Bildungsbedürfnis

Die Erhebung des deutschen Volkes, das Entstehen der neuen Gesellschaft, die gleich entfernt von den Vorrechten des Adels, den Vorurteilen der Gelehrten und der Roheit des Pöbels ihre Mitglieder unter den „Gebildeten“ sucht, dankt die Nation der schönen Literatur und ihrer Pflege, in welcher sich die besten und edelsten Geister zusammenfanden, in welcher sie ihre höchste Aufgabe sahen.

Das Erringen dieser Bildung war indessen außerordentlich schwer, da nur die Begüterten im Besitz von Bibliotheken waren und imstande, sich Bücher zu beschaffen. Aus Winkelmanns und Bürgers Briefen wissen wir, wie schwierig es war, überhaupt nur die Bücher zu erhalten, deren man bedurfte, und dass Winkelmann einen ihm wenig zusagenden Posten beim Grafen Bünau nur annimmt, weil er da an eine große Bibliothek kommt. Aus Cassel schreibt 1781 Georg Forster an Jacobi, dass dort kein Buch zu sehen sei, gerade wie Rebmann in Köthen nur Bibel und Gesangbuch findet.


Perthes, gewiss ein Sachverständiger, berichtet uns, dass nur die wenigsten kleinen Städte Buchhandlungen besaßen, dass z. B. zwischen Regensburg und Tirol nur in Augsburg und im ganzen Nordwesten nur in Münster eine solche zu finden gewesen sei. Die Erscheinungsart der Bücher, die damals nur zweimal im Jahr, zur Oster- und Herbstmesse, auf den Markt kamen, machte aber die Buchhandlungen geradezu zu Mittelpunkten des literarischen Verkehrs und auf diese Weise ganz von selbst Leipzig als Zentrale des Buchhandels zur Zentrale des ganzen geistigen Deutschlands, zu dessen Provinzen Österreich und Süddeutschland aber nicht gehörten.

056. Boucher, La belle bouquetiere

056. Boucher, La belle bouquetiere

057. Chardin, Der Zeichenunterricht

057. Chardin, Der Zeichenunterricht

058. Chardin, Die Gouvernante

058. Chardin, Die Gouvernante

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