Amt Doberan vor 100 Jahren

Nach der Aufhebung des reichen Klosters im J. 1552 blieb Doberan Sitz der Verwaltung der ehemaligen Klostergüter, des jetzigen Domainen-Amtes Doberan. Jedoch behielten die Landesfürsten immer Vorliebe für den Ort, da nicht nur die ihnen teure Kirche ihr Gemüt fesselte, sondern auch die reizende Gegend zur Erholung und Freude einlud.

Amt Doberan vor hundert Jahren.


Doberan ward daher gewissermaßen Neben-Residenz und Jagd-Schloss; schon im ersten Jahrhundert nach der Reformation hielten hier oft die Landesfürsten in der Abtei, in der Gegend des jetzigen Amtshauses, Hof und singen nach und nach wieder an, ihre Ruhestätte in der alten Familiengruft zu erwählen; namentlich residierten hier öfter die Herzoge Ulrich und Earl. In den Jahren 1638 und 1639 ward der Ort, und besonders die Kirche, Sowohl von den Kaiserlichen, als auch von den Schweden aus die empörendste Weise verwüstet. Nach und nach verfielen die alten Gebäude innerhalb der alten zum Teil noch stehenden Ringmauern des Klosters. Von dem J. 1707 an, in welchem die fürstlichen Brüder ihres Unterhalts wegen Vergleiche schlossen, residierte der Prinz Karl Leopold bis zu seiner Thronbesteigung im J. 1713 zu Doberan, wo derselbe manche neue Einrichtung treffen ließ. Durch alle diese Verhältnisse war Doberan ein ziemlich ansehnlicher Flecken geblieben, der ungefähr 900 Menschen in ungefähr 80 Häusern zählte, war jedoch in feinem Äußern so unbedeutend, wie die Abbildung nach einem vor etwa fünfzig Jahren angefertigten Gemälde zeigt, dass sich das alte Doberan jetzt Schwerlich wieder erkennen lässt.

Der Badeort und das großherzogliche Palais zu Doberan.

Unter dem Herzoge Friedrich Franz entfaltete Doberan einen Glanz, den man früher nicht zu denken gewagt hatte, indem der einsichtsvolle Fürst hier im J. 1793 das erste Seebad in Deutschland durch den Professor Vogel zu Rostock einrichten ließ, welches der unvergessliche Stifter selbst von diesem Jahre an alljährlich in den Sommermonaten besuchte. Es wurden Sogleich nicht allein an dem Meeresgestade, sondern auch in dem Flecken die nötigen Einrichtungen getroffen. In kurzer Zeit ward Doberan zu einem sehr Schonen und freundlichen Orte umgeschaffen. Im J. 1796 war das große Logierhaus, im J. 1802 der Speisesaal an der einen und im J. 1806 das Schauspielhaus an der andern Seite des Logierhauses vollendet; in den unglücklichen Jahren von 1806 - 1809 ward das Großherzogliche Palais gebaut. Der seit dem J. 1795 vor dieser Reihe stattlicher Gebäude angelegte schöne Spaziergang, der Kamp genannt, der jetzt ringsumher regelmäßig und Schon bebaut ist, ward im J. 1807 eingehegt und seitdem der Mittelpunkt des Doberaner Badelebens. So hob sich Doberan in unglaublich kurzer Zeit; der erhebende Anblick der See und das stärkende Bad, die reizende Gegend, seltene Kunstgenüsse und Vergnügungen aller Art, Wettrennen, Volksfeste und andere Sehenswürdigkeiten zogen eine große Menge wohlhabender Menschen herbei, so dass zu manchen Zeiten kaum ein Unterkommen zu finden war und der Ort jetzt über 200 Häuser mit etwa 2500 Einwohnern zählt.

Auf unserm Bilde sehen wir die große Straße und an derselben links zuerst das großherzogliche Palais, dann den Speisesaal, das Logierhaus und das Schauspielhaus, rechts eine Ecke vom Kamp. Wer erinnert sich nicht mit Freuden eines in Doberan verlebten heitern Tages und des freundlichen, heimgegangenen Schöpfers dieser Freuden! Wer erinnerte sich nicht seiner hellen Wohnung und der Garde vor derselben, welche den Zutritt zu ihm nicht verwehrte!
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Mecklenburg in Bildern 1842