Der Verein der Freunde der Naturgeschichte

(Quartal-Bericht 1852.)

In dem letzten Vierteljahre ist die Anzahl der Vereinsmitglieder fast unverändert geblieben. Zwei Mitglieder (Hr Baron A. v. Maltzan auf Peccatel und Hr. Apotheker Timm sen. in Malchin) sind dem Vereine durch den Tod entrissen worden; außerdem hat noch ein Name, welcher irrtümlicher Weise in die Namensliste der Mitglieder eingetragen war, getilgt werden müssen. Dagegen sind dem Vereine beigetreten die H. H.: Haupt, Gutsbesitzer auf Tressow bei Wismar, und Struck, Lehrer in Wentow bei Gransee. Die Anzahl sämtlicher Vereinsmitglieder belauft sich demnach gegenwärtig auf 108 ordentliche Mitglieder und 3 Ehrenmitglieder.


Durch den Tod des Hrn. Baron v. Maltzan hat der Verein einen unersetzlichen Verlust erlitten. Die großen Verdienste des Verstorbenen um die Förderung der Naturwissenschaften in Mecklenburg im allgemeinen und um unseren Verein insbesondere näher zu erörtern, würde uns hier zu weit führen; wir behalten uns vor, diesen Gegenstand in dem nächsten Hefte unserer Vereinsschrift ausführlicher zu besprechen.

Der Kreis unserer auswärtigen Verbindungen wurde dadurch erweitert, daß im Dezember vorigen Jahres ein Verkehr und Schriftenaustausch mit dem naturwissenschaftlichen Vereine des Harzes eingeleitet wurde. — Die Bibliothek wurde außer durch viele Fortsetzungen durch 16 neue Werke vermehrt, und für die Vereinssammlung schenkte Hr. Dr. Fiedler in Dömitz 3 Hefte Beiträge zur mecklenburgischen Pilzflora und Hr. Baueleve Langfeldt in Güstrow 30 Stück Mineralien.

Außer den fortlaufenden meteorologischen Beobachtungen des Hrn. Pastors Prozell in Hinrichshagen stehen für das nächste Vereinsheft an größeren literarischen Arbeiten in Aussicht: eine Aufzählung der mecklenburgischen Käfer-Arten, von Hrn. Lehrer Clasen in Rostock, und eine geognostische Skizze von Mecklenburg, von dem Unterzeichneten, welcher auch eine geognostische Karte beigegeben wird, wenn anders die finanziellen Verhältnisse des Vereins diese Zugabe gestatten werden.

Denn leider ist die Einnahme des Vereins noch immer so geringe, daß nur für die allernotwendigsten Dinge Rath geschafft werden kann. Andere Vereine Deutschlands von gleicher Tendenz sind in dieser Beziehung weit günstiger gestellt. Alle naturwissenschaftlichen Vereine Preußens genießen, wenn ich recht berichtet bin, wenigstens Portofreiheit, einzelne auch noch außerordentliche Unterstützung an Geld, wie z. B. der entomologische Verein in Stettin, welcher jährlich 500 Thlr. vom Könige von Preußen erhält. Bei manchen andern preußischen Vereinen ist ein solcher Zuschuss nicht nötig, da die Anzahl ihrer Mitglieder so groß ist, daß die Beiträge derselben zur Deckung aller Kosten hinreichen; so zählt z. B. der naturhistorische Verein der preuß. Rheinlande und Westfalens jetzt 686 Mitglieder, von denen jedes 2 Thlr. Jahresbeitrag zahlt. Der Verein für Naturkunde im Herzogtum Nassau zählt gegenwärtig 377 Mitglieder, deren Jahresbeitrag sich auf 2 Gulden und 42 Kreuzer beläuft; außerdem aber erhält dieser Verein jährlich eine beträchtliche Unterstützung aus Staatsmitteln, — im Jahr 1850 sogar 1572 Gulden. Auch der naturforschende Verein in Württemberg hat jährlich über mehr als 300 Gulden zu disponieren.

Gegen diese Summen sticht die Jahreseinnahme unseres Vereins von etwa 120 — 130 Thlr. ganz gewaltig ab, und diesen ungünstigen finanziellen Verhältnissen ist denn wenigstens teilweise zuzuschreiben, wenn unsere Leistungen bisher nur auf einen sehr engen Kreis beschränkt gewesen sind. Leider ist, wenn nicht die Anzahl der Vereinsmitglieder sich bedeutend vermehrt, gar keine Aussicht dazu vorhanden, dass sich dies ungünstige Verhältnis ändere. Denn eine Erhöhung des Jahresbeitrages, etwa auf 2 Thlr., würde wahrscheinlich auf vielen Widerspruch stoßen und der Existenz des Vereins vielleicht Gefahr dringen.

Der Unterzeichnete erlaubt sich daher im Namen des Vereinsvorstandes, noch einmal die im vorigen Jahre in mehreren öffentlichen Blättern ausgesprochene Bitte zu wiederholen, dass die Freunde wissenschaftlicher, und besonders naturwissenschaftlicher Bestrebungen in Mecklenburg unserem Vereine ihr Interesse zuwenden und dasselbe durch Anschluss an den Verein betätigen möchten. — Nähere Auskunft über denselben erteilt jederzeit bereitwillig

Neubrandenburg, den 25. Januar 1852. E. Boll.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Miscellen aus dem Jahr 1852