seine Länder in einen Wohlstand gelebt, welchen man, wenn man ihr Klima und die Beschaffenheit ihres Erdreichs betrachtet, nicht erwarten sollte, und der, wenn man zugleich die feindlichen Einfälle mit in Erwägung zieht, unglaublich ist. So wie er dem geheimen Finanzrat Brenkenhoff sein Vertrauen in Rücksicht der ökonomischen Einrichtungen geschenkt hatte: so hatte er das Kreditwesen auf die nämliche Weise dem Großkanzler Carmer anvertraut. Dieser machte, wie jener, solange er lebte, alle Sachen, welche zur Erreichung des Endzwecks, den man zur Absicht hatte, erfordert wurden, insofern es die Hauptsache betraf, unmittelbar mit dem König selbst ab. Alle die respektiven Formalitäts-Magazine konnten also die Perücken schüttelt, vorstellen, einwenden, und die Dinge so lächerlich und gefährlich machen, als es ihnen beliebte, und wie sie am besten konnten oder wollten, wodurch so oft der am besten gesinnte Fürst vom rechten Wege abgeleitet wird: bei Friederich dem Zweiten galt das alles nichts. In seiner Rangordnung steigen die Formalitäten nie: sondern sie müssen sich nach den Zeiten und nach den Dingen bequemen. Diejenigen aber, welche sie missbrauchen wollen, um gute neue Einrichtungen zu ersticken, erhalten oft einen Arbeitslohn, womit sie nicht groß tun. Seine Geschichte ist, zum Glück seines Landes, voll von solchen Beispielen.

Die Formalitäten sind in Absicht auf die Geschäfte, was die Schale um den Kern der Nuss, oder die Kleider bei dem Manne sind. Dies Gleichnis ist nicht unter der Würde; denn Kabur lehrt uns: Kleider machen Leute; und wer ist nicht ein Diener der Asketik, und ein Bewunderer ihrer unleugbaren Verdienste?




1) S. Krünitz Encyclopädie, Teil 8, S. 439