Dreifaltigkeitskloster in Kostroma

Ich will den Leser nicht mit einer Schilderung unsrer weiten, langweiligen Reise hinhalten. Kostroma erregte besonders mein Interesse; wir machten da Station, um uns ein wenig zu erholen. Diese Gelegenheit benutzte ich, um dem Jpatjewschen Dreifaltigkeitskloster einen Besuch abzustatten. Hier erfolgte die vorläufige feierliche Annahme der ihm angetragenen Moskauschen Zarenkrone durch Michael Feodorowitsch Romanow; und wie einfach und anspruchslos sieht es hier aus! Der Platz, an welchem er während der feierlichen Handlung gestanden hat, ist mit einer eichenen Überdachung geschmückt, auf welcher die Wappen aller damaligen Wojewodschaften und Städte geschnitzt sind; an der hinteren Seite ist dieses einfache, sogar unbemalte Denkmal von innen mit rotem Tuch ausgeschlagen, und darauf steht der Buchstabe M aus ganz schmaler Goldborte. Weder Silber noch Gold gibt es da, alles ist ganz schlicht, und doch erweckt das Ganze ein Gefühl der Ehrfurcht vor diesem Denkmal. Der Mönch, welcher mich herumführte, erzählte mir zwei interessante Anekdoten, die ich dem Leser mitteilen will, weil sie mit der Großen Katharina in Beziehung stehen. Als die erhabene Herrscherin das Kloster besuchte, hatte man, wahrscheinlich wohl, weil man ihr einen Gefallen erweisen wollte, den Buchstaben M in E *) verändert. Katharina ärgerte sich darüber, verließ die Kirche und kehrte nicht eher in dieselbe zurück, als bis das E wieder durch das frühere M ersetzt war, welches, wie Katharina sich ausdrückte, würdiger wäre, diesen Platz einzunehmen.

*) Die russische Initiale der Kaiserin. Anmerk. d. Herausgebers.