Abschnitt.

In seiner Lebensweise war der Großherzog äußerst geregelt und einfach. Durch seine Stellung zur bestimmtesten Eintheilung seiner Zeit gezwungen, besaß er die fürstliche und soldatische Tugend der Präcision in hohem Grade. Er ging darin so weit, daß er sehr gerne schon für lange Zeiten im Voraus Bestimmungen traf. Sehr angenehm war es ihm z. B., wenn schon möglichst früh im Jahr die im Sommer etwa vorzunehmenden Kuren und Badereisen festgesetzt werden konnten.

In der Mäßigkeit konnte der hochselige Herr Allen zum Muster dienen. Das Gegentheil von gourmandise war sein Naturell. Er konnte den mitunter nicht geringen Anforderungen, die an einem hochfürstlichen Magen gestellt werden, genügen, ohne den geringsten Schaden für seine Gesundheit; Werth hatten aber für ihn dergleichen Genüsse nicht; ebensowenig Spiele irgend welcher Art. Es lag in dem hohen Herrn ein angeborner und durch die Erziehung ausgebildeter idealer Zug, der sich in dem ihm stets treu gebliebenen, ihn durchs ganze Leben begleitenden Interesse für Kunst und Wissenschaft aussprach. Dieses Interesse blieb bei ihm aber nicht ein privates; die Hebung der Universität Rostock, der Bau des Schweriner Schlosses und die Ausschmückung der Residenz Schwerin mit schönen öffentlichen Gebäuden, die Gründung des Museums in Schwerin, das Interesse, das der Großherzog der Entwickelung der dramatischen Kunst, sowie der Musik, besonders der geistlichen (Gründung des Kirchenchors), aber auch der weltlichen (Meklenburgische Musikfeste) zuwandte, haben es bewiesen, wie sehr dem hohen Herrn auch die Pflege der idealeren Seiten des Lebens am Herzen lag. Was unter seiner Regierung an Neubauten von Kirchen, Schulen und Justizgebäuden entstanden, sowie an geschmackvoller Restauration älterer Kirchen geschehen ist, darf als allgemein bekannt vorausgesetzt werden und würde ihm allein schon einen ruhmvollen Namen bei der Nachwelt gesichert haben, auch wenn ihn die aus dem Feldzug 1870/71 davongetragene Ruhmeskrone nicht schmückte.


Ein Kind von Gemüth, ein Jüngling an Frische der persönlichen Erscheinung, ein ganzer Mann an Initiative und Thatkraft, ein reiner, edler Mensch, ein tapferer Krieger und hervorragender Feldherr, ein pflichttreuer, gerechter, opfermuthiger Fürst, ein aufrichtiger Christ - so wird der Hochselige stets in der Erinnerung desjenigen leben, der das Vorstehende in dankbarer Bewunderung niedergeschrieben hat, hoffend, daß diese Darstellung Manchem, dem sie zu Gesicht kommen wird, das Geständniß abnöthigen möge, in diesen Mittheilungen die Züge des Hochseligen wiedererkannt zu haben.

Es ist schon viel Besseres und Bedeutenderes über Friedrich Franz II. von Meklenburg-Schwerin gesagt, seine Stellung in der Geschichte seines engeren und weiteren Vaterlandes ist bereits in würdiger Weise geschildert worden. Hierüber auch nur ein Wort zu verlieren, kommt mir nicht zu. Indessen enthalten meine bescheidenen Mittheilungen nicht einmal das Beste, was ich persönlich über den hohen Herrn hätte sagen können. Dies läßt sich nicht leicht in Worten erschöpfen; daher habe ich es in einer Kantate niederzulegen versucht, welche zur Feier des Gedächtnisses des unvergeßlichen Fürsten am 28. Februar 1885 im Palais Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin Marie zur Aufführung kam. Dieser Gedächtniß-feier, zu welcher Ihre Königliche Hoheit den zu musikalischen Aufführungen so geeigneten Saal in dem Neustädtischen Palais zu benutzen gnädigst gestattet hatten, wohnte eine ziemliche Anzahl dem Hofe nahestehender Personen bei, die es mich empfinden ließen, daß meine dem Andenken des ausgezeichneten Fürsten gewidmete musikalische Huldigung dankbares Verständniß gefunden hatte.