Bäuerliche Zustände

In der Apanagenverwaltung lief ein Rapport über die noch andauernde Bauernrevolte im Amtsbezirk Karpowo ein; vor mir war schon der zweite Gehilfe des Rats dahin abgesandt worden, aber die Bauern hatten ihn mit Ruten empfangen und aus dem Dorfe hinausgejagt. Der Generalgouverneur, Graf Ssaltykow, war im Begriff, eine Abteilung Soldaten abzuschicken, um die Ordnung wiederherzustellen. Die Verwaltung erteilte mir die Weisung, ich sollte mich nach dem Dorf Karpowo begeben und die Aufrührer zur Ruhe bringen. Ich meldete mich beim Grafen Ssaltykow und ersuchte ihn, keine Soldaten zu schicken, sondern mich allein fahren zu lassen.

„Man wird Sie totschlagen,“ sagte mir der Graf.

„Ich glaube es nicht, Erlaucht.“

Der Graf: „Sie haben gelobt, den ersten, der aus Moskau zu ihnen kommen würde, totzuschlagen.“

Ich: „Das beweist deutlich, daß die Bauern gewichtige Gründe zur Unzufriedenheit haben; was aber mich anbetrifft, so habe ich noch keine Gelegenheit gehabt, mir ihren Unwillen zuzuziehen.“

Der Graf lächelnd: „Das kann aber geschehen. Fahren Sie in Gottes Namen, und wenn Sie zurückkehren, so kommen Sie direkt zu mir.“

Ich mietete mir unverzüglich einen Wagen, nahm einen Beamten aus der Verwaltung mit mir und machte mich in Begleitung meines eigenen Dieners auf den Weg.

Bei Anbruch der Nacht kamen wir auf dem Amt Brelj an, von wo Karpowo nur noch acht Werft entfernt war. Der Dorfschulze von Brelj erzählte mir, daß noch am heutigen Tage in Karpowo eine Versammlung der Dorfgemeinde stattgefunden, auf welcher der Ortsgeistliche mit dem Kreuz erschienen sei, um die Leute zu beschwichtigen; diese aber hatten ihn gründlich durchgeprügelt und gesagt: „Mach, daß du davon kommst, in Moskau hat man den Erzbischof erschlagen, dich aber werden wir mit einem Schlage ins jenseits befördern!“ Der Schulze berichtete mir auch noch von andern Einzelheiten und schloß mit der Bitte, nicht dahin zu fahren, denn jene hätten geschworen, wenn jemand aus der Apanagenverwaltung zu ihnen kommen würde, so würden sie diesem „Gauner“ den Garaus machen. „Guter Rat kommt über Nacht,“ sagte ich, „ich will mich zuerst ausschlafen; du aber, Schulze, wähle mir acht Vertrauensmänner aus, kräftige Leute, mit unter dem Rock versteckten Stricken, sie sollen mich zu Pferde begleiten; ich habe sie nur nötig, damit sie mich auf einem Nebenwege bis zum Amt bringen und damit sie dir davon Kunde geben können, wenn man mich totschlagen sollte.