Graf Pahlen
Es passierten auch komische Dinge. Fast jeden Tag machte der Kaiser, vor dem Mittagessen um etwa zwei Uhr, einen Spazierritt in Begleitung von Kutaissow oder Uwarow und andrer. Alle Zivilbeamten, welche hierbei dem Kaiser begegneten, hatten Befehl, ihren Mantel oder Pelz abzuwerfen, den Dreimaster vom Kopfe zu nehmen, eine Verbeugung zu machen und stehen zu bleiben, bis der Kaiser vorübergeritten war. Auf einem dieser Spazierritte begegnet dem Kaiser einmal ein Mann im Bärenpelz, mit einem runden Hut, der keine von den Vorschriften erfüllte. Ins Palais zurückgekehrt, ließ der Kaiser den Grafen Pahlen zu sich rufen.
,,,Ich bin einem Menschen begegnet,“ sagte er, „mit einem runden Hut, in einem mit grünem Tuch überzogenen Bärenpelz; derselbe hat keine einzige meiner Anordnungen erfüllt. Es muß wohl ein aus Orel angereister Staatsrat sein. Laß ihn ausfindig machen, zu dir rufen, setze ihm die Wichtigkeit seines Vergehens auseinander, befiehl ihm, hundert Stockhiebe zu geben und ihn nach Orel zurückzubefördern.“
Jeder Widerspruch war in solchen Fällen unmöglich, der Befehl mußte unverzüglich vollstreckt werden. Graf Pahlen ließ einen mit grünem Tuch überzogenen Bärenpelz leihen, den ersten besten Lakaien aufgreifen, ihn mit dem Pelz und Hut antun und, in Begleitung von zwei Polizeidragonern, mit blank gezogenem Säbel, am Palais vorbei direkt zu sich bringen. Der Lakai, in seinen Pelz eingehüllt, erschien vor dem Grafen.
„Schämen sollten Sie sich, Herr Staatsrat,“ sagte dieser zu ihm, „daß Sie den Befehlen Seiner Majestät nicht nachkommen! Sie trifft gerechterweise der Zorn des Kaisers, denn es ist befohlen worden, Ihnen hundert Stockhiebe geben zu lassen und Sie nach Orel zurückzubefördern. Man soll ihm einen Reisepass ausstellen,“ fügte er zu Wolmar gewandt hinzu.
Diese Worte waren für die Öffentlichkeit bestimmt, der im Kabinett gefasste Beschluss lautete anders. Der vermeintliche Staatsrat wurde in eine Kibitke [russischer Bretterwagen oder Schlitten mit einem Mattendach] gesetzt, sein Reisepass bei der Torwache verzeichnet, und nachdem man mit ihm noch einige Werst weiter gefahren, nahm man ihm den Pelz und den Hut ab, gab ihm fünfundzwanzig Rubel mit der Weisung, zu schweigen, und ließ ihn zu Fuß nach Petersburg zurückspazieren.
,,,Ich bin einem Menschen begegnet,“ sagte er, „mit einem runden Hut, in einem mit grünem Tuch überzogenen Bärenpelz; derselbe hat keine einzige meiner Anordnungen erfüllt. Es muß wohl ein aus Orel angereister Staatsrat sein. Laß ihn ausfindig machen, zu dir rufen, setze ihm die Wichtigkeit seines Vergehens auseinander, befiehl ihm, hundert Stockhiebe zu geben und ihn nach Orel zurückzubefördern.“
Jeder Widerspruch war in solchen Fällen unmöglich, der Befehl mußte unverzüglich vollstreckt werden. Graf Pahlen ließ einen mit grünem Tuch überzogenen Bärenpelz leihen, den ersten besten Lakaien aufgreifen, ihn mit dem Pelz und Hut antun und, in Begleitung von zwei Polizeidragonern, mit blank gezogenem Säbel, am Palais vorbei direkt zu sich bringen. Der Lakai, in seinen Pelz eingehüllt, erschien vor dem Grafen.
„Schämen sollten Sie sich, Herr Staatsrat,“ sagte dieser zu ihm, „daß Sie den Befehlen Seiner Majestät nicht nachkommen! Sie trifft gerechterweise der Zorn des Kaisers, denn es ist befohlen worden, Ihnen hundert Stockhiebe geben zu lassen und Sie nach Orel zurückzubefördern. Man soll ihm einen Reisepass ausstellen,“ fügte er zu Wolmar gewandt hinzu.
Diese Worte waren für die Öffentlichkeit bestimmt, der im Kabinett gefasste Beschluss lautete anders. Der vermeintliche Staatsrat wurde in eine Kibitke [russischer Bretterwagen oder Schlitten mit einem Mattendach] gesetzt, sein Reisepass bei der Torwache verzeichnet, und nachdem man mit ihm noch einige Werst weiter gefahren, nahm man ihm den Pelz und den Hut ab, gab ihm fünfundzwanzig Rubel mit der Weisung, zu schweigen, und ließ ihn zu Fuß nach Petersburg zurückspazieren.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Memoiren von Jacob Iwanowitsch de Sanglen. 1776-1831.