Ein falscher Freund

Balaschow wollte aufbrechen. Magnitzki machte Anstalten, ihn hinauszubegleiten, und ich blieb beim Ofen stehen.

Als Magnitzki zurückgekommen, sagte er laut zu seiner Frau: „Quel bonheur, ma chère amie, d'avoir un ami, comme Balaschoff! Que ferions-nous dans ces circonstances désastreuses?“


Die Frau dankte auch ihrem Gott für einen so treuen Freund.

„C'est, comme vous l'avez entendu, ce diable d'Armfeld, qui nous a prépare cet abîme et encore un monsieur, au quel nous n'ayons rien fait et que je ne veux pas nommer.“

Da riß mir die Geduld.

„Je suis très étonné, Mr. Magnitzki,“ sagte ich, „que vivant presque à la cour, vous avez eu si peu de perspicacité et que vous vous êtes endormi avec complaisance, sur tout les faux rapports et les fausses assurances d'amitié qu'on vous a prodigué.“

Magnitzki stand wie vom Blitz getroffen da.

„Au nom du ciel, dites-moi un mot seulement, est ce Voiekoff, qui exile avec nous?“

Ich schwieg und blickte ihn ärgerlich an.

„Avez pitié de nous, monsieur, de cet enfant,“ rief seine Frau unter Tränen, „dites-nous: est ce Voiekoff?“

„A quoi peut cela vous servir maintenant?“ antwortete ich.

„Peut-être cela nous sauvra,“ erwiderte Magnitzki.

Seine Frau schickte sich bei diesen Worten an, vor mir auf die Kniee zu sinken. Ich hielt sie davon zurück und antwortete gerührt:

„Bologowkoi part avec vous.“

Magnitzki schlug sich heftig vor die Stirn: „Ah les traîtres! j' y suis,“ rief er. „Dieu, quelle infamie!“

Er begann hastig im Zimmer auf und nieder zu schreiten, indem er dabei sagte: „Le coquin, l'intâme et sot de Bologokskoi qui a encore donne dans le panneau.“

Darauf trat er heftig auf mich zu und sagte: „Ssperanski ist noch nicht beim Kaiser eingetreten, gestatten Sie mir, einige Zeilen an ihn zu schreiben.“

„Kann ich Ihnen das verbieten?“ antwortete ich. „Gehen Sie in das Nebenzimmer, wohin ich Ihnen aus Anstandsrücksichten nicht folgen werde, und auch ohne meine Erlaubnis können Sie Ssperanski mitteilen, was Sie wollen.“

Er eilte in das Nebenzimmer, kehrte nach einigen Minuten zurück und sagte, auf mich zutretend: „Quel malheur pour nous, monsieur, que nous n'avons pu faire votre connaisance plutôt!“

Ich schwieg.

Jetzt sprachen Mann und Frau zwanglos von dem über sie hereingebrochenen Ungemach. Er bat die Frau, recht bald nach Wologda zu kommen, den Verkauf der Sachen jemand zu übertragen und den daraus erzielten Betrag Balaschow zu bezahlen. Schließlich suchten sie sich mit der Hoffnung auf baldiges Wiedersehen zu trösten.

Nun kam auch Balaschow zurück und brachte alles, was er versprochen hatte, mit sich. Magnitzki riß ihm die Mütze aus der Hand, setzte sich dieselbe auf den Kopf, trat vor den Spiegel und sagte zu seiner Frau: „Voyez, ma chère amie, suis-je bien coiffé par la police?“

„Eh! On ne peut plus admirablement,“ antwortete die Frau, unter Tränen lächelnd.

Balaschow übergab ihm das Geld, indem er sagte: „Sie werden es mir zurückgeben, wenn Sie dazu im Stande sind.“

Magnitzki antwortete: „Meine Frau wird unsre Sachen verkaufen lassen; was daraus erzielt wird, sollen Sie erhalten; sollte nicht die ganze Summe gedeckt werden, so stehe ich Ihnen für den Rest ein.“

Balaschow war, glaube ich, betroffen über den trockenen Ton der Antworten; er machte sich bereit, Abschied zu nehmen; darauf sagte er, zu mir gewandt: „expedieren Sie Michael Leontjewitsch, ich werde für Sie einen Schlitten zurücklassen; ich selbst aber muß zu Ssperanski fahren, damit dort nicht etwas passiert; nach Abfertigung Magnitzkis kommen Sie alsbald zu Ssperanski gefahren.“