Schlußwort.

Bei dem hochseligen Großherzog traf so vieles zusammen, was zu der günstigsten Prognose hinsichtlich der Dauer seines Lebens zu berechtigen schien: glücklichste Beanlagung, glücklichste Lebensverhältnisse, Longävität in der Familie und was das wichtigste ist, das ernsteste Bestreben, sich durch eine vernunftgemäße Lebensweise gesund und leistungsfähig zu erhalten. Und dieses Bestreben war nicht etwa ein egoistisches; es hatte einen weit tieferen Grund, als den pflichtgemäßen Selbsterhaltungstrieb. Sich für seine Familie und sein Land zu erhalten, seinen Regentenpflichten ungestört durch Krankheit und körperliche Gebrechen nachkommen zu können, das war der eigentliche, hochachtbare Sinn aller der Opfer, die der Großherzog im Lauf seines Lebens der Selbsterhaltung gebracht hat.

Wenn wir trotz eines solchen ebenso berechtigten, als vernünftigen Strebens erleben mußten, daß der hohe Herr nicht eimnal die in den Psalmen dem Menschen bezeichnete Lebensgrenze erreichen konnte, so befinden wir uns eben an der Grenze des Unerforschlichen und müssen uns in unserer menschlichen Beschränktheit demüthigen vor Dem, der durch Seine Entscheidung alle unsere scheinbar noch so sehr berechtigten Voraussetzungen zu nichte gemacht hat.
Kaum weniger ergreifend ist es zu sehen, wie ein so edler, reiner Charakter, dem man ein völlig ungetrübtes, reines Lebensglück hätte wünschen mögen, den Kelch vieler Leiden bis auf die Neige leeren mußte. Der hochselige Herr hat diesen Kelch geleert, ohne Murren; er hat die Last schwerer Lebenserfahrungen geduldig auf seine Schultern genommen, zwar ohne zu erliegen und ohne Schaden an seiner Seele zu nehmen, aber doch nicht ohne wesentliche Erschütterung seines nicht geringen Kapitals an Körperkraft und Gesundheit. Gewiß ist das Leben des verewigten Fürsten auch reich an Sonnenschein, an freundlichen, höchst glücklichen Ereignissen gewesen. Reiht man aber, wie es hier geschehen ist, alles das Ernste und Traurige, was dem verehrten Haupte allein in den letzten zwei Jahrzehnten seines Lebens beschieden war, an einander, die wiederholte Zerstörung seines häuslichen Glücks, den anhaltenden, unausgesetzten Kampf gegen langsam, aber sicher sich entwickelnde Infirmitäten, denen zuletzt die kräftigste Organisation erliegen mußte, - so werden auch diejenigen, die gewohnt waren, den Lebenslauf des hochseligen Herrn als einen besonders glücklichen anzusehen, sich nicht verhehlen können, daß ihm ein vollgerüttelt und geschüttelt Maß von Leiden und Schmerzen zugemessen war, und werden, so oft sie sich die hier geschilderten ernsteren, um nicht zu sagen, düsteren Zeiten seines Lebenslaufes vergegenwärtigen, Seiner nur in erhöhter Theilnahme und Bewunderung gedenken.