Abermals Moskau

Moskau hatte sich seit meinem letzten Besuche ganz verändert. Misstrauen hatte Platz gegriffen, alle Welt fürchtete sich; indessen fand ich bei den Verwandten des Admirals die alte Herzlichkeit, Gastfreiheit und Bereitwilligkeit, mir durch ihren Einfluß zu helfen. Einer neuen Anordnung zufolge mußte jeder Offizier sich beim Kommandanten Hachs melden. Mit Zittern und Beben trat ich vor sein Angesicht; nachdem er bei allen Offizieren die Runde gemacht, kam die Reihe an mich, und kaum hatte ich meinen Namen genannt, so ergriff er meine Hand und sagte: „Treten Sie, bitte, näher.“ Ich folgte ihm ins Kabinett. „Sie hätten sich die Reise hierher ersparen können, ich glaube, Sie sind kassiert und mit Ihrem Admiral steht es sehr schlimm.“ Der gutmütige Ton, in welchem der Kommandant dies sagte, gab mir Mut. Ich setzte ihm in Kürze die ganze Sachlage auseinander und, wie der Admiral so gütig gewesen war, einen von einein früheren Tage datierten Urlaubsschein auszustellen. „Gut,“ antwortete der Kommandant, „wollen wir zusammen zum Grafen Iwan Petrowitsch fahren, er wird Genaueres wissen.“

Bald darauf erschienen wir beide mit dem Kommandanten vor dem Grafen Iwan Petrowitsch Ssaltykow. Dieser richtete an mich verschiedene Fragen in betreff des Admirals, drückte sein Bedauern aus und kam auch auf meine Lage zu sprechen. Er fragte mich, wieviel Tage ich in Moskau bleiben müsse? Ich erklärte ihm, daß ich einen Brief vom Bruder des Grafen Pahlen aus Reval abwarten und mit demselben gleich nach Petersburg reisen wolle. „Nun, dann lassen Sie ihn also hier,“ sagte der Graf zum Kommandanten, „lassen Sie sich nur nicht von Hertel erblicken,“ fügte er hinzu, sich an mich wendend. Der Kommandant trat mit mir zusammen aus dem Zimmer des Grafen und sagte mir beim Abschied: „Zu mir komme des Morgens, und, wenn es nötig ist, des Abends um sieben oder acht Uhr, jetzt aber schnell nach Hause. Grüße Anna Matwejewna und Grigorji Grigorjewitsch“ (gemeint war die Mutter und der Bruder meines Admirals).