Den 20. Juli

Ich besuchte den Rittmeister Gundlach auf Kobrö, einen sehr denkenden Landmann, welcher in vielen Stücken von der gewöhnlichen Art des Ackerbaues abweicht. Z. B.:

1) Um den Dünger zu vermehren, lässt er seine Kühe nicht im Felde melken, sondern er lässt sie jeden Tag nach Hofe treiben, und in der Hürde melken, welche täglich mit Roggenstroh so stark bestreut wird, dass die Kühe darin trocken liegen. Wenn aber gleich ein ansehnlicher Teil Dünger gewonnen wird, so scheint es mir doch glaublich, dass der Verlust der Milch durch das Hin- und Hertreiben der Kühe größer sein muss, als der Vorteil vom Dünger. Herr von Gundlach behauptet indessen das Gegenteil.


2) Als er das Gut bekam, waren die Felder in Koppeln geteilt, welches die Erfahrung überall als vorteilhaft bewiesen hat, und wodurch in Mecklenburg die Einkünfte vieler Güter ansehnlich vermehrt worden sind. Diese Einteilung hat er ganz verändert, und er düngt die nächsten und besten Felder nach seinem eigenen besten Gutdünken, ohne einiges System oder gewisse Regel. Ich sah Gerste auf einem Felde, das in zehn Jahren Korn getragen hatte, und nun war die Gerste das elfte. Sie stand ziemlich gut, aber voller Unkraut. Einige Koppeln werden selten gedüngt, und die schlechtesten und am weitesten entlegenen nur mit den Schafhürden.

Wenn gleich Herr von Gundlach behauptet, dass er doppelt so viel Korn erntet, dass die Felder koppelweise gebraucht und gedüngt wurden, und versichert, dass er diese Behauptung mit gerichtlichen Zeugnissen und mit dem Zeugnis der ganzen Gegend beweisen könnt so kann ich doch nicht läugnen, dass ich es für bedenklich halten würde, seinem Beispiele zu folgen. Zwar kenne ich Güter, wo die Gutsbesitzer, als sie ihre Felder in Koppeln legten, und statt drei, neun oder elf Felder machten, abgegrabene Heide und rote Sandbänke mit in die Koppeln gelegt haben, um die jährliche Aussaat nicht zu sehr zu vermindern, welches denn, wenn ein Gut in den Zeitungen zur Verpachtung ausgeboten wird, die Augen der Liebhaber blenden kann, weil sie die Umstände nicht kennen, und vermuten, dass die Ernte mit der Aussaat in gutem Verhältnisse steht. Ist diesem auf Kobroe geschehen: so hat der gegenwärtige Besitzer Recht, seinen Dünger nicht an diesen schlechten Feldern zu verschwenden, weil er ihn mit größerem Vorteil auf den guten gebrauchen kann. Aber dass es in Ansehung dieser guten Felder vorteilhafter sein sollte, sie wechselsweise Korn und Klee tragen zu lassen, als sie beständig zehn und mehrere Jahre hinter einander Korn tragen zu lassen, das glaube ich, als durch die Erfahrung bewiesen, behaupten zu können.

3) Herr von Gundlach düngt allezeit zur Gerste. Mit der Gerste säht er zugleich Johannisroggen, eine Getreideart, welche der sächsische General Kiov zuerst aus der Ukraine in Deutschland bekannt gemacht haben soll, und welche 15 bis 16 Monate zum Wachstum erfordert: so dass dieser Roggen, wenn er das eine Jahr im Mai mit der Gerste gesäht wird, im August des folgenden Jahres reif ist. Wo sonst zwölf Scheffel Gerste gesäht werden müssen, da säht er acht, und vier Scheffel Roggen; woraus folgt, dass entweder die Gerste ein Drittel, und der Rocken zwei Drittel dünner stehen müssen, als wenn das Erdreich volle Saat erhält, oder man muss auch gemeiniglich zu dick sähen. Ich sah ein solches Gerstenfeld, welches, dem Anschein nach, ziemlich gut stand, so dass man sechsfältige Frucht vermuten konnte, und der Boden war zugleich ganz voll von Roggenbüsschen. Ich sah auch ein Roggenfeld, welches, nach der Aussage des Herrn von Gundlach, das Jahr zuvor zugleich mit Gerste besäht worden war. Der Roggen stand nicht dick, sondern in großen Büschen, als eine Folge der dünnen Saat; hatte lange und dicke Ähren, und stand besser als der andere Roggen von Mecklenburgischer Saat, der dicht dabei, und auf die gewöhnliche Art gebauet war. Da das Feld nicht eingehegt ist: so kann es ausser der Einhegungszeit nicht gesichert werden; und die Folge davon ist, dass, nachdem die Gerste eingeerntet worden, der Roggen sowohl von dem Viehe des Besitzers, als von fremdem Viehe, gefressen wird. Dieses hielt er indessen, nasse Herbst und weiche Felder ausgenommen, nicht für schädlich, weil der Roggen dadurch in gelinden Herbsten verhindert würde, zu schnell zu wachsen, welches sonst wohl geschehen konnte.

Bei dem Vorstehenden wird der Leser genau Unterscheiden, was ich gesehen, und was ich nur, wenn gleich von einem glaubwürdigen Manne, gehört habe. In Ansehung des Letztern relata refero. Das Unkraut, welches immer bei dünner Saat und in schon besähten Feldern mit doppelter Kraft wirkt, muss, meiner Meinung nach, den Nutzen dieser Roggensaat sehr vermindern, deren großer, in Ansehung der Ersparung der Arbeiten, welche die Saat, das Pflügen und Eggen erfordert, der Mühe allerdings zu lohnen scheint, wenn man dazu beweidetes, gebrachtes, und auf das beste gereinigtes Erdreich auswälte. Der Besitzer, welcher meine Zweifel mit vieler Bereitwilligkeit zu eben suchte, überließ mir zwei Tonnen Johannisroggen. Der Ausfall der Versuche, welche ich damit zu machen denke, soll zu seiner Zeit meinen Landsleuten bekannt gemacht werden.

4) Im Garten war eine ansehnliche Menge dienen in kleinen hölzernen Kasten, welche vor den mir vorher bekannten, zwei Vorzüge haben; nämlich.

a) Ein Brett , welches man vorschieben kann, um das Loch, wo sie heraus fliegen, zu verkleinern, damit der Stock im Notfall gegen Raubbienen in Sicherheit gesetzt werde.
b) unter dem Kasten einen beweglichen Boden, der herausgezogen und von den Unreinigkeiten gesäubert werden kann, welche die Bienen sonst im Frühjahre mit vieler Arbeit und mit vielem Zeitverlust herausschleppen müssen, ehe sie anfangen können zu arbeiten. Der Eigentümer überließ mir einen solchen Kasten, womit ich gleichfalls Versuche zu machen denke, um von dem Ausfall der selben Nachricht zu geben. Dieses kann nicht gleichgültig sein, weil besonders die Raubbienen bei den Kästen, welche sonst in andern Rücksichten großen Vorzug vor den Körben haben, großen Verdruss verursachen.