Balaschow

„Du hast noch nichts gefunden,“ sagte er zu mir, „Balaschow dagegen hat mir schon drei Spione, französische Offiziere, vorgestellt, die er entdeckt und hat verhaften lassen.“

„Sind auch die jene französischen Spione betreffenden Papiere Eurer Majestät eingereicht worden?“


„Nein, wahrscheinlich ist doch alles in Ordnung.“

„Dann erlauben Sie mir, morgen früh Eurer Majestät drei französische Spione mit den betreffenden Dokumenten vorzustellen; einen Lieutenant und zwei Zivilbeamte.“

„Wie hängt denn das zusammen?“

„Majestät! das ist ein ganz gewöhnliches Kunststückchen von der Polizei, die ersten besten Landstreicher zu ergreifen, sie für Spione auszugeben und fortzuschaffen, damit sie schweigen; das hat auch Graf Pahlen unter Kaiser Paul getan.“

„Ist das möglich?“ fragte der Kaiser.

„Meine Spione sind mit Dokumenten versehen; denn ohne deutliche Beweise wage ich es nicht, jemand und am allerwenigsten unschuldige, vorzuführen.“

,,Ich werde die Balaschowschen Spione zu dir schicken lassen, verhöre sie und sage mir, was das für Leute sind.“

Ich plagte mich bis zwei Uhr mit meinen zwei Spionen ab, der dritte, Drazewski, hatte schon gestanden. Die beiden andern, Zivilbeamte, waren vom französischen Residenten Billon aus Warschau nach Wilna geschickt und gleichfalls mit Instruktionen versehen worden; alle drei blieben bei mir in Haft

Am andern Morgen reichte ich alle diese Dokumente dem Kriegsminister Barkley ein. Da ich niemand mehr traute, wollte ich einen Vermittler zwischen dem Kaiser und mir haben. Es erging der Befehl, die Spione nach Schlüsselburg zu senden, mit Ausnahme des einen Zivilisten, der seine Tat bereut hatte und den ich bei mir behielt.

Auf meine Vorstellung hin wurde dem Polizeimeister Weiß der Wladimirorden vierter Klasse verliehen; der Chef meiner Kanzlei erhielt ein Avancement; ich allein ging ganz leer aus und mußte mich damit zufrieden geben, daß für meine Mühen und für die Ausführung meiner Befehle andern Belohnungen verliehen worden waren.

„Sie sind übergangen worden,“ sagte Barklay de Tolly, „um Balaschow nicht zu kränken.“

Was die Spione des letzteren anbetrifft, so waren es arme polnische Edelleute, ohne Existenzmittel, die in den Häusern der Stadt betteln gingen. Als sie zu mir geschickt waren, ließ ich sie frei; der Kaiser befahl, einem jeden von ihnen hundert Rubel Banko auszuzahlen. Man kann sich die Wut Balaschows vorstellen, als er alles dies von Lawinski erfuhr.