Mecklenburger Grenadier-Garde unter Friedrich Franz I und Paul Friedrich

Das großherzoglich-mecklenburg-schwerinsche Grenadier-Garde-Bataillon leitet seinen Ursprung aus den Zeiten des französischen Kaiserreichs her. In Folge der Besetzung Mecklenburgs durch die Franzosen nach der unheilvollen Schlacht bei Jena ward das mecklenburgische Militair am 28. Nov. 1806 aufgelöst. Am 11. Juli 1807 ward der Herzog Friedrich Franz in seine Herrschaft wieder eingesetzt, sah sich jedoch genötigt, am 22. März 1808 dem Rheinbunde beizutreten, wobei das mecklenburg-schwerinsche Militair-Kontingent zur Rheinbunds-Armee auf 1900 Mann Infanterie festgesetzt ward.

Im Mai 1810 ward das Grenadier-Garde-Bataillon, aus 3 Kompagnien bestehend, gebildet, und zwar aus einiger Mannschaft der ehemaligen Reuter-Garde, aus der Leib-Grenadier und der Voltigeur-Kompagnie und aus einer Abgabe des aus Pommern zurückgekehrten Rheinbunds-Kontingents; Befehlshaber war der General-Major von Moltcke. Der ersten Kompagnie ward Ludwigslust, dem Stabe, der zweiten und dritten Kompagnie Schwerin zur Garnison angewiesen. Die Uniformierung richtete sich nach der damals herrschenden französischen Art und Weise.


Am 12. März 1812 trat das mecklenburgische Rheinbunds-Kontingent, ungefähr 1.700 Mann stark, unter dem General-Major von Fallois den verhängnisvollen Marsch nach Russland an. Die dritte Kompanie des Garde-Bataillons, welches im Vaterland blieb, jedoch 100 Mann zur Vervollständigung des Kontingents hatte abgeben müssen, ging noch im Monate März nach Rostock, teils um hier den Garnisonsdienst zu versehen, teils um die Küsten und das leer stehende französische Lager bei Barnsdorf zu bewachen.

Nach der von allen Schrecken des Elends begleiteten Niederlage des französischen Heeres in Russland kamen die beklagenswerten geringen Trümmer des schönen mecklenburgischen Regiments im Anfange des J. 1813 in der teuren Heimat wieder an. In Ludwigslust ward alsbald eine 4te oder Garde-Voltigeur-Kompagnie neu errichtet. Am 17. März erließ der König Friedrich Wilhelm von Preußen den Aufruf an sein Volk. Nur Mecklenburg, Hamburg und Lübeck, noch von Tausenden von Feinden nahe bedroht, folgten dem Beispiele Preußens. Am 14. März 1813 zog der russische Oberst von Tettenborn mit 1.200 Reitern und 2 Kanonen von Berlin her unter dem lauten Jubel der Bewohner in Ludwigslust ein und an demselben Tage entsagte Friedrich Franz zuerst dem französischen Rheinbunde, dem er von allen zuletzt beigetreten war. Am 25. März 1813 rief Friedrich Franz offen sein Volk zu den Waffen. – Tettenborn war in Hamburg, das durch offenen Aufstand die Herrschaft der Franzosen abgeworfen und Tettenborn eingeladen hatte, unter unbeschreiblichem Jubel eingerückt. Da v. Tettenborn aber keine Infanterie zur Verfügung hatte und noch sehr große Gefahr drohte, So bat er noch einmal um das mecklenburgische Garde-Bataillon, das er von Ludwigslust gern gleich mitgenommen hätte. Am 27. März war das Bataillon, ungefähr 400 Mann stark, unter dem Kommando des Majors, jetzigen General-Leutnants von Both zum Abmarsch bereit; Friedrich Franz hielt ihm in Gegenwart aller Einwohner von Ludwigslust eine erhebende Rede und erfüllte den dringenden Wunsch v. Tettenborns so schnell, dass das auf Wagen beförderte Bataillon schon am andern Mittage in Hamburg einrückte.

Napoleons Rüstungen, das Verlorene wieder zu gewinnen und die Bewegung zu unterdrücken, waren furchtbar und machten in Sachsen zuerst Fortschritte; dadurch ermutigt, setzte sich auch der Marschall Davoust, Prinz von Eckmühl, von Braunschweig gegen Hamburg in Bewegung und eröffnete, da Tettenborn Hamburg nicht halten konnte und die Dänen die Verteidigung übernahmen, vom 29. April 1813 an zur Wiedergewinnung der Stadt, die sich mit Riesenkräften zur Abwehr rüstete, die Feindseligkeiten an der Elbe. In der Nacht vom 8. - 9. Mai gingen die Franzosen, 1200 Mann stark, über die Elbe und landeten auf der Insel Wilhelmsburg. Die bewundernswerte Tapferkeit der Mecklenburger, denen die Abwehr des Überganges anvertraut war, so wie das Benehmen ihres Anführers, drängte den weit überlegenen Feind durch einen glänzenden Sieg zurück. In der Nacht vom 11ten bis 12ten Mai wiederholten die Franzosen den Angriff auf Wiihelmsburg mit größern Waffen; wiederum bestand die mecklenburgische Garde ein ruhmvolles Gefecht; jedoch mussten sich die Verbündeten zurückziehen. In den nächsten Tagen nach den Gefechten folgte ihr das neu errichtete Infanterie-Regiment, 800 Mann stark, unter dem Befehle des Generals von Fallois; seit dem 5. Mai hatten auch die freiwilligen Jäger nach und nach bei Dömitz und Boizenburg die Elbe erreicht. Nach vielen kleinern Gefechten und manchen Anstrengungen erklärten sich gegen Ende des Mai die neutralen Dänen für die Franzosen und Tettenborn räumte am 29sten Mai Hamburg den Franzosen. Am 4. Juni ward ein Waffenstillstand bis zum 20. Juli geschlossen. Die Garde zog nach Ludwigslust zurück, wo sie am 12. Juni, von dem Herzoge persönlich geführt, einrückte. Während des Waffenstillstandes ward das Garde-Bataillon mit den beiden Musketier-Bataillonen zu einer Brigade unter dem Obersten von Both vereinigt.

Die unter den Oberbefehl des Generals von Fallois gestellten mecklenburgischen Truppen, ungefähr 2700 Mann stark, bestehend aus dem Garde-Grenadier-Bataillon von 600 Mann, dem 1sten und 2ten Musketier-Bataillon, 800 Mann stark, den beiden Regimentern der freiwilligen Jäger zu Fuß und zu Pferde und einer Batterie von 2 Kanonen und 2 Haubitzen, wurden während des Waffenstillstandes mit der schwedischen Division des Generals von Vegesack vereinigt, die im Norden Mecklenburgs stand. Mit dem Ablaufe des Waffenstillstandes setzte sich am 16. August die französische Nordarmee, 41,000 Mann stark, in Bewegung und der Marschall Davoust rückte in Mecklenburg vor, besetzte Schwerin und entsandte eine Heeresabteilung unter dem General Loison gegen Vegesack nach Rostock hin. Auf die Nachricht von dem Siege der Verbündeten bei Großbeeren zogen sich die Franzosen zurück, welche am 28. Aug. bei Retschow unweit Doberan von Vegesack angegriffen und nach einem ernsthaften Gefechte zurückgedrängt wurden; das Garde-Bataillon nahm an diesem Gefechte und an der Zurückdrängung des Feindes Teil. Vom 3. Sept. an zogen sich die Franzosen aus Mecklenburg zurück. Am 18. Oktober entschied die Schlacht bei Leipzig Deutschlands Heil. Davoust, von seinem Heere abgeschnitten, suchte sich in Hamburg durch die schrecklichsten Mittel zu halten. Die Mecklenburger folgten dem Zuge der Verbündeten durch Holstein gegen die Dänen; die Garde nahm jedoch keinen Teil an der Schlacht bei Sehestädt am 10. Decbr. 1813, sondern ward zur Einschließung der Festung Rendsburg während eines beschwerlichen Winterfeldzuges mit gebraucht. Am 15. Jan. 1814 trat Dänemark durch den Frieden zu Kiel der gemeinschaftlichen Sache Europas bei und die Mecklenburger zogen sich seit dem 26. Jan. nach Lübeck zurück, um sich dem großen Heere gegen Frankreich anzuschließen, nachdem Blücher am Neujahrstage 1814 über den Rhein gegangen war.

Jetzt übernahm der Erbgroßherzog Friedrich Ludwig statt des Generals von Fallois den Oberbefehl über die mecklenburgischen Truppen, welche ihren ersten Feldzug gegen Frankreich damit eröffneten, dass sie am 5. Febr. 1814 bei Boizenburg über die Eis-decke der Elbe gingen. Am 7. März führte der Erbgroßherzog die Mecklenburger in Parade in Düsseldorf ein, am folgenden Tage fand der feierliche Übergang über den Rhein statt; am 8. März rückten die Mecklenburger in Aachen ein, welches sie bis zum 23. besetzten. Die Franzosen hielten damals noch die nahe liegende, ziemlich starke Festung Jülich mit starker Mannschaft und guten Verteidigungsmitteln besetzt und wurden hier von den lützowschen Jägern eingeschlossen; am 24. März wurden die Lützower von den Mecklenburgern abgelöst, welche die Belagerung mit Nachdruck übernahmen. Nach der Einnahme von Paris zogen die Mecklenburger am 22. April in der Richtung nach Aachen ab; die Garde bezog zunächst in Aachen, am 25. April in Verviers Quartiere. Am 26. April reiste der Erbgroßherzog nach Paris und der Oberst von Both übernahm den Oberbefehl der Truppen. Nach dem Frieden von Paris am 31. Mai traten die Mecklenburger am 7. Juni den Rückmarsch in die Heimat an; am 9. Juli hielt die ganze Brigade bei Boizenburg den jubelvollen Übergang über die Elbe, an derem vaterländischen Ufer sie der Prinz Paul Friedrich erwartete. Von hier ging der unvergessliche und ununterbrochene Triumphzug über Schwerin und Wismar nach Rostock. Am 21. Juli ward die Brigade aufgelöst und die 1ste und 4te Kompagnie der Grenadier-Garde ging nach Ludwigslust, die 2te und 3te Kompagnie nach Schwerin zurück.

Plötzlich erschien Napoleon am 1. März 1815 aus seiner Verbannung auf die Insel Elba wieder in Frankreich und gewann seine Herrschaft wieder. Sogleich rüsteten die Verbündeten und zogen Napoleon in Belgien entgegen. Mecklenburg zog das Garde- und Musketier-Bataillon in Ludwigslust zusammen, um sie marschfertig zu machen. Am 7. Juli 1815 traten die mecklenburgischen Truppen, bestehend aus dem Garde-Bataillon, 2 Musketier-Bataillons, 3 Bataillons einer dem regulairen Militair völlig gleichen Landwehr und der Artillerie, unter dem Befehle des Erbgroßherzogs Friedrich Ludwig zum zweiten Male den Marsch gegen Frankreich an; sie zogen von Schwerin nach Kölln, wo sie am 31. Juli über den Rhein gingen. Am 15. August begannen sie ihre Kriegsarbeit mit Einschließung und Beobachtung der starken Festung Montmedy im Luxemburgischen. Am 4. Sept. wurden sie abgelöst und zur Belagerung der Festung Longwi bestimmt und hiebei in zwei Abteilungen unter dem Erbgroßherzog und dem Obersten von Both geteilt. Die Garde, unter dem Kommando des Obersten von Both, stand zu Long la Ville, einem Gute des Generals Loison, der im J. 1813 auf dem Zuge gegen Rostock in Mecklenburg oft so hart gehandelt hatte, und ward nur mit Mühe abgehalten, den Ort in Schutt zu verwandeln. Am 9. Sept. begann die Beschießung der Festung, bei der die Mecklenburger mit geringem Verlust viel Geistesgegenwart bewiesen, und am 18. Sept. ward die Festung an die Preußen und Mecklenburger übergeben. Die Schlacht von Belle Alliance am 18. Juni hatte dem Reiche Napoleons auf immer ein Ende gemacht; der Friede war gesichert und die Mecklenburger traten am 3. Nov. den Rückmarsch an; am 12. Dec. rückten sie in Ludwigslust ein.

Die 1te und 2te Kompagnie der Garde stand darauf zu Ludwigslust, die 3te und 4te Kompagnie zu Schwerin in Garnison.

Bei der neuen Gestaltung der mecklenburgischen Truppen im J. 1821 kam das neu errichtete leichte Infanterie-Bataillon nach Schwerin und die 3te und 4te Garde-Kompagnie zuerst nach Neustadt, dann nach Ludwigslust.

Alljährlich gab die Garde ein Kommando von 29 Mann unter 1 Leutnant nach Doberan während der Badezeit her, und im Februar 1837 ein Kommando zur Beisetzung der Leiche des Großherzogs Friedrich Franz in Doberan.

Im Monat Oktober 1837 war großes Avancement, bei welcher Gelegenheit der hochselige Großherzog Paul Friedrich sich selbst zum Chef der Garde erklärte, nachdem die Verlegung der Garde nach Schwerin, wohin auch das Hoflager versetzt war, beschlossen war. Am 1. Nov. 1837 führte der Großherzog die Garde in den neuen Garnisonsort Schwerin ein.

Bei der Errichtung des Garde-Bataillons im J. 1809 ward für die Uniform nach dem damals herrschenden Geiste und durch Notwendigkeit die französische Uniformierung zum Muster genommen.

Die einzelnen Kompagnien unterschieden sich wieder unter einander. Die 1. Kompagnie hatte rote Epaulets und hohe Bärenmützen mit weißen Fangschnüren und rotem Federbusch, die 2. und 3. Kompagnie rote Epaulets und Ezakos mit roten Fangschnüren und rotem Federbusch, die 4. Kompagnie grüne Epaulets und Ezakos mit grünen Fangschnüren und grünem Federbusch. Diese Uniformierung blieb bis zur Umgestaltung der Garde und ihrer Zusammenziehung in Ludwigslust im J. 1821, wo das ganze Bataillon die Uniform der ersten Kompagnie mit Bärenmützen erhielt, wie sie auf der Abbildung dargestellt ist. Nach der Versetzung der Garde nach Schwerin ward nach und nach die in neuern Zeiten herrschend gewordene preußische Uniformierung eingeführt. Im J. 1840 wurden die Bärenmützen und die Epaulets abgelegt und das ganze Bataillon erhielt Ezakos und Achselklappen; die Uniform gestaltete sich so, wie sie die Abbildung zeigt; auch wurden nach und nach graue Beinkleider statt der weißen angelegt, welche im Winter jetzt nur noch für festliche Ehrenwachen und für die Offiziere bei festlichen Gelegenheiten in Anwendung kommen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1842