Formalitäten

„Warum haben Sie keine Uniform angezogen?“ fragte er mich.

„Wozu soll ich das? Man hat mich mit einem Feldjäger eingebracht, hat mich von aller Welt versteckt, und da soll ich mich noch fein machen? Ich will lieber als einfacher Weltbürger auftreten!“


„Nun, wie Sie wollen; wenn Sie sich nur nicht dafür eine Rüge zuziehen! Er liebt die Uniform und stramme Haltung.“

„Ist mir ganz recht; möge er mich fragen,“ antwortete ich.

„Das wird er nicht tun, wohl aber können Sie unter Arrest kommen.“

Ich mußte lachen. „Übrigens wäre auch das nicht so übel! Das würde nur noch der ganzen Sache die Krone aufsetzen. Als ,Zukünftiger‘ per Landjäger hergebracht, versteckt gehalten und schließlich verhaftet!“

„Was haben Sie da in der Hand?“

„Eine Mappe mit verschiedenen Papieren.“

„Diese Mappe ist jetzt nicht mehr modern.“

,,Ich pflegte mit derselben zum Kaiser Alexander zu gehen.“

„Nehmen Sie die meinige; sie ist leichter und hat die richtige Form.“

Ich packte die Papiere um und wir betraten den Saal, wo schon ein schmucker, glatt gekämmter und gepuderter Feldjäger stand, bereit, mich unter seinen Schutz zu nehmen. Er sah unausgesetzt nach der Uhr; es hatte noch nicht sieben geschlagen, als der Feldjäger zu Potapow sagte: ,,Es ist Zeit, Exzellenz!“ „Nun dann Glück auf!“ sagte Potapow; wir verabschiedeten uns und ich bestieg mit dem Feldjäger den Schlitten. Der Kutscher schlug auf die Pferde ein und wir jagten in vollem Galopp über den Schlossplatz. Nach der Richtung, die wir einschlugen, dachte ich anfangs, wir würden beim kleinen Portal des Kaisers Alexander anhalten, aber nein, wir fuhren um das Schloß herum und jagten den Quai entlang.

„Aha!“ dachte ich; „geht es nicht in die Festung?“