Haaken und Pflug bei der Beackerung des Bodens

Die Beackerung des Bodens wird im Großen und im Allgemeinen wohl nirgends mit so vielem Fleiße und Geschicklichkeit, wie in Mecklenburg, betrieben. Ich will es versuchen, eine oberflächliche Beschreibung ihrer Beackerungsmethode — nicht für Mecklenburger selbst, sondern für Ausländer — zu geben.

Vorher wird es nötig sein, meinen Lesern etwas von dem in Mecklenburg gebräuchlichsten Ackerwerkzeuge, dem Haaken, zu sagen; da dieses Instrument nur in denen Gegenden, deren Einwohner Wendischen Ursprungs sind, bekannt und eingeführt ist. Wer indessen eine genauere Kenntnis davon zu haben wünscht, den muss ich auf Herrn Schumachers Schrift; vom Haaken, als einem vorzüglichen Ackerwerkzeuge, anstatt des Pfluges. Berlin 1774, mit vielen Kupfern - verweisen.


Der Haaken unterscheidet sich in seiner Wirkung beträchtlich vom Pfluge. Wenn dieser mittelst des Schars die Oberfläche abschält und sie mittelst des Streichbretts auf die rechte Seite herumlegt: so hebt sie der Haaken mittelst des eingreifenden spitzen Eisens in die Höhe, schiebt, sie auf das schräg vorwärts stehende Reesterbrett, von welchem die Erde, wenn der Haaken gerade gehalten wird, zu beiden Seiten gebrochen und zerteilt, wenn er aber nach der einm Sejte gehalten wird, mehr, doch nicht völlig, nach dieser Seite herabfällt. Er tut folglich ungefähr die Wirkung, als wenn ein Spaten schräg vorwärts in die Erde gestoßen, und diese dann von unten zu wieder herunter geschoben würde. Hieraus erhellet, dass eine merkliche Verschiedenheit in der Wirkung des Haakens und des Pfluges, bei Umbrechung des Erdreichs, eintrete, und dass es folglich nicht gleichgültig sei, welches Werkzeug gebraucht wird. Der Pflug legt die Oberfläche ebenmäßiger und vollkommener herum; weswegen er bei der ersten Aufbrechung des Graslandes, und vielleicht jeder Stoppel, entschiedene Vorzüge zu haben scheint. Geübte Arbeiter wissen zwar den Haaken so seitwärts zu halten, dass die Oberfläche größtenteils nach der einen Seite fällt, und ziemlich umgewandt wird. Indessen kann diese Arbeit nie so vollkommen und immer nur mühsamer, wie mit dem Pfluge, verrichtet werden; auch ist es kaum zu vermeiden, dass Balken stehen bleiben, welche zwar durch die queer gehaakte Wendefahre nachgeholt werden, aber doch die Mürbigkeit nie erlangen, welche die zum ersten Male umgewandte Grasnarbe oder Stoppel erhält. Dagegen hat der Haaken den entschiedenen Vorzug, dass er dee Ackerkrume mehr zerteilt und bricht, als wenn solche mittelst des Pfluges bloß abgeschält und umgewandt wird. Ein gehaakter Acker sieht weit rauher und unebener aus; und wer daher die Güte der Pflugarbeit nur nach der ebenen Umlegung der Furchen zu beurteilen gewohnt ist, würbe an einem gehaakten Felde kein Wohlgefallen finden, bevor es geegget worden ist. Die Einwirkung der Egge aber ist dagegen auf einem gehaakten Felde von desto größerem Nutzen, und mittelst derselben wird dem gehaakten Boden eine solche Zerteilung und Ebenung gegeben, wie sie ein gepflügter Acker nichte leicht erhalten kann.

Die zweckmäßigste Anwendung des Haakens geschieht also, ohne allen Zweifel, bei der Wendung und Rührung des Ackers, und zwar wenn die vorhergehende Furche im geraden oder schiefen Winkel durchkreuzet wird. Auf diese Weise tut eine Haakenfahre zur Auflockerung des Erdreichs zur Aushebung und Zerstörung der Quecken und anderer, einwurzelnden Unkrautsarten unbezweifelt mehr, als zwei Pflugfahren.

Diese relativen Vorzüge des Pfluges und Haakens sind von den einsichtsvollesten, Landwirten auch anerkannt. Indessen scheuen Manche die Unbequemlichkeiten und Schwierigkeiten, welche in der Praxis mit dem abwechselnden Gebrauch zweierlei Ackerwerkzeuge auf einem großen Hofe verbunden sind, vielleicht zu sehr, und bleiben bei einem. Und da sind denn die Meinungen, welches von beiden man zum allgemeinen Gebrauche wählen solle, noch sehr verschieden.

So sehr Einige dem Haaken den Vorzug geben, so haben Andre diesen doch an die Seite gesetzt, und den Pflug eingeführt. Wo dieses nach richtigen Gründen geschehen ist, da beruhen solche auf der losen und leichten Beschaffenheit des Erbbodens, dessen Bindung und Zusammenhang mehr erhalten als zerstört werden muss. Die Richtigkeit dieser Gründe ist durch Erfahrung von dem Herrn von Weyhe zu Eimke, in einer Abhandlung, über die Vorzüge des Haakens, (s. d. 3ten Band dieser umgearbeiteten Annalen), vortrefflich bestätigt worden. Bei einem so leichten Boden darf man die kompakten Erdteilchen nicht zu sehr von einander trennen, sondern muss ihnen die Bindung lassen, welche sie durch den Druck erhalten haben; auch darf man die wenige Feuchtigkeit, welche er enthält, der Verdunstung nicht zu sehr aussetzen. Dahingegen macht die mehrere Lockerung und Zerteilung, welche der bindende strenge Boden durch den Haaken erhält, die Anwendung dieses Werkzeuges so nützlich, dass es hier den Vorzug vor dem Pfluge verdient, wenn überhaupt nur eins von beiden gebraucht werden soll. Am zweckmäßigsten aber wird der Pflug zum Aufbruch des Dreesches und der Stoppel, der Haaken zu den Wend- und Rührfahren gebraucht. Bei der Saatfahre hat der Pflug ohne Zweifel den Vorzug, wenn untergepflügt wird, indem der Haaken die Körner in ungleiche Tiefe bringt; letzterer aber, wenn bei bindigen Boden obenauf gesäet werden soll, weil die Saat dann gleichmäßiger verteilt wird, und nicht so sehr reihenweise in die Furchen fallt.

Ein großer Vorzug des Haakens aber besteht darin, dass er minderen Kraftaufwand, wie der gewöhnliche Pflug, erfordert, indem auch auf dem schwersten Boden durchaus nur zwei Ochsen dazu gebraucht werden. Mann rechnet zwar in größeren Wirtschaften vier Ochsen auf einen Haaken; nennt ihn dann aber einen Wechselhaaken, und spannt die Ochsen dann zu zwei und zwei abwechselnd an. Ein solcher Wechselhaaken arbeitet dann aber auch zwölf Stunden täglich, und beackert darin nach Beschaffenheit des Bodens 400 bis 500 Quadrat-Ruthen, und im leichten Boden weit mehr. Man rechnet überhaupt, dass ein Wechselhaaken den Acker zu 158 Scheffel Aussaat, mittelst vier Fahren, mindestens verarbeite. Genauere Berechnungen über die Verhältnisse der Kraft und Zeit, welche Haaken und Pflug erfordern, findet man in Herrn Schumachers obenerwähnter Abhandlung.

Die Führung des Haakens scheint nur dem Ungewohnten beschwerlicher und anstrengender zu sein, als die des Pfluges. Ein geübter Mecklenburgischer Haaker findet nicht, dass ihn eine zwölfstündige Arbeit damit, angreift; würde sich hingegen sehr beschwert fühlen, wenn er so lange einen mit Pferden bspannten Pflug, führen sollte. Auch findet man häufig schwache Leute bei dieser Arbeit.

Endlich gereicht, neben seinen anderen Vorzügen, die Wohlfeilheit dieses Werkzeuges demselben zur Empfehlung. - Gewöhnlicherweise arbeitet man nur mit Ochsen vor dem Haaken, und dieses Instrument ist gewiss besonders für sie geeignet. Es geht mit abgesetzten kleinen Rucken besser, als mit gleichförmigem, anhaltendem Zuge. Indessen findet man auch an einigen Orten Pferdehaaken, wovor ein Pferd in der Gabeldeichsel geht. Im Allgemeinen aber hat der Mecklenburger die Frage: über den Vorzug der Ochsen und Pferde — für sich längst entschieden: erstere gehören vor den Haaken; letztere vor den Pflug und die Egge. Jedoch hat man auf leichterem Boden, wo man den Haaken mit dem Pfluge verwechselt hat, die Ochsen dennoch beibehalten. So viel mag hier über den Haaken und dessen Bespannung genug sein.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Bemerkungen über Mecklenburg