Den 1. September

Ich war auf Fresenburg, einem großen Gute, welches eine halbe Meile von Oldesloe liegt, und dem Kammerherrn Buchwald gehört, welcher durch seine sehr glücklichen Versuche mit der Einimpfung der Viehseuche bekannt genug ist. Er ist ein sehr fleißiger Landmann, und er hat auch ein sehr gutes Gut, welches seinen Fleiß hinlänglich belohnt.

Das Feld ist in 13 Koppeln, jede zu 70 Tonnen Aussaat eingeteilt, welche sämtlich, wie überall in Holstein, mit Erdwällen und lebendigen Hecken gut eingehegt sind: so, dass die Kühe sowohl am Tage ruhig fressen, und in der Nacht im Felde liegen kennen, ohne dass sie ins Korn zu kommen imstande sind. Sieben Koppeln liegen zur Viehweide, und sechs werden in folgender Ordnung besät: das erste Jahr, nachdem das Land zur Viehweide gelegen hat, wird Buchweizen gesät; alsdann gedüngt; im andern Jahre trägt das Land, je nachdem es beschaffen ist, Weizen oder Roggen; im dritten Jahre Gerste, worauf das Land zum andern Male gedüngt wird, und das vierte Jahr wieder Roggen trägt. Zum Schlusse wird im fünften und sechsten Jahre Hafer gesät.


Der Roggen trägt im Allgemeinen siebenfältig; Weizen und Gerste, nach Beschaffenheit des Jahrs, sechs- bis zehnfältig; Hafer aber nur drei- bis vierfältig. Der Buchweizen schlägt hier ebenso selten fehl, als er in Jütland glückt, sondern trägt oft zwölf- bis sechzehnfältig, ja noch reichlicher.

Es ist hier und anderwärts in Holstein nicht gebräuchlich, das Korn auf dem Felde nach Garben zu zählen; sondern man berechnet es nach Fudern. Ein Fuder, welches zwei Kerl in einem Tage ausdreschen können, gibt 2 bis 2 1/2 Tonnen Korn.

Unter Fresenburg gehört ein Meierhof, welcher Schalhorn heißt. Die Felder desselben sind in 13 Koppeln geteilt, wovon fünf Korn tragen und eine gedüngt wird.

Die Wiesen sind in außerordentlich gutem Stande. Sie werden zum Teil mit Straßenkot gedüngt, teils unter Wasser gesetzt; und geben gegen 1.200 Fuder Heu und Nachmatte.

Auf Fresenburg werden 270 und auf Schalhorn 230 Kühe gehalten, welche alle jährlich zu 10 Rthlr. das Stück verpachtet sind. Die Kuhhäuser sind zu vier Reihen eingerichtet: so, dass die Kühe mit den Köpfen gegeneinander stehen. Das Roggen- und Weizenfutter ist größtenteils so stark, dass das Vieh es nicht fressen kann, sondern dass es mit Buchweizenfutter zur Streu gebraucht wird. Dieser Überfluss an Streu, welche mit dem Urin des Viehs vermischt ist, betrachtet der Besitzer als eine Hauptursache der Fruchtbarkeit seiner Felder, und im Allgemeinen als eine Hauptquelle der vorzüglichern Fruchtbarkeit der holsteinischen Felder vor den dänischen. Denn hier hält man zu vieles Vieh so, dass alles Stroh zu dessen Unterhaltung nötig ist, und nichts übrig bleibt, worin sich der Urin des Viehs sammeln kann. Ehe aber darin eine nützliche Veränderung vorgenommen werden kann, müssen vor allen Dingen die Viehhäuser anders eingerichtet werden. Denn diese sind in Jütland zu Stallochsen eingerichtet. Um ihnen ein großes Ansehen zu geben, haben unsere Väter sie 1 bis 1/4 Viertel Ellen über den Stall, wo der Dünger hinfällt, erhöht gesetzt. Wird also auch dem Vieh Streu hingeworfen: so kann diese sich doch nicht so sehr mit dem Urin und Dünger vermischen, als wenn das Vieh auf ebener Erde steht.

Dass wenig Vieh, dem gutes Futter und reichliche Streu gegeben wird, mehrere Milch und mehren und bessern Dünger gibt, als vieles Vieh bei einer gegenseitigen Behandlung, das ist eine Wahrheit, wovon sich ein Jeder durch einen Versuch leicht überzeugen kann.

Die Karpfenfischerei ist beträchtlich. Im Felde sind neun Fischteiche, deren jeder ungefähr 18 Tonnen Land enthält. Der Grund derselben ist fett, und also den Karpfen angemessen. Diese werden in Hamburg, welches sechs Meilen von Fresenburg liegt, verkauft, In diesen Teichen wird nicht mit Netzen gefischt, sondern man lässt, wie auf Saltzau, die Teiche, wenn man die Fische haben will, ablaufen, und nimmt sie mit einem Kaiser oder mit den Hunden aus einem Graben, welcher der Länge nach in einem jeden Teiche gemacht ist. Hier sind drei Arten von Tiefen. In einigen setzt man alte Karpfen zur Brut, und diese lässt man in einem jeden Frühjahr ablaufen, um die Brut heraus zu nehmen. Diese wird alsdann in andere Teiche gesetzt, wo sie zwei bis drei Jahre, um zu wachsen, bleiben, und man gibt dabei Acht, dass man nicht mehrere in die Teiche setzt, als darin vollkommen ihr Futter finden können. Wenn die Karpfen vier bis fünf Jahre alt sind, in welchem Alter sie an zu brüten fangen, und mehrere Nahrung nötig haben, als in ihrer Jugend: so werden, sie wieder in andere Teiche gesetzt, um fett zu werden. Damit ihnen aber ihre Brut nicht den nötigen Unterhalt nehmen möge: so werden zugleich einige Barsche in den Teich gesetzt, welche den jungen Karpfenleich auffressen. Wenn die Fische herausgenommen sind, so wird der Schlamm aus dem Teiche aufs Feld gefahren. Der Teich aber wird gepflügt, mit Hafer besät, dessen Stoppeln und Wurzeln den Karpfen angenehm sind, und darauf wieder mit Wasser und Karpfen angefüllt.

Zur Bestreitung der Arbeiten aus Fresenburg und Schalhorn hat der Eigentümer:

1) 3 Knechte und 24 Pferde.

2) 18 volle und 12 viertel Hüfener. Ein Vollhüfener bezahlt seinem Gutsherrn jährlich 12 Rthlr., und schickt jeden Tag vier Pferde, einen Kerl, einen Jungen und ein Mädchen, im Herbste aber noch einen Kerl mehr, zu Hofe. Ein Viertelhüfener schickt täglich einen Kerl, und im Herbste noch ein Mädchen.

3) 48 Kätner, welche Jeder einen Tag in der Woche fronen: so, dass also täglich acht zu Hofe sind.

Das Korn wird für Bezahlung größtenteils von den Kätnern gedroschen.

Ein Vollhüfener auf diesem Gute hat ungefähr 40 Tonnen Ackerland und 10 Tonnen Wiesenland. Ein Viertelhüfener hat den vierten Teil.

Der Gutsbesitzer hat, wie in ganz Holstein, ein ebenso vollkommenes Eigentumsrecht über die Ländereien, welche er oder seine Voreltern den Bauern gegeben haben, als über seine Hoffelder. Er kann die Hufen niederlegen, das heißt, die Bauern abschaffen, oder neue Hufen errichten, und neue Bauern daraufsetzen. Kurz, er kann das Land nutzen, wie er es sich für das zuträglichste hält. Dies ist bekanntlich den Gutsbesitzern in den königlich-dänischen Landen, wo Dänisch gesprochen wird, verboten; und dieses Verbot ist, ohne allen Zweifel keine der geringsten politischen Ursachen von dem schlechtern Zustande der Landwirtschaft in Dänemark, als in Holstein.

Dicht beim Hofe liegt ein Ziegelofen. Der Ziegelbrenner hält sich alles selbst, bekommt für 1.000 Mauersteine einen Faden Holz und 2 Rthlr. als Arbeitslohn, und der Eigentümer verkauft dieselben wieder zu 8 Rthlr.. Das Gut Fresenburg enthält, mit Wiesen und Wäldern, ungefähr 3.000 Tonnen Land, welche für 12.000 Rthlr. Produkte liefern. Die königlichen Schatzungen und die Kosten der Bearbeitung berechnet der Besitzer ungefähr zu 2.000 Rthlr.; es bleibt also ein reines Einkommen von 10.000 Rthlr. übrig, welches 3 1/3 Rthlr. von jeder Tonne Land ausmacht. Hierbei muss man jedoch bemerken, dass hier nicht nur nach richtigen Grundsätzen, sondern mit einem unablässigem Eifer gearbeitet wird. Das Erdreich ist gut, wird tief gepflügt, stark geeggt, und zweimal in jedem Koppelgange gedüngt. Der Gutsbesitzer, welcher beständig gegenwärtig ist, ist ein Landmann mit Leidenschaft, hat Kredit, und spart sein Geld, wenn es auf vorteilhafte Verbesserungen ankommt.

Er zeigte mir einen See, welchen er durch einen Graben von 12 Fuß Tiefe und 2.400 Ellen Länge, der gegen 250 Rthlr. kostete, hatte ausgraben lassen, und wodurch er beträchtliches und fettes Land gewonnen hatte. Bei Verfertigung des Grabens ward einiger Mergel aufgeworfen, womit seine nahegelegenen Bauern ihre Felder ansehnlich verbessert haben. So sieht man hier, wo man hinkommt, den fleißigen Mann.

Der Kammerherr Buchwald ist der erste, welcher in Holstein die Einimpfung der Viehseuche ins Große getrieben hat, und dies mit einem solchen Glücke, dass, trächtige Kühe ausgenommen, welche nicht eingeimpft werden müssen, mehr als 2/3 die Seuche überstanden haben. Er hielt sich mit dem Vieh viele Wochen im Walde auf, um seine Versuche zu machen, und genaue Beobachtungen anzustellen. Er hat auch, wie man sagt, ebenso viele tausend Rthlr. verdient. Vor einigen Jahren ließ der König bekanntlich unter seiner Direktion in einigen Dorfern bei Colding Versuche mit der Einimpfung anstellen, welche mit dem nämlichen Glücke, wenngleich mit größeren Unkosten für die königliche Kasse, vollendet wurden. Denn wenngleich von allem eingeimpften Vieh nicht einmal der dritte Teil starb: so hatte doch der König ansehnliche Ausgaben, wo ein Privatmann, welcher Eigentümer alles eingeimpften Viehes ist, einen großen Vorteil hatte. Dies kam daher, weil der König alles das Vieh bezahlte, was an jedem Orte über 1/3 starb; denn dies traf besonders trächtige Kühe, wovon mancher Bauer nur eine oder zwei hatten und der König verlangte dagegen keine Ersetzung von denjenigen Bauern, welche vielleicht von zehn oder mehreren eingeimpften Stücken nicht ein einziges verloren.

Drei Meilen von Fresenburg kam ich auf der hamburgischen Landstraße nach Heidekrug, von da der Alsterfluss bis nach Hamburg durch Schleusen für Prahmen schiffbar gemacht ist. Diese Fahrt hat sowohl die Einkünfte des dicht daran grenzenden Guts Borstel, welches Sr. Excellenz, dem Geheimrate Grafen von Bernstorff zugehört, vermehrt: sondern es ist auch dadurch besonders der Absatz des Segeberger Kalks nach Hamburg möglich gemacht worden. Denn wäre diese Fahrt auf der Alster nicht ins Werk gesetzt: so müssten die Bauern den Kalk fahren, und dies würde, ohne sie zugrunde zu richten, schwerlich möglich sein.

1) Der Eigentümer von Borstel hat, vermöge eines Vertrags mit Hamburg, den Transport von 12.000 Schiffpfund Kalksteinen übernommen, welche jährlich von Segeberg nach Hamburg gebracht werden.

Hamburg bezahlt diesen Transport mit 1 Mk. 4 Schill. Lübsch (10 Ggr.) für jedes Schiffpfund an den Eigentümer von Borstel, und dieser bezahlt wieder die Bauern, welche auf einem Wagen, 12 Schiffpfund fahren können, mit 12 Schill. (6 Ggr.) für jedes Schiffpfund, von Segeberg bis nach dem Heidkruge, wo die Kalksteine gewogen und in Prahmen geladen werden: so, dass also Borstel von jedem Schiffpfunde 8 Schillinge (4 Ggr.) als Miete für die Prahmen hat. Diese Prahmen sind ungefähr 80 Fuß lang und 16 Fuß breit, und führen gewöhnlich 20 bis 24 Faden Brennholz. Der Prahmführer mit seinen Leuten bekommt ungefähr 9 Rthlr. für jede Reise. So viel Schiffpfund ein solcher Prahm also über 54 einnehmen kann, so viele 8 Schillinge (4 Ggr.) hat also der Besitzer von Borstel von jeder Fahrt Vorteil. Indessen müssen davon doch noch die Unkosten der Verfertigung und Unterhaltung der Prahmen, im Gleichen verschiedene andere Ausgaben bestritten werden.

2) Die borstelschen Waldungen werfen jährlich beträchtliche Einkünfte von vielen tausend Reichstalern für Brennholz ab. Diese würden gar sehr vermindert werden, wo nicht ganz wegfallen, wenn die Schifffahrt nicht wäre.

3) Borstel hat jährlich ansehnliche Einkünfte von Torf, welcher an einem nahe beim Heidekruge hoch gelegenen Moore gestochen, und gleichfalls nach Hamburg geführt wird. Dieser Moor wird mit vieler Überlegung gebraucht. Der ganze Torf geht nach Hamburg; kleine Stücke aber werden in der Erde in Meiler gesetzt, und zu Kohlen gebrannt, (Eine sehr leichte Behandlung, welche man an vielen Orten nachahmen, und dadurch viel Geld für Stein und Holzkohlen ersparen könnte.) Der Eigentümer hat mit einem Entrepreneur, welcher selbst das Stechen des Torfs besorgt, einen Vertrag über zwei Millionen geschlossen, und bekommt für eintausend Stück 6 Schillinge (3 Ggr.), welches für die ganze Summe 250 Rthlr. beträgt. Der Torf wird, bis auf eine kleine Lage, bis auf den Sand gestochen, und diese alsdann verbrannt. Die Asche davon wird untergepflügt, und gibt, wenn Roggen darin gesät wird, eine reiche Ernte 1).

Diese für Borstel und diese ganze Gegend so vorteilhafte Fahrt auf der Alster ist von der Stadt Hamburg durch zwei Brücken und zwölf Schleusen, wovon elf einfach, die letzte bei Poppenbüttel aber, wegen des stärkeren Wasserfalls, doppelt ist, in Stand gesetzt worden, und wird auch von ihr unterhalten.

Dass die Alster vormals durch einen Kanal und Schleusen in die Trave geleitet gewesen ist, so, dass man die Waren zu Wasser von Hamburg nach Lübeck hat bringen können, kann man aus deutlichen Merkmalen erkennen. Ja man war sogar vor einigen Jahren im Begriff, diese Fahrt wiederherzustellen, und, wie ich gehört habe, soll man deshalb Unterhandlungen mit dem Grafen von Dernath angefangen haben, die aber zu seinem Glück abgebrochen worden sind. Denn durch den Kanal zwischen der Ost- und Westsee würde sie nun überflüssig geworden sein. Man hat aber sonst noch hier in des Königs Landen verschiedene kleine Flüsse und Ströme, durch deren Aufräumung und durch Wegschaffung unbeträchtlicher Hindernisse, die Einkünfte



1) Der gegenwärtige Besitzer hat mit vielem Glücke Torfmoore, abgraben lassen, so, dass sie trocken wurden, alsdann Sand darüber fahren, Roggen in den Sand säen lassen, und siebenfältig geerntet. Die erste Ernte hat daher die Unkosten bezahlt. Ein sehr wichtiger ökonomischer Versuch, welcher beweist, dass die Torferde unter die besten Erdarten gehört, wenn man sie durch Sand in Sicherheit setzen kann, dass sie nicht von der Kälte aufgelöst, oder von der Hitze zu Asche verbrannt wird.

vieler Güter, wegen des bessern Absatzes ihrer Produkte, welcher darauf entstehen würde, ansehnlich vermehrt werden könnten.