Unsicherheit

Wem hatte ich diese meine Rettung zu verdanken, obgleich ich nicht einmal begriff, worum es sich handelte? Den wenigen Männern, welche noch ans der Zeit Katharinas übrig geblieben waren und die es insgeheim verstanden, unsern Leuten ans dem Offiziersstande, die von dem, was eben geschah, nichts wußten, einen Freundschaftsdienst zu erweisen.

Meine Mutter war nicht mehr am Leben; im Alter von neununddreißig Jahren hatte sie der Tod ereilt, und zwar auf dem bei Moskau belegenen Landgut, das nachher mir gehörte. Ich suchte ihr Grabdenkmal auf, kniete nieder und bat sie unter Tränen um Verzeihung dafür, daß ich ohne ihre Einwilligung geheiratet hatte.


Während ich auf den Brief des Baron Pahlen wartete, kam auch meine Frau mit unserm Sohne nach Moskau. Meine und ihre guten Freunde hatten es ihr eingeredet, daß ich als leichtsinniger Ehemann Frau und Kind im Stiche gelassen hätte. Man hatte meiner Frau um einen Spottpreis alle unsre Habseligkeiten abgekauft und sie nach Moskau expediert, um den treulos entflohenen Mann aufzusuchen. Diese Verleumdung erboste mich dermaßen, daß ich nie mehr nach Reval zurückzukehren beschloß. Durch diesen Zwischenfall gerieten unsre Finanzen auf lange Zeit hinaus in Unordnung. Endlich kam auch der langersehnte Brief vom Baron Pahlen an. Die Verwandten meines Admirals versahen mich mit Empfehlungsschreiben an mehrere einflußreiche Persönlichkeiten, und ich machte mich mitsamt meiner Familie nach Petersburg auf.