Die Mouches

Den Abschluss der Gesichtstoilette bezeichnete das Anbringen der Mouches, kleiner Fleckchen aus gummierter schwarzer Seide oder Papier, die schon seit den Zeiten Heinrichs IV. Mode, den Höhepunkt ihrer Beliebtheit doch erst im 18. Jahrhundert erreichen.

Man hatte sie in den verschiedensten Formen als Sterne, Halbmonde, Sonnen, Kreise, Vierecke, Herzen, selbst in der Gestalt von Tieren und Männerchen. Es war durchaus nicht gleichgültig, an welche Stellen des Gesichtes man diese Fleckchen pappte. Man gab ihnen je nach ihrem Sitz besondere Namen. Mitten auf der Stirn hieß die Mouche die Majestätische, auf der Nase die Unverschämte, am Auge die Leidenschaftliche, am Mundwinkel die Küssefreudige, auf der Lippe die Kokette, inmitten der Wange die Galante, zwischen Mund und Kinn die Verschwiegene, auf einem Pickelchen endlich die Diebin.


Seit der berühmte Kanzelredner Massillon in einer seiner Predigten gegen den Gebrauch der Mouches geeifert und sich ironisch gewundert hatte, dass man sie nicht überall hinklebe, entschlossen sich die Damen wirklich dazu, sie auch auf dem Busen anzubringen, ja die geheimen Memoiren der Zeit versichern, sie hätten sich mit diesen sichtbaren Stellen noch nicht begnügt. Einen Augenblick lang trug man eine Mouche von schwarzem Sammet so groß wie ein Pflaster auf der rechten Wange und nannte sie die Zahnschmerzliche. Madame Cazes trieb diese Mode ins Extreme, als sie diese Sammetpflaster noch mit Diamanten besetzte.