Lebensgeschichte des Andreas Musculus (1514-1581)

Ein Beitrag zur Reformations- und Sittengeschichte des 16ten Jahrhunderts
Autor: Spieker, Christian Wilhelm (1780-1858) Prof. d. Theologie, Schriftsteller, Oberpfarrer, Erscheinungsjahr: 1858
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Reformation, Lebensgeschichte, Andreas Musculus, Sittenbild, Kirchengeschichte, Reformationsgeschichte, Mark Brandenburg, Berlin
Andreas Musculus war kein Reformator ersten Ranges, überhaupt kein kirchlicher Heros von großer Begabung, hoher Gesinnung, von tiefen Gemüt und freiem Geiste, aber ein Mann von sittlichen: Ernst, von Kraft des Willens und der Rede, von umfassender Gelehrtheit und dabei von brennendem Eifer für lutherische Orthodoxie. Auf die Bildung des religiösen und kirchlichen Lebens in der Mark Brandenburg hat er einen wichtigen Einfluss gehabt. Er war der Günstling der beiden Churfürsten Joachims II. und Johann Georgs, die Theologen zu sein vermeinten. Musculus galt ihnen für eine mächtige Stütze des ächten Luthertums, für einen Verfechter und Vorkämpfer der orthodoxen Kirche und deshalb hatten sie Nachsicht mit seiner Streitsucht und Rechthaberei, mit seinen Gewaltstreichen und Verfolgungssucht, mit seinem zornmütigem, unverträglichem Charakter. Man konnte von ihm sagen, was der Biograph von dem hessischen Theologen Johannes Crocius [1590-1659] sagt: „Er hatte solche heroische Mienen und Gebärden an sich, als wohl immer ein fürnehmer Kriegsgeneral an sich haben muss.“ Aber die ex forti dulcedo fehlte ihm gänzlich.

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Inhaltsverzeichnis
    Drittes Kapitel
    Viertes Kapitel
    Fünftes Kapitel
    Siebentes Kapitel
    Achtes Kapitel
Erstes Kapitel. Musculus Name. Des Paters Glaubensgrund. Schneebergs Eigentümlichkeit. Muse. Schulbildung. Hieronymus Weller. Leipzig unter dem Herzog Georg. Crocus und Mosellanus. Musculus Rückkehr nach seiner Vaterstadt. Annahme der Reformation. Aufenthalt in Amberg. Musculus in Wittenberg. Das Kirchengemälde. Große Verehrung gegen Luther. Agricola. Der Antinomistische Streit. Agricolas Versetzung nach Berlin

Zweites Kapitel. Agricolas Widerruf. Die churfürstl. Brandenburgische Kirchenordnung. Agricola zieht Andr. Musculus nach Frankfurt. Streit zwischen Christoph von Strassen und Alexander von Ales. Musculus Persönlichkeit und Gemütsart. Streit mit Ludecus. Musculus wird Doktor der Theologie, Pfarrer und ordentlicher Professor an der Universität. Kämpfe und Spaltungen in der neuen Kirche

Drittes Kapitel. Joachim II. und Markgraf Johann. Melanchthon in Berlin. Des Churfürsten reger Eifer für die Neugestaltung der Kirche in seinen Landen. Strattner, Buchholtzer, Matthias v. Jagow und Agricola seine Gehilfen. Die Kirchenordnung von 1540. Grundzüge derselben. Das Missale germanicum von 1568. Die horae canonicae. Der tägliche Gottesdienst in Frankfurt nach denselben. Musculus verlangt dazu mehr geistliche Kräfte. Frankfurter Gesangbuch. Beschaffenheit der Geistlichen, Edelleute und Gemeinden in der Mark Brandenburg

Viertes Kapitel. Musculus Entscheidung in der Osianderschen Lehre von der Rechtfertigung. Saligs Urteil. Synode zu Küstrin. Theologische Fehde mit Stancarus und Staphylus. Des letzteren Abfall von der evangel. Kirche. Musculus Responsio. Das Augsburger Interim. Agricolas Benehmen und Charakter. Musculus Streit mit dem Magistrat. Anklage und Verantwortung beim Churfürsten

Fünftes Kapitel. Dr. Majors und Amsdorfs Lehre von guten Werken. Erneuung des Streits in der Mark Brandenburg im Jahre 1558. Andreas Musculus und Abdias Prätorius, Professoren in Frankfurt. Agricola und Buchholtzer nehmen Teil an dem Streit über die Lehre vom Glauben, von der Rechtfertigung, von guten Werken und dem neuen Gehorsam. Gegenseitige Angriffe auf Kanzel, Katheder und in Schriften. Die Studenten nehmen Partei für Prätorius. Schreiben des Magistrats an den Churfürsten für Musculus. Prätorius nach Berlin berufen. Disputation mit dem Churfürsten und mit Lambertus Aur. Buchholtzers Schreiben an Joachim II. Die Aussöhnung. Des Churfürsten Mandat vom 12. Juni 1560. Prätorius Rückkehr nach Frankfurt. Seine Schriften. Der alte Streit bricht mit neuer Heftigkeit hervor. Schreiben nach Berlin. Buchholtzers Zuschrift. Vitus Bach. Prätorius geht nach Wittenberg

Sechstes Kapitel. Musculus entsetzt zwei Diakonen ihrer Ämter. Beschwerde darüber beim Churfürsten. Antwort desselben. Klagen der Gemeinde. Prätorius Schrift über das Sakrament des Altars. Die Elevation der geweihten Hostien und des Kelchs. Bitte der Studenten und Erwiderung des Churfürsten. Prätorius in Berlin. Gnade des Churfürsten, Musculus Einladung nach Rostock und versuchte Versetzung nach Brandenburg, Tumulte der Studenten. Spottgedichte und Pasquille gegen Musculus. Das Gespräch der Esel und Fledermäuse. Musculus eifert gegen die Sakramentierer auf der Kanzel und im Hörsaal, geht nach Berlin und verklagt Prätorius. Dessen Rechtfertigung und Rückkehr nach Frankfurt. Die Deputation des Magistrats. Prätorius wird nach Warschau gesandt. Musculus Buch vom christlichen Leben und Wandel. Er erfreut sich der vollen Gunst des Hofes

Siebentes Kapitel. Neue Kämpfe. Wahl der Kapläne. Des Magistrats Beschwerde. Erwiderung des Churfürsten. Dessen Drohung gegen Buchholtzer. Musculus Audienz bei Joachim II. Tumult unter den Studenten. Vitus Bach. Die Abgeordneten der Universität in Berlin. Der Buchdrucker in Frankfurt. Der Studenten Kontroversschrift. Prätorius endlicher Bericht. Musculus prima, und secunda Responsio. Die Lehre vom Glauben, von der Rechtfertigung und von guten Werken im sechszehnten Jahrhundert. Prätorius Aufenthalt und Tod in Wittenberg. Verfall der Universität zu Frankfurt

Achtes Kapitel. Musculus Streitigkeiten mit dem Magistrat. Gegenseitige harte Zuschriften. Beschwerden beim Landesherrn über Anmaßungen beider Regimente. Unordnung in Verwaltung der Kirchengüter. Rezess vom Jahr 1569. Ordinationen und Prüfungen auswärtiger Kandidaten aus Schlesien, Ungarn und Siebenbürgen. Musculus öffentlicher Erlass darüber. Prozess gegen Johannes Musculus. Joachims II. strenges und hartes Urteil. Dem Vater sagt der Churfürst bittere Worte. Musculus Schreiben in dieser Sache an den Rat

Neuntes Kapitel. Joachim ernennt eine Commission zur Ausgleichung der Streitigkeiten zwischen Musculus und dem Magistrat. Er beruft den Ersteren nach Berlin zur Beratung über kirchliche Gegenstände. Fortwährende Bitten und Klagen beim Magistrat. Der arme Pfarrer in der Gubner Vorstadt. Auszug aus Luthers Werken als Corpus doctrinae christianae. Musculus zur Weihnachtszeit beim Churfürst; verweilt immer im Hoflager, begleitet Joachim nach Köpenik. Desselben anhaltende Beschäftigung mit religiösen Gegenständen. Sein Tod und Leichenbestattung. Musculus Leichenrede. Der christliche Sinn und Charakter Joachims II.

Zehntes Kapitel. Der Hosenteufel, Predigt gegen die Pump- und Pluderhosen vom Diaconus Dreger und Musculus. Zorn und Strafe Gottes für die Frechheit, mit der gesündigt wird. Acht Sünden, welche der pludrichte Hosenteufel anrichtet. Mandate gegen diese Unsitte. Der Eheteufel. Schatten- und Lichtseite des Ehestandes. Einwirkende Versuchungen des bösen Feindes. Der Fluchteufel als Vorbote des Untergangs der Welt. Lästerung gegen Gott, Christus, den H. Geist und gegen die beiden Sakramente. Die Schrift von des Teufels Tyrannei und Macht. Die Menge, Macht und List der bösen Geister. Wie Gott ihre Macht und Willen bricht und wie wir uns bei ihren Anfechtungen zu verhalten. Musculus eigene Versuchungen und Anfechtungen vom Teufel

Elftes Kapitel. Der Churfürst Johann Georg. Musculus bei ihm in großen Gnaden. Georg Cölestin. Beilegung der Streitigkeiten des Musculus mit dem Magistrat. Klagen über Unziemlichkeiten auf der Kanzel. Rezess vom 13. Febr. 1573. Hauptinhalt desselben General-Visitation- und Konsistorialordnung vom Jahre 1573. Der Churfürst schenkt dem Dr. Musculus ein Haus in Frankfurt. Streitigkeiten wegen rückständigen Schosses. Der Churfürsten Gnadenmandat v. 16. Juli 1576. Restauration der Oberkirche und des Pfarrhauses

Zwölftes Kapitel. Schriften von Musculus aus den Jahren von 1557 bis 1567. Der konstantinopolitanische und römische Antichrist. — Sind es wahre Christen, welche sich der Kommunion entäußern? — Vom Himmel und der Hölle. — Vom jüngsten Tage. — Arzenei wider die Seuche der Pestilenz. — Luthers Weissagung von dem zunehmenden Unglück Deutschlands. Catechesis Patrum.

Dreizehntes Kapitel. Das neue Kirchenbuch und die Agende, Cölestin wird nach Mainz geschickt, um authentische Abschrift von der Augsburgschen Konfession zunehmen. Ausgabe derselben und Historia Comitorum Augustae celebratum von Cölestin. Dessen willkürliches und unkritisches Verfahren dabei. Musculus güldenes Kleinod. Auszug aus dem Thesaurus. Propositionen über die lutherische Lehre vom Abendmahl. Refutatio opposita necessitati physicae locationsi etc. Der Kampf der Lutheraner mit den Reformierten. Articuli de coena Domini. Disputaion de lebero arbitrio.

Vierzehntes Kapitel. Fortgesetzte Angabe der Schriften des Andreas Musculus. Des Menschen Tun und Wesen. Gebete aus alten orthodoxen Kirchenlehrern, Rat, Hilfe und Errettung aus der Trübsal der letzten Zeit. Widerlegung falscher Lehren vom Leibe Gottes und Maria Sohn. Von dem Missverstand des jetzt gepredigten Evangeliums.

Fünfzehntes Kapitel. Sehnsucht nach Frieden in der durch Parteien zerrissenen Kirche. Der Friedensprediger Jakob Andrea. Der Churfürst August v. Sachsen. Verschiedene Konvente. Kryptocalvinistische Verfolgungen, Christoph Cornerus. Zusammenkunft mehrer angesehener Theologen zu Torgau. Des Churfürst Johann Georg lebhaftes Interesse für dieselbe. Musculus Anteil. Geist der Eintracht bei den Beratungen in Torgau. Das Torgische Buch. Die Konkordienformel zu Kloster Bergen. Geist und Schicksal derselben. Die Religions-Konvente in der Mark Brandenburg; Musculus Wirksamkeit dabei, besonders bei dem Konvent in Lebus. Musculus Leichenpredigt beim Begräbnis eines Studenten. Die Theorie des Teufels

Sechszehntes Kapitel. Neue Zwistigkeiten. Erweiterung der vorstädtischen Parochien. Das Gnadenjahr für die Predigerwitwen. Sorge für die Armen in den Hospitälern, Klage über die Kastenherrn. Not der Kapläne. Verlegung der Begräbnisplätze außerhalb der Stadt. Musculus baut sich ein Grabgewölbe. Denkmal in der Oberkirche. Des Pfarrers Baulust. Die Pfeffermühle. Unfall im Karthaus. Kauf eines Ackerstücks am Pfarrberge. Reparatur der Kirche. Ermahnung an den Rat zum Kirchenbesuch. Nichtbeachtung der Visitations-Ordnung. Anordnung einer neuen Visitation durch besondere Kommissarien. Resultat derselben. Die stattliche Zehrung

Siebzehntes Kapitel. Das Breviarium. Johann Georgs Sorge für die orthodoxe Lehre. Wiederholte Kirchenvisitationen. Strengere Aufsicht auf die Geistlichen und Kirchenpatrone. Einrichtung des Schulwesens auf dem Lande und in den Städten. Das neue Konkordienbuch zur Förderung der Einheit des Glaubens im Lande. Musculus Anteil an diesem Werke seine letzte Arbeit. Er fällt in eine schwere Krankheit. Schon 1576 hatte er Vorbereitungen zu seinem Tode getroffen und den Superintendent Streuber zu seinem Nachfolger ausersehen. Er stirbt am 29. Septbr. 1581. Seine Wittwe, Söhne (Johannes und Paul) und Schwiegersohn Andreas Prätorius. Musc. Hospitalität und Wohltätigkeit. Hinterlässt kein Vermögen. Der jüngere Bruder Paul Musculus. Dessen Sendschreiben an den Churfürst Johann Georg. Seine
Schriften. Schillings Elogium

Umfangreichere Anmerkungen.

Alesius über A. Musculus
Das älteste Gesangbuch in der Mark
Luthers Urteil über den Adel
Stancarus in Polen und Siebenbürgen
Gesch. des Streits zw. Musculus u. Prätorius
Prätorius Lehre vom Abendmahl
Das neue Lied von Meusels Buch
Über die Elevation beim Abendmahl
Zeitweise Anstellung der Geistlichen
Musculus Schreiben an den Magistrat
Von den Pluderhosen und Teufelspredigten
Cölestin und seine Geldforderungen
Des Schulmeisters Hübsch Rechtfertigung
Luther als Prophet und Elias
Cölestins Ausgabe der Augustana
Der Cisio Janus
Churfürst Sigmunds harte Erklärung
Andreas Pratorius Brabeion
Paul Musculus Schreiben an den Churfürst

Anhang.

1. Melanchthons Glaubensartikel mit Joachims II. Bemerkungen
2. Colloquium Joachims II. mit Abdias Pratorius
3. Judicium Dr. Dav. Chytraei de libro: „Corpus evangel. Marchicum” ad Paulum Musculum.

Musculus, Andreas (1514-1581) evangelischer Theologe und Reformator

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Spieker, Christian Wilhelm (1780-1858) Prof. d. Theologie, Schriftsteller, Oberpfarrer

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Martin Luther als Mönch. Holzschnitt von Lukas Cranach

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Melanchthon, Philipp (1497-1560) Philologe, Philosoph, Humanist, Theologe

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