Neustadt - Das alte Schloss

Das alte Schloss zu Neustadt, südlich von der Stadt nach dem Kiez hin auf einer rundlichen Erhöhung, verdankt seinen Ursprung ohne Zweifel dem Grafen Guncelin V. von Schwerin, der mit dem Bau desselben wohl die Gründung der Stadt begann; es ist daher das älteste weltliche Gebäude in Mecklenburg. Bereits 1333 stand es und hatte schon damals eine Burgkapelle und Burgmänner. Wir sehen auf unserm Bilde das Gebäude von der hintern, innern Seite: vor uns am Eingangstor einen starken, Schon gebauten, runden Thurm, in dessen Erdgeschosse sich ein nur von oben zugängliches Burgverließ befindet, das die Sage fälschlich für das Gefängnis des von dem Grafen Heinrich I.

im J. 1222 gefangenen Dänenkönigs Waldemar II. ausgibt; rechts und links stehen Längsgebäude von 2 Stockwerken. Die beiden Gebäude oder Häuser auf dem Schlosse haben im Laufe der Zeit mancherlei Schicksale erlitten, wenn auch die Ringmauern noch die alten sein mögen. Nach dem Erwerbe der Grafschaft Schwerin durch die Herzoge von Mecklenburg wurden sie nur als Jagdschloss oder Nebenresidenz benutzt. Im 16. Jahrhundert war der Flügel stadtwärts, auf dem Bilde links, noch 1576 das neue Haus genannt, also zuletzt erbaut, zu fürstlichen Wohnungen eingerichtet; unten war ein Gewölbe und die Hofstube. Hier hatte der Herzog Johann Albrecht I. öfter gewohnt: sein Wohnzimmer war bei seinem Tode umher „bebänket, “


Sonst aber mit wenig Gerät versehen. Nach dem Bau des neuen Schlosses und dem Verfall und Abbruch der Nebengebäude vor der Burg (um 1725) ward im J. 1748 der zur fürstlichen Wohnung eingerichtet gewesene Flügel zum Marstall mit Heuboden umgeschaffen. Der andere Flügel feldwärts, rechts auf unserm Bilde zur Hälfte sichtbar, zwei Stock hoch, ist nur noch im untern Teile alt und hier wahrscheinlich Rest der Grafenwohnung.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1842