Sanglens Feinde

„Und was haben Sie mit Dawydow vorgehabt?“

„Auch gar nichts, Majestät! Wir beide waren als Vorsteher der zum Schutze gegen die Cholera eingerichteten Bezirke gewählt. Fürst Galitzyn machte in den ,Nachrichten‘ Anzeige von den vortrefflichen Einrichtungen Dawydows zum Schutz gegen die Cholera und befahl allen, sich nach denselben zu richten. Ich fuhr zu Dawydow; er behielt mich zur Nacht; von seinen Einrichtungen ist mir nichts zu Gesicht gekommen; am andern Morgen bat er, mir sein Werk vorlesen zu können: Biographie des Generale der Kavallerie Najewski.‘ Ich sagte ihm ganz offen, daß da viele liberale, unpassende Ideen seien, die es gefährlich wäre, in den Druck zu bringen. Er denunzierte mich daraufhin beim Fürsten Galitzyn als Spion, Fürst Galitzyn aber brachte dies zur Kenntnis Eurer Majestät. Das veranlaßte mich, meinen treuuntertänigsten Brief an Sie, Majestät, zu richten.“


„Wie konnten Sie denken, daß ich Dawydow glauben werde, den Paskewitsch aus der Armee gejagt; diesen aber achte ich, wie nur ein Sohn seinen Vater achten kann; und diesem Dawydow sollte ich glauben, der sich beim Theater mit einem einfachen Gensdarmen geprügelt hat.“

„Von alledem habe ich nichts gewußt, Majestät!“

„Ich habe auch die Briefe meines Bruders an Sie gelesen; ich wünschte, dieselben bei mir zu behalten.“

„Dem Willen des Kaisers wage ich es nicht, mich zu widersetzen, aber ich kann es nicht verhehlen, daß es für mich schmerzlich ist, mich von ihnen trennen zu müssen. Das sind für meine Kinder die besten Beweise für die schmeichelhaften Beziehungen des Kaisers zu mir.“

„Wenn dieselben für Sie so großen Wert haben, so ist das lobenswert. Ich werde nur diejenigen zurückbehalten, die nicht in privaten Händen gelassen werden dürfen, die übrigen will ich Ihnen zurückgeben.“

„Ganz wie Eure Majestät belieben!“

Hierauf machte der Kaiser mit der Hand eine Bewegung zum Zeichen des Abschiedes.

Ich trat zum Kaiser heran und sagte: „Ich nehme mir die Freiheit, Eure Kaiserliche Hoheit zu bitten, meine Frau und meine Kinder von meiner glücklichen Ankunft benachrichtigen zu dürfen und ihnen zu melden, daß ich in Petersburg meiner Freiheit nicht beraubt bin.“

„Sagen Sie Potapow, er solle einen Feldjäger schicken.“


„Um Gottes willen, Majestät, keinen Feldjäger! Das wird allen wieder einen heillosen Schrecken einjagen; gestatten Sie mir, mit der Post zu schreiben.“

„Schreiben Sie, daß Sie bei mir gewesen sind, und daß ich mit Ihnen zufrieden bin.“

Ich verneigte mich.