Den 25. Juni

Nachdem ich ungefähr sieben Stunden gefahren war, kam ich nach der Stadt Demmin, welche im Preußischen Pommern, an der Grenze von Mecklenburg, drei Meilen von Dalwitz liegt. Jede Meile ist hier zu 2.000 Ruthen oder 16.000 Ellen berechnet: so dass also drei Mecklenburgische Meilen ebenso lang sind, als vier Dänische.

Die beiden letzten Meilen gehen durch das Amt Dargun, welches dem Herzog gehört. Das Erdreich ist größtenteils schlecht und sandig, aber deshalb nicht unbrauchbar. Ich fuhr beständig durch Waldungen von Eichen und Buchen, hauptsächlich aber von Tannen, welche durchgehends vollgewachsenes und junges Holz hatten. Denn die herzogliche Kammer lässt durch den Amtmann genau darauf sehen, dass, wo ein öder oder ausgehauener Platz ist, solcher sogleich mit Tannenäpfeln, auf die oben beschriebene Weise, besät wird. Diese Fürsorge ist hier um desto nötiger, da die Wälder durch den hochgetriebenen Ackerbau auf den adligen Gütern vermindert sind, folglich das Holz im Preise steigt, und dieses schlechte Erdreich auf diese Weise größere Einkünfte trägt, als man wahrscheinlich vom Kornbaue hoffen könnte.


Ich fuhr ein paar Teeröfen vorbei, und begegnete vielen Wägen, welche, mit Holz, und zwar meistens mit Pfeifenstäben und Schiffszimmerholz beladen, nach Rostock fuhren.

Demmin ist eine kleine artige Stadt, und wird für besonders gesund gehalten, weil sich die Pest, wenn sie gleich in diesen Gegenden gewesen ist, doch nie daselbst geäußert haben soll.

Die Lage der Stadt ist sehr angenehm. Es ist aus der Erdbeschreibung bekannt, dass sich die Flüsse Trebel und Tellensee bei derselben in den Peenefluss ergießen, welcher die Grenze zwischen dem Preußischen und Schwedischen Pommern ausmacht: so dass man von Demmin in einigen wenigen Minuten sowohl unter Mecklenburgischer, als unter Schwedischer Landeshoheit sein kann. Daher wird auch die Besatzung hier aus den vertrautesten Leuten gewählt; und doch hat man Beispiele, die sogar nicht selten sein sollen, dass sich ein Soldat, wenn er sich von seinen Offizieren beleidigt glaubt, vor die Stadt begibt, und von da aus seine Bedingungen macht, unter denen er zurückkommen will; z. B. dass er in eine andere Compagnie oder zu einem andern Regimente versetzt sein will, u. s. f. Man hält auch diese Kapitulationen, um der Folgen willen, wenigstens eben so gewissenhaft, als man die Kapitulationen beim Anwerben der Soldaten zu halten pflegt. Demmin liegt zum Handel, besonders mit Schiffs- und anderem Zimmerholze, sehr vorteilhaft, weil es mit den großen Dargunschen Wäldern umringt ist, und der Fluss Peene in die Ostsee fließt. Aber dieser Handel ist doch unbedeutend, und man hat mir davon folgende Ursache angegeben. Aller Handel mit fremdem Holze ist in Pommern und Brandenburg verboten, und nur die Ausfuhr desselben gegen einen Transitzoll von 50 erlaubt, und dies nach einem Tarif, worin die Waren weit höher angesetzt sind, als ihr wahrer Wert beträgt: z. B. ein Schock Zuckerstäbe, welche man in Mecklenburg für zwei bis drei Rthlr. kauft, ist im Tarif zu 26 Rthlr. angesetzt, und folglich der Transitzoll davon zu 13 Rthlr bestimmt. Der wirkliche Zoll ist also nicht 50, sondern über 400 pro Cent. Doch ist auch hier, wie überall, Rat gegen solche Anordnungen. Die Kaufleute haben nämlich, weil man vergessen hat, in der Verordnung die Länge und Dicke der Stäbe zu bestimmen, dafür gesorgt, dass sie solche doppelt so lang und dick hauen lassen, als es wirklich nötig ist: so dass man also aus einem Stabe vier machen kann; aber dem unerachtet ist doch der Zoll noch 100 pro Cent, bis das Maß allergnädigst bestimmt wird.

Diese Verordnung, welche die Folge einer alleruntertänigsten Vorstellung der Forstdirektion über die königlichen Domainen sein soll, welche geglaubt hat, dadurch das Holz aus den königlichen Waldungen zu höhern Preisen anzubringen, (wozu doch keine große Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, da Rostock wohlfeiler verkauft, als Stettin,) hat verursacht, dass die vorteilhafte Lage Demmins unnütz geworden, sein Handel zu Grunde gerichtet, und Rostock, unerachtet es fünf Meilen von den Wäldern entfernt liegt, die Demmin umgeben, in den Stand gesetzt worden ist, diesen Handel an sich zu ziehen.

Nachdem ich gegessen hatte, reiste ich den selben Tag nach Anklam, welches fünf Meilen von Demmin entfernt ist. Das Erdreich ist ziemlich gut; je näher man aber Anklam kommt, und je weiter man sich auf diese Weise von Mecklenburg entfernt, desto schlechter wird der Ackerbau, und desto mehr Unkraut findet mann im Getreide. Die Felder einiger Höfe muss man indessen hiervon ausnehmen, wo sehr gute Frucht stand; aber dies waren immer solche, welche, auf Mecklenburgische Weise, zum Abfluss des Wassers mit großen Gräben und Wasserfurchen versehen waren. Unerachtet das Erdreich auf diesem Wege größtenteils leicht und sandig war: so konnte ich doch den fast unglaublichen Unterschied, welchen die hier angewandte Sorgfalt, die in meinem Vaterlande beinahe gänzlich unbekannt ist, in Ansehung des Getreides bewirkt, nicht anders als mit Bewunderung bemerken. Vor allen andern zog jedoch das Korn auf einem Gute, welches der Generalin Sobeck gehört, und dessen Felder, dem Ansehen nach, sehr schlecht zu sein schienen, meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Der Roggen stand so rein, dick und groß, wie ich ihn nirgends gesehen zu haben mich erinnere. Dies veranlasste mich, ein Gespräch mit einem Manne anzufangen, der über einige Bauern, welche in der Nähe arbeiteten, und Dünger fuhren und ausbreiteten, die Aufsicht hatte. Er sagte mir, dass die Ländereien in drei Schläge, jeden zu 500 Berliner Scheffeln, 1) verteilt wären. Der Dünger würde im Sommer auf das Brachfeld gebracht, welches auf Mecklenburgische Art gebracht, nämlich dreimal gehakt, und zwischen jedesmaligem Haken geeggt würde: so dass keine Graswurzel zu sehen sei, wenn es besät werden sollte, sondern das Land wie Flugsand aussähe. Gewöhnlich würde hier der Roggen [sup2)[/sup] sieben- bis achtfältig, hernach gemeiniglich Hafer, aber nur wenige Gerste gebauet, indem hierzu, wegen des allzu leichten Erdreichs, nur wenige Plätze geschickt wären.

Es werden hier gegen 1.200 Stück Schafe unterhalten, welche im Winter mit Roggenstroh gefuttert werden, solange es das Wetter zulässt, in den herumziehenden Hürden liegen, und auf diese Weise jährlich das halbe Brachfeld, oder 1/6 des ganzen Feldes, düngen. Um die Arbeit zu bestreiten, hält die Generalin 16 Ochsen zu vier Wechselhaken, acht Pferde, und hat täglich vier Bauern, welche Frondienste leisten.

Worin nun eigentlich die Ursache der großen Fruchtbarkeit dieses, dem Anscheine nach, höchst schlechten Feldes besteht, ist mir zweifelhaft. Ob die Erde wirklich besser ist, als sie aussieht? könnte uns vielleicht ein Chemicus sagen. Ob das Klima es allein bewirken könne? oder ob endlich die Behandlung die Hauptursache ist?




1) 2 1/2 Berliner Scheffel machen eine Dänische Tonne.
2) Der größte Teil der Ländereien in Jütland ist, dem Anscheine nach, von dieser Art. Es würde daher einer der wesentlichsten Dienste sein, den ein Patriot der Dänischen Monarchie leisten könnte, wenn er Mittel anzugeben wüsste, um diese Ländereien mit Vorteil in den Stand zu setzen, fünffältiges, geschweige denn sieben- oder achtfältiges, Korn zu tragen. Denn jetzt wird gewöhnlich nur das dritte Korn gebaut. Sollte aber nicht etwa der Nordwestwind, welcher vom Nordpol her, ohne durch Berge oder Täler gebrochen zu werden, über Jütland streicht, eins der Haupthindernisse sein? Wenigstens kann man das leichte Erdreich nicht eher von Unkraut und Graswurzeln reinigen, ehe nicht das Land durch Anlegung von Wäldern Schutz bekommen hat; denn man würde sonst Gefahr laufen, dass der Wind die Erde von den Wurzeln des Getreides wegführte.