Den 31. August

Ich reiste von Aschberg durch eine größtenteils magre und Heide Gegend nach Segeberg, wo, wie bekannt, ein, Kalkbruch von sehr gutem Kalke ist. Er wird aus einem dicht vor der Stadt gelegenen Berge oder einer sehr hohen Klippe gebrochen, welche aus Kalkstein besteht, und von deren Spitze man eine sehr weite Aussicht hat, indem das Land rund herum eben ist, und kein Hügel, weder mit noch ohne Kalk, weit herum gefunden wird. Diese Klippe steht also, als eine Seltenheit der Natur, ohne ihres Gleichen in der Nähe zu haben, ganz allein.

Das Werk wird, unter der Aufsicht eines Bergverwalters, eines, Kalkkontrolleur, und eines Hüttenmeisters, für, königliche Rechnung getrieben. Im Herbst werden Löcher in die Klippe gebohrt, und mit Pulver angefüllt, wodurch große Stücke abgesprengt werden. Diese werden im Winter in kleinere Stücke gehauen, dass sie in Faden gesetzt oder auf die Wage gebracht werden können. Es arbeiten hier gewöhnlich 24 Leute, welche den Kalk hauen, und täglich ein Mark Lübsch (8 Ggr.) bekommen, im Gleichen 38 Taglöhner, welche den, Kalk auf Schiebekarren wegfahren. Diese bekommen im Winter
5 Schillinge, (2 Ggr. 6 Pf.) und im Sommer 6 Schillinge, (3 Ggr.)


Ein Schiffpfund Kalksteine wird für 1 Mark 2 ß. Lübsch (9 Ggr.) verkauft. Man findet hier auch Gipssteine, deren Preis 2 Mark 8 ß. Lübsch, (20 Ggr.) für das Schiffpfund beträgt. Vermöge eines mit der Stadt Hamburg geschlossenen Vertrags bekommt diese Stadt gewisse Jahre hindurch jährlich 12.000 Schiffpfund, welche auf der Stelle mit 12 Schillingen (6 Ggr.) das Schiffpfund bezahlt werden. Die Stadt besorgt selbst den Transport, und lässt den Kalk nach dem Heidekrug fahren, welcher 3 1/4 Meile entfernt ist, und wofür sie die Schiffpfund gleichfalls mit 12 Schillingen bezahlt. Dort wird er in Gegenwart eines königlichen Kontrolleur gewogen, und in Böten auf der Alster nach Hamburg gebracht.

Außer dem Kalk und Gipssteine, der roh verkauft wird, werden gegen 8.000 Tonnen jährlich gebrannt, wozu alle die kleinen Stücke genommen werden, welche beim Sprengen und Zerhauen abfallen. Das Brennen geschieht mit Holz, nicht im Ofen, sondern auf freiem Felde, wo der Kalk mit dem Holz zusammen in einen Haufen, welchen man eine Röse (Meiler) nennt, das ist, in Form eines abgebrochenen Kegels, ungefähr wie die Köhler ihre Meiler setzen, aufgestellt wird. Eine solche Röse wird unten 30 bis 35 Ellen, und oben 8 Ellen im Durchmesser gemacht. Die Höhe beträgt ungefähr 26 Ellen. Man rechnet in derselben 200 bis 250 Faden Holz, die außen herum mit Kalksteinen belegt werden. Diese werden unten auf der Erde 1 1/2 Ellen dick, und je höher je dünner gelegt: so dass sie ganz oben nur 3/4 Ellen dick liegen. Man brennt jährlich drei bis vier Rösen, wovon eine jede 1.500 bis 2.000 Tonnen ungelöschten Kalk gibt. Ein Brand dauert drei bis vier Tage. Der auf diese Weise gebrannte Kalk wird mit, Keulen fein geschlagen, in Tonnen gepackt, um ihn gegen das Löschen zu verwahren, und die Tonne zu 2 Mark 12 Schillinge (22Ggr.) verkauft.

Man hat mir erzahlt, dass jede Tonne Kalk dem Könige an Taglohn für die Arbeiter bei dem Werke, und an Haulohn für das Holz, 2 1/2 Schilling (1 Ggr. 3 Pf.) kostete, und der jährliche Vorteil für die Königl. Kasse ungefähr 7.000 Rthlr. betrüge.

Diese Stadt liegt unter drei Gerichtsbarkeiten: ein Teil unter dem Magistrate: einer unter dem Amtmann über das Amt Segeberg, und der dritte unter dem Amtmann von Traventhal. Dies ist vermutlich ein größerer Vorteil für die Papiermühlen, als für die Polizei.

Ein Landmann, mit dem ich mich auf seinem Felde nahe am Wege ins Gespräch gab, erzählte mir unter andern, als ich stand und mit Aufmerksamkeit den Kalkfelsen betrachtete, dass dieser Felsen die wunderbarsten Eigenschaften hätte, z. B. dass Leute, welche sich darauf verstünden, an demselben eine Feuersbrunst voraussehen könnten, ja, dass man in Segeberg seit wenig Jahren viele betrübte Beispiele von der Richtigkeit dieser Vorbedeutung hätte. Als ich in die Stadt kam, und mich nach der Veranlassung dieser Erzählung erkundigte, erhielt ich folgende Aufklärung, welche vermuten lässt, dass die Sache eher aus der Geschichte der Kunst, als aus der Naturgeschichte erklärt werden könne.

Seit wenig Jahren waren einige Häuser abgebrannt. Dies sah ich. Dass aber dieses Feuer oft vorhergesagt, und diese Prophezeiungen auch in Erfüllungen gegangen waren, beklagte mehr als ein rechtschaffener Mann. Man erzählte mir zugleich, dass alle Häuser in der Brandkasse assekuriert wären, und dass durch eine, königliche Verordnung befohlen worden sei, dass innerhalb zehn Jahren alle Häuser, welche größten Teils mit Stroh gedeckt waren, mit Ziegeln gedeckt werden sollten, im Gleichen, dass viele Einwohner der Stadt arm wären, und nicht imstande zu sein glaubten, diese anbefohlene Veränderung zu bezahlen, ferner, dass, wenn ein Haus abbrennt, aus der Brandkasse das erforderliche Geld zu den Ziegeln des neuen Hauses mit bezahlt würden: jedoch wohl zu verstehen, wenn das Haus gehörig abbrennt; denn wenn der Giebel stehen bleibt: so muss der Eigentümer den Schaden tragen. Man erzählte mir ferner, dass man, außer der Brandkasse für die Häuser, auch eine ähnliche Kasse für das Hausgerät hätten, und dass Beispiele von klugen Leuten vorhanden wären, welche Lust gehabt hätten, ihr altes Hausgerät zu verändern; dass sie daher, ohne eben der Brandkasse davon Nachricht zu geben, alles, was im Hause war, in aller Stille kurz vorher verkauft hätten, ehe sie Gott in Gnaden mit einer Feuersbrunst gestraft habe, und dass sie dadurch großen Teils imstande gewesen wären, sich neues Hausgerät zu kaufen, ohne einmal die ganze Schadensersetzung der Brandkasse dazu anwenden zu dürfen.

Indessen geht es seit einiger Zeit in Segeberg, wie an andern Orten, wo Gespenster, Poltergeister, und deren Vorbedeutungen alle seltner und weniger glaubwürdig werden. Die Ursache davon soll diese sein, dass ein dortiger vornehmer Beamter, bei Gelegenheit einer solchen Vorbedeutung, den Bewohnern des vorherbestimmten Hauses zu sich rufen ließ, und ihn ermahnte, mit Feuer so vorsichtig, als möglich, umzugehen, weil jene Vorbedeutung ihm Veranlassung sein müsste, seine Vorsicht zu verdoppeln, damit ihm zur Erhaltung des Beistandes aus der Brandkasse keine Schwierigkeit gemacht werden mögte; denn dies könnte leicht geschehen, weil es, nach jener Vorbedeutung und Warnung, umso mehr Pflicht der Obrigkeit sei, die Ursache des Feuers mit der äußersten Genauigkeit und Schärfe zu untersuchen: und darauf würde denn folgen, dass wenn man fände, der Bewohner des Hauses habe vor dem Brande entweder nicht alle mögliche Vorsicht in Ansehung des Feuers angewandt, oder nicht alle Anstalten gemacht, um es nach seiner Entstehung zu dämpfen: so würde die Hilfe von Seiten der Brandkasse ausbleiben. Dies Rezept ist kräftig befunden.

Nachdem ich mich einige Stunden aufgehalten hatte, fuhr ich nach Oldesloe, einer an sich selbst unbedeutenden Stadt, die aber, wegen des dicht dabei liegenden großen und prächtigen Salzwerkes, wo mit Hilfe einer Quelle von Salzwasser Salz gekocht wird, merkwürdig ist.

Diese Quelle war bereits im zwölften Jahrhundert so berühmt, dass Heinrich der Löwe, um sein lüneburgsches Salzwerk von einem gefährlichen Mitbuhler zu befreien, sich bemühte, dieselbe, als er, bei Gelegenheit des Abfalls des Grafen Adolf II. in Holstein einfiel, 1) zu zerstören, indem er eine Quelle frischen Wassers, welche nur 15 Ellen davon lag, hineinleitete. Dies glückte auch so vollkommen, dass der Schaden bis auf den heutigen Tag nicht hat ersetzt werden können.

Da in jenen Zeiten die Gradierhäuser noch nicht erfunden waren: so muss die Quelle, um beträchtlich zu sein, sehr stark und den lüneburgschen Salzquellen, wo man keine Gradierhäuser hat oder gebraucht, sondern das Wasser so wie es aus der Erde kommt, kocht, gleich gewesen sein.

Der gegenwärtige Eigentümer ist der Graf von Dernath, ein Mann von großem Vermögen und unermüdeten Fleiße, welcher mit allen Kräften daran arbeitet, der Salzquelle ihre ehemalige Reinigkeit und Stärke wieder zu verschaffen. Dies ist ein sehr schweres Unternehmen, da man, um es auszuführen, das Glück erreichen muss, die Wasserleitungen, welche Herzog Heinrich der Löwe gemacht hat, abzuschneiden, und darunter wegzugraben. Dazu sind auch seit den ältesten Zeiten viele, bisher sämtlich verunglückte, Versuche mit großen Kosten gemacht worden. Man findet hier Brunnen, mit Brettern eingefasst, deren Tiefe man ebenso wenig bestimmen kann, weil sie mit Sand und frischem Wasser angefüllt sind, als man zu begreifen imstande ist, wie man beim Graben, um sich nieder zu arbeiten, die Quellen an den Seiten hat bezwingen können.

Im Jahr 1670 wollte man einen von diesen Brunnen erneuern, und war bereits 50 Fuß tiefgekommen, als sich plötzlich das frische Wasser, welches durch die Seiten des Brunnens nicht durchdringen konnte, ins Gleichgewicht setzte, den Boden des Brunnens 20 Ellen hoch unter die Arbeiter schleuderte, und den Brunnen so sehr anfüllte, dass alle weitere Arbeit unmöglich ward. Dieser Zufall war für die Eigentümer ein desto betrübterer Zufall, da die Sole sich schon dreimal so stark zeigte, als die jenige ist, welche jetzt gradiert wird.

Der hochselige König Friederich IV ließ durch einen gewissen Jüdiker, im Jahr 1700, einen Brunnen 126 Fuß tief graben, und mit einem gemauerten Senkwerke einfassen; 2) aber zu geschweigen, dass er, aller Vermutung nach, außer der Linie der Salzader liegt: so ging es auch damit, wie mit den andern: das frische Wasser schlug von unten herauf, und füllte den Brunnen mit Sand und Wasser an.

Der jetzige Besitzer ließ, in Hoffnung eines bessern Glücks, den Anfang mit Reinigung dieses Brunnens machen, und kam glücklich 90 Fuß tief; aber da schlug die Quelle herauf, die Arbeit musste geendigt werden, und was geschehen war, war umsonst.

Vor ungefähr vier Jahren ließ er ein Senkwerk dicht bei den Salzquellen, deren man sich bedient, bauen, in der Hoffnung, vielleicht eine Stelle zufinden, wo Herzog Heinrich nicht gewesen wäre. Die Mauer sank glücklich 24 Fuß, stieß aber alsdann auf drei große Stücke Holz, welche weggehauen werden mussten, ehe man weiterkommen konnte. Während der Zeit, dass die Arbeit dadurch gehemmt wurde, füllte sich der Brunnen so stark an, dass Wassermühlen mit sechs großen Pumpen nicht imstande waren, das Wasser auszupumpen, sondern dass dieses zehn Fuß hoch blieb. Man musste also im Blinden arbeiten, und das Holz mit scharfen Eisen an langen Stangen nach und nach wegzustoßen suchen. Dieses konnte ohne vieles Stoßen und Erschütterung des Bodens nicht abgehen. Dadurch wurde aber der Sand aufgerührt, das frische Wasser bekam Luft, und schlug aufwärts, weshalb denn diese Arbeit, wie alle vorhergehenden, aufgegeben werden musste.

Da der Graf durch diese wiederholten Versuche belehrt war, dass man, um mit gegründeter Hoffnung nach der reinen und unvermischten Salz-Quelle graben zu kennen, sowohl vor den Quellen von unten als von der Seite in Sicherheit sein müsse, und dass ein Senkwerk bloß Sicherheit gegen die letztern verschaffte: so hat er im vorigen Jahre zwar wieder einen Brunnen mit einem Senkwerke anfangen lassen; aber statt die Erde durch Menschen ausgraben zu lassen, (welches nicht geschehen kann, ohne dass man das Wasser, welches nach und nach an den Seiten eindringt, auspumpen lässt,) wird die Erde mit einem Erdbohrer aufgezogen, den er aus Ungarn bekommen hat, und der mit einem Sacke versehen ist, wo die Erde, welche das Instrument löst, hineinfällt. Hierdurch erhält man, dass man das von den Seiten eindringende Wasser nicht auszupumpen nötig hat, weil dieses Instrument ebenso gut über, als unter dem Wasser, arbeitet. Diesem Wasser aber ist höchst notwendig, um durch seinen Druck auf den Boden des Brunnens das Gleichgewicht mit den Seitenquellen zu erhalten, und diese zu hindern, sich durch ihren Druck durch den Sand am Boden des Brunnens Luft zu machen. Auf diese ebenso sinnreiche, als kostbare Weise ist der Graf glücklich 30 Fuß tief gekommen; aber er traf alsdann unglücklicherweise auf einen Stein, welcher nicht im Brunnen, sondern gerade unter dein Kranze liegt, und den man bei der Arbeit vollkommen hören kann. Der Kranz kann daher keinen Zoll sinken, ehe nicht der Stein aus dem Wege geräumt ist. Um zu erfahren, ob dieser groß oder klein, und ob es möglich sei, ihn von der Stelle zu bringen, glaubte der Graf, dass er es wagen dürfte, das Wasser auszupumpen, weil die Tiefe noch gar nicht beträchtlich war. Man machte daher den Anfang damit, musste aber bald diesen Vorsatz aufgeben, da die Quelle, nachdem 7 Fuß ausgepumpt waren, jede Minute 1 1/2 Oxhoft Wasser gab, welches, der Vermischung mit dem frischen Wasser ungeachtet, bereits ebenso salzig war, als die beste von den Quellen, aus denen gradiert wird. Die Güte dieser Quelle, welche hoffen lässt, man werde sie hier in ihrer alten Stärke wiederfinden, wenn man unter die Seitenquelle kommt, hat den Grafen bewogen, neulich eine Taucherglocke anzuschaffen, um darin einen Mann hinunterzulassen, welcher die Größe und Lage des Steins, und die Möglichkeit ihn aus dem Wege zu räumen, untersuchen könnte. Mögte doch der Erfolg die Mühe belohnen! Sollte aber auch dies fehlschlagen: so bleibt doch dieses Werk eine Anlage, welche dem Vaterlande höchst wichtig und der Unterstützung wert ist. 3)

Die Salzquelle zu Nauheim im Hanauschen ist nicht stärker, als die Quelle in Oldesloe, und sie ist doch durch den Fleiß und die Einsicht des schon einmal erwähnten Geheimenrat Waitz, unerachtet der hohen Holzpreise jener Gegend, so sehr erweitert worden, dass man jetzt daselbst in zwanzig Pfannen kocht.

In Oldesloe sind drei Salzquellen, woraus die Sole durch zwei Wasser und zwei Windmühlen, welche der gegenwärtige Besitzer gebaut hat, und mit Hilfe von 60 Pumpen, in fünf Gradierhäuser getrieben wird. Diese sind 2.300 Fuß lang, wovon der gegenwärtige Besitzer 1.835 Fuß gebaut hat.

In diesen Häusern muss das Wasser 240 Fuß fallen, ehe es die zum Kochen erforderliche Stärke erhält.

Es werden hier in sechs eingemauerten und mit Zugröhren, wie sie in den Zuckerraffinaderien gebräuchlich sind, versehenen eisernen Pfannen, jährlich 30.000 Zentner Salz gekocht, durch einige Unterstützung würde das Werk, zum großen Vorteil des Landes, sehr vergrößert werden: denn der Besitzer ist ein Mann, welcher zu großen Anlagen vortrefflich geschickt ist. Das Salz ist ebenso stark, und, nach der Versicherung der holsteinischen Holländer, zum Salzen der Butter ebenso geschickt, als das lüneburgsche. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es nicht so weiß ist, weil das lüneburgsche aus dem bekannten lüneburgschen Kalkberge hervorquellt, und in bleiernen Pfannen gekocht wird. Außer diesem in die Augen fallenden Vorzuge hat das lüneburgsche Salzwerk auch noch künstliche Vorzüge, welche sich auf seine Silentien oder Verschwiegenheitskasse gründen, deren verständige Anwendung der Einsicht und dem Eifer der Vornehmsten mit besonderem Glücke anvertraut ist.



1) Graf Adolf II. fiel nicht von seinem Lehnsherrn ab, sondern er weigerte sich nur, ihm das Salzwerk zu überlassen.
2) Ein Senkwerk wird auf folgende Weise verfertigt. Man macht von Holz einen Kranz von dem Diameter, den der Brunnen haben soll. Die oberste Seite des Kranzes wird von der Breite gemacht, wie die Dicke der Mauer werden soll. Der Durchschnitt derselben ist prismatisch: so dass er auf einer scharfen Kante steht.
Nachdem man diesen Kranz ungefähr einen Fuß tief in die Erde an der Stelle gelegt hat, wo man den Brunnen zu graben denkt, und zwei bis drei Tagen von Steinen darauf gemauert hat: so tritt ein Arbeiter hinein, und gräbt die Erde aus. Die Schwere des mit Mauerwerk belasteten Kranzes sowohl, als die scharfe Kante desselben, bewirken zugleich, dass derselbe sinkt: und dadurch können die Arbeiter, wenn der Mauermeister zu mauern fortfährt, in vollkommener Sicherheit vor aller Gefahr von den Seitenquellen die Grabung des Brunnens, so tief man will, fortsetzen.

Ich habe diese Gründung so genau beschrieben, weil ich glaube, dass man sie mit Nutzen an vielen Orten, wo man schlechtes Wasser hat, anwenden könne; nämlich da, wo man wegen der obern Quelle nicht in den Sand kommen kann, wo das Wasser immer gut ist.
In dem schönen und fruchtbaren Siebenbürgen hat man nirgends gutes Wasser gehabt, und ist jährlich mit Fiebern von der schlimmsten Art geplagt gewesen, bis der Kaiser auf diese Weise Brunnen graben ließ, und verschiedenen Örtern das beste Wasser verschaffte.

Vor der Stadt Rom ist mitten in einem Moraste ein ähnlicher Brunnen von ungefähr 400 Fuß Tiefe, wohin auf einem dazu gemachten Wege die Staatsdamen aus der Stadt, besonders im August Monat, in voller Pracht zu fahren pflegen, um von dem Wasser zu trinken, welches von dazu bestellten Leuten aufgewunden, und von seinem erfrischenden Geschmacke, Aqua di pero, Birnwasser, genannt wird.

3) Noch in dem verflossenen Jahre (1785) sind bei diesem Werke wichtige Arbeiten vorgenommen worden, worunter die angefangene Senkung eines jetzt schon 102 Fuß tiefen Brunnens eine der vornehmsten ist. (Von diesem sowoh1 als von den vorhergegangenen Arbeiten, wird man die echteste und zuverlässigste Beschreibung im ersten Stücke meines neuen Magazins für die Geschichte, Staatsklugheit und Staatenkunde finden.) Kurz, man betrachte diese Anlage wie man wolle: so findet man in dem Überflusse der vorhandenen Sole, in der Menge angeschaffter Triebwerke, in zulänglicher Feuerung aus der nahe gelegenen Gegend, und in dem großen Bedürfnisse dieses Produkts, eine gegründete Hoffnung des zukünftigen Wohlstandes; eine völlige Rechtfertigung der anhaltenden Bemühungen des patriotischen und ruhmwürdigen Eigentümers; und eine ungezweifelte Gewissheit, man werde, durch das Beispiel so mancher Städte, welche freiwillig nichts, als Oldesloer Salz, gebrauchen, gesichert, immer mehr und mehr denjenigen Unterschleifen zu steuern bemüht sein, welche bisher allein demselben in dieser oder jener Gegend den Zugang versperret haben.